Eigentlich sollte alles ganz schnell gehen. Anreisen, 90 Minuten spielen, Bankett, Abreise, Geld kassieren. Doch der FC Bayern hat sich mit seinem Flug nach Saudi-Arabien offenbar verspekuliert. Denn der Trip mit Trainingsspiel (4:1 für den FCB) hat gerade ein unangenehmes Nachspiel. Es hagelt Kritik - die Beschwerden kommen aus Deutschland und Saudi-Arabien gleichermaßen.
Die Kritik aus Deutschland richtet sich vor allem an die Wahl Saudi-Arabiens als Gastgeberland für das Testspiel. Der FC Bayern kassierte für den Auftritt eine Gage im Millionenbereich - allerdings sei das Geld nicht direkt vom Land gekommen, betonte ein Club-Sprecher gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Nach Informationen der Zeitung seien die Zahlungen über den Sponsor Volkswagen abgewickelt worden.
Kein Signal für Menschenrechte
"Fußballer müssen ja keine Politiker sein, aber sie sollen sich der Menschenrechtslage bewusst sein und durchaus mal ein Zeichen setzen", sagte beispielsweise die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag (SPD), der "Süddeutschen Zeitung". Saudi-Arabien werden zahlreiche Menschenrechtsverstöße und die Diskriminierung von Frauen vorgeworfen. Zurzeit sorgt der Fall eines saudischen Bloggers für Aufregung, der wegen Meinungsäußerungen zu einer Prügelstrafe verurteilt wurde.
Nach Ansicht des sportpolitischen Sprechers der Grünen, Özcan Mutlu, habe es der deutsche Fußball-Rekordmeister verpasst, mit einer Absage des Testspiels ein "starkes Signal für Demokratie und Menschenrechte zu setzen".
Saudischer Prinz verärgert
Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung ist zudem ein saudischer Prinz verärgert über den Auftritt des Rekordmeisters. Der Boss des Clubs Al-Hilal, Prinz Abdulrahman bin Musaid, beschwerte sich, weil ein gemeinsames Abendessen der beiden Teams nicht wie geplant stattfand. "Das ist unverschämt und inakzeptabel. Meinem Team wurde verboten hineinzugehen. Uns wurde zugesagt, dass wir ein gemeinsames Dinner haben werden", sagte er laut "Bild".
Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick klärte auf: "Das war ein großes Missverständnis. Wir hatten im Saal noch auf die Mannschaft gewartet. Als Gast konnten wir die Zugangsberechtigungen gar nicht vor Ort bestimmen."
Fans sind entsetzt
Derweil veröffentlichte die "Zeit" einen offenen Brief eines Bayern-Fans, der die Bayern für ihre Reisen nach Katar und Saudi-Arabien scharf kritisiert.
"Obwohl mir der Verein, den ich seit meinem elften Lebensjahr unterstütze, weiterhin sehr viel bedeutet und mir sportlich derzeit eine Freude bereitet wie selten zuvor in meinem Leben, kann ich verschiedene Entscheidungen der Vereinsführung derzeit mit meinem Gewissen nicht vereinbaren", schreibt der Fan. Er fordert den Vorstand zu einer konkreten Stellungnahme auf. Eine Antwort gab es bislang offenbar nicht. (Den vollen Brief finden Sie hier bei den Kollegen der "Zeit".)