Bei den Bayern laufen die Planungen für die neue Saison auf Hochtouren - und das, obwohl über den Verbleib des Trainers noch gar nichts bekannt ist. Zwei Stunden habe man sich in der letzten Woche über Transfers unterhalten, erzählte Jürgen Klinsmann unlängst. Dabei fiel auch der Name des Schalker-Flügelspielers Rafinha, mit dem sich die Bayern nach Informationen der Münchener "Abendzeitung" schon einig sein sollen. Bei den Königsblauen dementiert man allerdings - noch.
Fest steht bei den Bayern bisher: Lukas Podolski geht, der Mönchengladbacher Alexander Baumjohann kommt, der Hamburger Ivica Olic ebenso. Eine der wichtigsten Planstellen auf dem Spielfeld, die Position des defensiven Mittelfeldspielers, wird mit dem Ukrainer Anatolij Timoschtschuk, derzeit noch in Diensten des russischen Uefa-Pokal-Siegers Zenit St. Petersburg, ausgefüllt. Dass aber noch weitere Transfers nötig sein werden, ist unstrittig und wird umso deutlicher bei der Analyse des aktuellen Kaders. stern.de zeigt auf, wo die Bayern dringend nachbessern müssen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, was im Tor der Bayern gerade Trumpf ist.
Tor
Fast alles ist möglich im Tor der Bayern - nur eines scheint ausgeschlossen: Die Rückkehr des von Trainer Klinsmann rasierten Michael Rensing. Sollte Klinsmann auch in der kommenden Saison noch Coach beim deutschen Rekordmeister sein, könnte sogar Hans-Jörg Butt weiter die Nummer eins bleiben. Eine andere Lösung liegt aber näher: Nationaltorwart Robert Enke von Hannover 96 kommt an die Isar. Enke, derzeit der vielleicht beste deutsche Keeper, braucht - vor allem auch im Hinblick auf die WM 2010 - Einsätze auf der internationalen Bühne. Die bekommt er in Hannover ganz sicher nicht. Die Sensations-Variante: Mit Thomas Kraft haben die Bayern noch ein Torwart-Juwel in der Hinterhand. Kraft ist zwar aktuell "nur" die Nummer drei, aber speziell Klinsmann hält sehr viel vom Youngster und traut ihm den Durchbruch zu. Schon in der kommenden Saison?
Fazit
Kein dringender Handlungsbedarf, aber auch kein Selbstläufer.
Und weiter geht's mit der Analyse der Abwehr.
Abwehr
Die Abwehr der Bayern gleicht derzeit einer einzigen Baustelle. Am schlimmsten drückt der Schuh auf der rechten Außenbahn, deshalb hat man ja auch die Fühler nach Rafinha ausgestreckt. Lell und Oddo versemmeln abwechselnd und in schöner Regelmäßigkeit ihre Chancen, sich festzuspielen. Aber selbst wenn Rafinha kommt, fehlt immer noch mindestens ein Klassemann, um international konkurrenzfähig zu werden. Auch links sieht es ja, abgesehen von Philipp Lahm, düster aus. Zur Innenverteidigung: Demichelis, Lucio, van Buyten, Breno, Angst und Schrecken verbreitet aus diesem Quartett einzig der unverwüstliche brasilianische Weltmeister Lucio. Dahinter bzw. daneben wackelt es gewaltig. Demichelis hat Weltklasse-Tage im Repertoire - und Kreisliga-Tage. An Daniel van Buyten scheiden sich die Geister wegen seiner Unbeweglichkeit und fehlenden Dynamik. Über den Schüler Breno muss man nicht viele Worte verlieren, sondern sich nur die Videos seiner Horror-Auftritte gegen Wolfsburg und Barcelona anschauen.
Fazit
SOS, Uli Hoeneß übernehmen Sie!
Im Mittelfeld sieht es so aus.
Mittelfeld
Anatolij Timoschtschuk wird wahrscheinlich den Platz von Mark van Bommel übernehmen. Sollte Ribery nach einer verpassten Champions-League-Qualifikation dem Lockruf des Geldes folgen, könnte Oldie Ze Roberto wieder auf links landen. Schweinsteiger bleibt unantastbar im rechten offensiven Mittelfeld. Und dann wird’s auch schon wieder eng. Kaum denkbar, dass der verpflichtete Baumjohann sofort denn Sprung in die erste Elf schafft. Ottl, Altintop, Borowski und Sosa werden womöglich auch in der kommenden Saison über ihren Status als Ergänzungsspieler nicht hinauskommen.
Fazit
Timoschtschuk, Ze Roberto, Ribery, Schweinsteiger - das passt. Fällt einer raus, fällt Bayern um. Zwei gestandene Mittelfeldspieler müssen noch kommen.
Und im Angriff...
Sturm
Im Moment bleibt Jürgen Klinsmann wegen der Verletzung von Miroslav Klose nichts anderes übrig, als Luca Toni als einzige Spitze aufzubieten, dazu stellt er manchmal Ribery als zweite hängende Spitze auf. Lukas Podolski hat seinen Kredit längst verspielt und nimmt in den laufenden Saisonplanungen des Trainers überhaupt keine Rolle mehr ein. So geht der Verein, Stand heute, mit zwei Topangreifern in die neue Saison. Ivica Olic reißt zwar beim HSV Bäume aus, aber das macht ihn noch lange nicht zum Star im Haifischbecken der Bayern. Derartig unterbesetzt aufgestellt, gewinnt man in Europa keinen Blumentopf - zumal keiner weiß, was genau mit Luca Tonis Achillessehne los ist. Man stellte sich nun noch vor, dass Halbstürmer Ribery den Club im Sommer verlässt - die nächste Großbaustelle wäre eröffnet.
Fazit
Ran ans Festgeldkonto, auch im Sturm muss nachgebessert werden, ein Topmann wird dringend gesucht!