Die Fußball-Europameisterschaft geht in die entscheidende Phase. In allen Gruppen stehen ab jetzt die letzten Spiele an. Für Gastgeber Polen geht es gegen Tschechien um alles. Der Noch-Bremer Sebastian Boenisch nennt es ein "echtes Finale", für Dortmunds Robert Lewandowski ist es das "vielleicht wichtigste Spiel in der Fußball-Geschichte des Landes". Das EM-Duell mit Tschechien (ab 20.45 Uhr im stern.de) in Breslau sorgt in Polen für kollektiven Nervenkitzel. Mit einem Sieg stünde die heimische Nationalmannschaft erstmals seit den achtziger Jahren im Viertelfinale eines großen Turniers. Doch schon ein Unentschieden würde den Co-Gastgeber aus allen Träumen von einer märchenhaften Erfolgsstory reißen. Trainer Franciszek Smuda hofft auf ein Happy End: "Wir werden alles versuchen, diese Chance zu nutzen."
Nach zwei Unentschieden in Gruppe A gegen Griechenland (1:1) und Russland (1:1) steht das Team um das BVB-Meistertrio Lewandowski, Lukasz Piszczek und Jakub Blaszczykowski gewaltig unter Druck. Eine Umfrage in Polen, wonach mehr als 80 Prozent der Landsleute von einem Sieg ausgehen, macht die Sache nicht einfacher. Doch mit der großen Erwartungshaltung können die Profis nach Einschätzung des künftigen Kölners Adam Matuschyk mittlerweile besser umgehen als noch im EM-Eröffnungsspiel: "Wir haben gegen die Russen bewiesen, dass wir diesem Stress standhalten können."
Szczesny kehrt wohl zurück ins Tor
Diskussionen gibt es bei den Polen noch um die Besetzung der Torwart-Position. Obwohl Ersatzmann Przemyslaw Tyton zuletzt überzeugte und bei den Fans hoch im Kurs steht, scheint Polens Nationalcoach Smuda eine Rückkehr des Rotsünders Szczesny zu favorisieren. Laut Torwarttrainer Jacek Kazimierski fällt die Entscheidung erst kurz vor dem Spiel: "Beide sind in sehr guter Form. Es gibt keine großen Unterschiede." Unabhängig vom Auftritt der in der Gruppe führenden Russen (4 Punkte) gegen Griechenland (1) können die Polen im Duell mit den Tschechen (3) aus eigener Kraft das vor der EM ausgegebene Ziel Viertelfinale erreichen.
Aber auch die Tschechen gehen mit viel Selbstbewußtsein in die Partie. "Wir sind in einer sehr guten Situation, der Druck liegt bei den Polen. Mehr hätten wir uns nach dem 1:4 gegen Russland nicht wünschen können", sagte Abwehrspieler Michal Kadlec. Die positive Reaktion auf die deprimierende Schlappe zum Turnierauftakt hat der Mannschaft den Glauben an die eigene Stärke zurückgegeben. Kadlec gibt die Marschrichtung vor: "Wir lassen die Polen das Spiel machen und gewinnen."
Russland und Griechenland streiten um Viertelfinal-Platz
Im zweiten Spiel der Gruppe trifft Russland auf Griechenland. Die Russen gehen nach den bisherigen starken Leistungen mit großem Selbstvertrauen und Siegesgewissheit in das Gruppenfinale. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das Viertelfinale erreichen", sagte Trainer Dick Advocaat am Freitag. Auch der dreifache EM-Torschütze Alan Dsagojew glaubt nicht an einen Vorrunden-K.o. "Ich bin sicher, dass wir weiterkommen. Wir müssen gewinnen und ich denke, dass wir ein gutes Spiel zeigen werden", sagte der 21 Jahre alte Angreifer von ZSKA Moskau.
Die Griechen haben allen Prognosen zum Trotz die Hoffnung auf ein kleines EM-Wunder noch nicht aufgegeben. Zwar traut fast kein Beobachter den bislang eher bieder auftretenden Hellenen wirklich einen Erfolg zu. Aber gerade in dieser Außenseiterrolle sieht die Mannschaft von Trainer Fernando Santos ihre Chance, doch noch das Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zu erreichen. Die Ausgangslage ist eindeutig: Ein Sieg gegen die Sbornaja - und Griechenland steht in der Runde der besten Acht. Im Duell mit den schnellen und kombinationssicheren Russen darf sich der Überraschungs-Europameister von 2004 nicht wieder Schlafmützigkeit in der Anfangsphase leisten. "Jeder von uns muss von Beginn an hellwach sein", forderte Verteidiger José Holebas.
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