Franck Ribéry ist wieder da, aber beim FC Bayern bleibt es auch nach der von Jürgen Klinsmann freudig registrierten "kleinen Wiedergutmachung" im DFB-Pokal spannend. Der Trainer setzte beim 2:0 (1:0)-Erfolg im bayerischen Derby gegen den 1. FC Nürnberg mit seinen System- und Personal-Rochaden, mit denen er insbesondere den auf die Ersatzbank rotierten Kapitän Mark van Bommel heftig zurechtstutzte, neue Reizpunkte vor den folgenden Prüfungen in Bundesliga (Hannover 96) und Champions League (Olympique Lyon).
"Wir haben uns einigermaßen rehabilitiert", kommentierte Uli Hoeneß erleichtert. Klinsmanns Wirkung zeigende Maßnahmen bis hin zur Umkehr vom neuen 3-5-2- zum etablierten 4-4-2-System waren für den Manager eher unerheblich für den Umschwung nach der 2:5-Klatsche gegen Werder Bremen. "Das System ist doch völlig wurscht. Heute haben alle elf besser gespielt als am Samstag", polterte Hoeneß erregt. "Wir haben die richtige Antwort gegeben. Darauf kann man aufbauen", meinte Tim Borowski, der nach dem Führungstor des bärenstarken Miroslav Klose (7.), der seine frühzeitige Auswechslung unwillig zur Kenntnis nahm (65.), für die Entscheidung sorgte (68.).
Hoeneß freut sich, Klinsmann mahnt
An der Einleitung des fein herausgespielten 2:0 war auch Ribéry beteiligt, den Klinsmann kurz zuvor für Klose gebracht hatte. Das Comeback des Franzosen, 99 Tage nach seiner bei der EM erlittenen Fußverletzung, war der umjubelte Höhepunkt des Abends in der Allianz Arena. Mit dem Wirbelwind soll alles wieder gut werden, Glanz und Konstanz ins Spiel des Meisters einziehen. "Keine Mannschaft kann sich dem Charme und seinem Fußballspiel entziehen", schwärmte Hoeneß mit leuchtenden Augen. "Er hat Esprit", betonte auch Klinsmann.
Ribéry selbst konnte das Ende seiner Leidenszeit "kaum erwarten". Jetzt will er möglichst schnell "den Rhythmus finden". Klinsmann mahnte zur Geduld: "Er wird von einem Spiel zum anderen an Fahrt zunehmen." Hoeneß freute sich über erste Ansätze, über das wieder höhere Tempo: "Wie er das Spiel schnell macht, ist allererste Sahne. Es sind die Kleinigkeiten, wie die Pässe aus dem Fußgelenk."
"Reibung kann Leistung erzeugen"
Ribéry dürfte rasch wieder zu den wenigen Gesetzten gehören, der Kapitän ist es nicht mehr: Auch die Binde bewahrte Mark van Bommel nicht vor der Rotation, die Klinsmann ganz anders interpretiert als sein Vorgänger Ottmar Hitzfeld - knallhart und kompromisslos. "Beim Mark kommt es ein bisschen zum Duell mit Andreas Ottl", berichtete der Coach. Die "Wertschätzung", die ihm Klinsmann entgegenbrachte, rechtfertigte Ottl mit einer blitzsauberen Leistung. "Ich versuche, am Ball zu bleiben", kündigte der Youngster an, während van Bommel wortlos das Stadion verließ.
Hoeneß versuchte, dem Vorgang Brisanz zu nehmen. "Egal, ob Kapitän oder nicht: Ich glaube nicht, dass das eine Rückversetzung wegen schwacher Leistung war", sagte der Manager. Die notwendige Rotation mache eben vor Nichts und Niemandem Halt: "Zwischendurch muss jeder bei Laune gehalten werden." Der entscheidungsfreudige Klinsmann nimmt Konflikte in Kauf, Reibung kann Leistung erzeugen: "Es entsteht unheimlich viel Druck von der Bank", sagte Klinsmann, der personell die Qual der Wahl hat: "Es wird nicht einfach für mich."