Dem Hochmut folgte der tiefe Fall: Nach Real Madrid und Arsenal London ist mit Titelverteidiger AC Mailand völlig unerwartet auch der dritte Gigant im hohen Bogen aus der Champions League geflogen.
"Der Absturz der Götter", titelte "La Gazzetta dello Sport" nach der spektakulären 4:0 (3:0)-Torgala, mit der Deportivo La Coruna Fußball-Geschichte schrieb und als erstes Team im Wettbewerb einen Drei-Tore-Rückstand wettmachte. Dagegen lieferte der nach dem Hinspiel-4:1 noch als "weltbestes Team" abgefeierte AC Mailand eine "superhässliche Leistung" (Gazetta) ab, die gnadenlos bestraft wurde.
Pressestimmen
Zu La Coruna - AC Mailand (4:0)
"La Gazzetta dello Sport": "Der Absturz der Götter. Wenn ich Milan-Fan wäre, würde ich bis Ostern weinen. Das Ende der Welt im Riazor. Milan ist ausradiert im Stadion, in dem im letzten Jahr der Siegeszug begann. Milan ist keine Minute auf dem Platz gewesen."
"Corriere della Sera": "Milans Zusammenbruch: Rauswurf aus Europa. Milan, das uns hatte träumen lassen, ereilt das gleiche Schicksal wie Real Madrid."
"La Repubblica": "Milan in Trümmern. Der europäische Champion erleidet die schmerzlichste Niederlage aller Zeiten."
"La Stampa": "Was für ein Destaster. Milan in Spanien gedemütigt."
"Marca": "Helden - Deportivo hat sich den Himmel verdien. Spanien im Delirium, halb Italien kann es nicht fassen und ganz Europa staunt: Deportivo hat den allmächtigen AC Mailand gestürzt. Das war aber kein Wunder, sondern ein Riesenspiel von Super-Depor."
"As": "Galaktisch? Nein, galicisch - Nun ist der Nächste dran!"
"El País": "Deportivo hat Sportgeschichte geschrieben und Berlusconis Imperium zu Fall gebracht. Im Riazor-Stadion herrschte so etwas wie Ekstase, denn die Arena erlebte ein unbeschreibliches Delirium und wurde Zeuge einer Heldentat, die in die Annalen des europäischen Fußballs eingehen wird."
"Berlusconis Imperium zu Fall gebracht"
Die Spanier konnten ihr Glück nach dem Abpfiff kaum fassen. "Dieser Sieg zeigt, dass Wunder geschehen", jubelte Javier Irureta nach dem Torfestival durch Pandiani (5.), Valeron (35.), Luque (44.) und Fran (76.). Der Coach versprach spontan, auf Knien zum Grab des Heiligen Jakob in der Kathedrale von Santiago de Compostela zu kriechen, dem Heiligtum der galizischen Hauptstadt und eine der wichtigsten Pilgerstätten der Welt.
Auch die spanische Presse überschlug sich in Lobeshymnen und Superlativen: "Deportivo hat sich den Himmel verdient", rief die Sportzeitung Marca" himmlische Mächte an. "Deportivo hat Berlusconis Imperium zu Fall gebracht", meinte "El País" über die "Heldentat, die in Europas Fußball-Annalen eingehe".
Italien unter Schock
Dagegen standen die Italiener zunächst völlig unter Schock. "Mir ist das unerklärlich. Das müssen wir in Ruhe analysieren. Das habe ich nicht erwartet", gab Milans Carlo Ancelotti fassungslos zu Protokoll. Seine Elf, die im Vorjahr an gleicher Stelle beim 4:0 ihren Sturm zum Champions- Titel startete, wohl auch nicht. "Milan wurde ausradiert im Stadion, in dem 2003 der Siegeszug begann", fasste "La Gazzetta" das Debakel zusammen. "Milan in Trümmern", kommentierte "La Reppublica" erschüttert und sprach von "der schmerzlichsten Niederlage aller Zeiten".
Porto jubelt
Während der Titelverteidiger erneut scheiterte, kann der FC Porto als erster Club seit dem FC Liverpool (1976/1977) binnen eines Jahres nach dem UEFA- auch den Meister-Cup gewinnen. Die Portugiesen gaben gegen Olympique Lyon (2:2) den 2:0-Bonus aus dem Hinspiel nicht mehr preis und haben sogar noch die Triple-Chance (Meisterschaft, Pokal und Champions League). "Der Halbfinal-Einzug zeigt: Wir sind eine der besten Mannschaften Europas", betonte Erfolgscoach José Mourinho. Er lobte vor allem den "einfach brillanten" Doppel-Torschützen Maniche als einen der "unbändigen Siegertypen" im Team.
CL der Außenseiter
Damit kämpfen vier Außenseiter am 20./21. April und 4./5. Mai um den Einzug ins Champions-League-Finale am 26. Mai. Der gegen Real Madrid siegreiche AS Monaco trifft dabei auf Chelsea London, während sich der FC Porto mit dem neuen spanischen heldenteam von La Coruna auseinandersetzen muss. Italien, im Vorjahr noch mit Milan, Juventus Turin und Inter Mailand als Trio vertreten, findet im Halbfinale nicht statt.