Fifa-Exekutivkomittee Blatter sitzt die Krise aus

War da was? Der umstrittene Fifa-Chef Sepp Blatter lässt sämtliche Rücktrittsforderung an sich abperlen. Auf einer bizarren Pressekonferenz verkündete er stattdessen zwei überraschende Personalien.

Der umstrittene Fifa-Chef Joseph Blatter kommt den zahlreichen Forderungen nach seinem Rücktritt nicht nach und treibt stattdessen seine eigenen sogenannten Reformen im schwer angeschlagenen Fußball-Weltverband weiter voran. Das Exekutivkomitee ernannte am Dienstag den deutschen Richter Joachim Eckert und den amerikanischen Staatsanwalt Michael Garcia anstelle des favorisierten Argentiniers Luis Moreno Ocampo zu den Vorsitzenden der beiden Kammern der neuen Ethikkommission, die den Kampf gegen die Korruption in der FIFA voranbringen soll. "Ich bin ein glücklicher Präsident, weil unserer Reformprozess weitergeht. Ich als Präsident werde diesen Reformprozess weiter begleiten", sagte Blatter in Zürich.

Die neuesten Enthüllungen im Fifa-Bestechungsskandal und auch sein möglicher Rücktritt waren nach Angaben des Schweizers kein Thema bei der Sitzung des Exekutivkomitees. "Über die Position des Fifa-Präsidenten kann nur der Kongress entscheiden", sagte Blatter und fügte hinzu: "Verstehen Sie: Wenn ich jedes Mal reagieren würde, wenn irgendjemand auf der Welt sagt, trete zurück, dann würde ich mich blau und grün ärgern."

Nach seinen Angaben gab es in der Affäre um die mittlerweile insolvente Schweizer Marketingfirma ISMM/ISL keine Schmiergeldzahlungen an weitere Funktionäre des Fußball-Weltverbandes. "Ich weiß und wusste nichts von weiteren Personen", sagte der 76-Jährige.

Deutscher Richter soll Blatters Ruf retten

Der 64 Jahre alte Eckert leitet die 6. Strafkammer des Landgerichts München und ist dort auf Wirtschaftsverfahren spezialisiert. Er soll in einer juristisch ähnlichen Konstruktion wie beim Deutschen Fußball-Bund ein Sportgericht der Fifa leiten. Garcia arbeitet in den USA als Ankläger und war in dieser Funktion unter anderem auch im Doping-Prozess gegen die frühere Sprint-Olympiasiegerin Marion Jones tätig. Er soll in der Ethikkommission einer Art Kontrollausschuss vorsitzen. "Die Vorsitzenden der beiden Kammern sind komplett unabhängig", sagte Blatter. Die Fifa werde allen Entscheidungen der neuen Ethikkommission folgen.

Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger stellte sich derweil hinter Blatter. "Aus Sicht der Fifa-Exekutive ist er absolut tragbar. Der Reformprozess wäre gar nicht weitergegangen ohne ihn", sagte das Mitglied des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes am Dienstag in Zürich. Ein Rücktritt Blatters, wie ihn unter anderem der deutsche Ligapräsident Reinhard Rauball gefordert hatte, sei kein Thema gewesen, bekräftigte Zwanziger am Rande der Komitee-Sitzung. "Ich hatte keinen Auftrag, ihn zu fordern."

DPA
kng/mlr/DPA/AFP

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