Die neue Fußball-Saison für die Profis läuft gerade an, für viele Amateure ist der Spielbetrieb bereits im Gange. In einer Kreisliga in Sachsen-Anhalt drohen jedoch etliche Spiele auszufallen. Der Grund ist der Klub FC Ostelbien Dornburg, in dem nach Recherchen von MDR und "Mitteldeutscher Zeitung" rund 15 Spieler zur rechtsextremen Szene gehören sollen. Der Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt habe das bestätigt. Bereits mehrfach soll es während der Spiele zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sein, Schiedsrichter seien bedroht, Gegner bespuckt und geschlagen worden.
Den Berichten zufolge sollen 59 der 65 zuständigen Schiedsrichter sich nun weigern, weitere Spiele des Klubs zu pfeifen. Mehrere gegnerische Teams haben demnach bereits angekündigt, nicht mehr gegen Dornburg antreten zu wollen. "Ich will nicht in meiner Freizeit um Leib und Gesundheit fürchten müssen", begründete der Vereinschef des Konkurrenten SV Eiche Redekin und aktive Schiedsrichter, Michael Pieper, diesen Schritt.
Bekannter Neonazi läuft mit der 18 auf
Über den Verein wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach berichtet. Besonders der Dornburg-Spieler mit der Nummer 18 als Rückennummer, Dennis Wesemann, hat es zu zweifelhaftem Medienruhm geschafft. Die 18 hat für Neonazis eine spezielle Bedeutung, da sie für den ersten und achten Buchstaben im Alphabet und damit für die Initialen Adolf Hitlers steht - analog zur 88 für den bekannten Ausruf.
Das MDR-Magazin "Exakt" widmete dem mutmaßlichen Neonazi einen siebenminütigen Beitrag. Wesemann wäre in seinem Heimatdorf beinahe Bürgermeister geworden, soll einen Hooligan-Klub mitgegründet haben und verkauft hauptberuflich Kleidung mit gewaltverherrlichenden Symbolen und Motiven. Während der MDR-Dreharbeiten schlug er auf die Kamera der Reporter ein. Ein Ausschnitt des Beitrags zeigt ihn dabei, wie er nach einem verlorenen Spiel einen gegnerischen Spieler mit einem Faustschlag niederstreckt. Gegen Wesemann soll bereits wegen Körperverletzungen, Beleidigungen und volksverhetzenden Äußerungen sowie der Verwendung von Symbolen verfassungswidriger Organisationen ermittelt worden sein - verurteilt wurde er nie.
Nach langem Zögern prüfen laut eines Berichts der "Mitteldeutschen Zeitung" Landessportbund und Landesfußballverband derzeit die Möglichkeit, den Verein auszuschließen. Offenbar geschieht dies auf Druck des Innenministeriums. Innenstaatssekretär Ulf Gundlach (CDU) erklärte demnach , dass "man in den Verbänden das Problem jetzt ernsthaft sieht". Es gebe "Anhaltspunkte und Indizien dafür", dass ein Ausschluss erfolgreich sein könnte. Gundlach warnte in dem Bericht aber vor überzogenen Erwartungen: "Das Verfahren wird noch ein paar Monate dauern, zudem ist davon auszugehen, dass der Verein Rechtsmittel einlegt." Am 6. August will sich der Landessportverband mit dem Fall beschäftigen.