Fifa-Kongress in Marakesch Fifa beschließt Taskforce und Frühwarnsystem

Auf dem 55. Ordentlichen Kongress des Fußball-Weltverbandes in Marakesch nahm der Fifa-Präsident Joseph Blatter kein Blatt vor den Mund und sagte Korruption und Doping den Kampf an.

"Wir müssen gegen die Probleme im Herzen unseres Fußballs angehen". Das waren die Worte des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter einen Abend vor Beginn des zweitägigen Kongresses, der mit einer feierlichen Zeremonie und einem Gala-Diner eröffnet wurde. Im Mittelpunkt der Tagung standen vor allem Schiedsrichterbestechung, Wettbetrug, der Streit mit der Anti-Welt-Doping-Agentur (WADA) sowie Besitzverhältnisse und Autonomiebestrebungen einzelner Clubs.

Kampf der Korruption

Als Konsequenz aus dem Manipulationsskandal um Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer, beschloss die Fifa-Exekutive ein weltweites Frühwarnsystem nach deutschem Vorbild zu schaffen. Dazu sollen umgehend Gespräche mit den wichtigsten staatlichen und privaten Buchmachern geführt werden. Ziel ist es, künftig frühzeitig über ungewöhnliche Wetteinsätze vor Fußballspielen informiert zu werden.

Zudem beschloss das Fifa-Führungsgremium, dem auch DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder angehört, erwartungsgemäß die Gründung einer Dringlichkeits-Kommission, die Blatter zusammenstellen soll. Die "Taskforce" soll sich beispielsweise mit Besitzverhältnissen von Clubs, Autonomiebestrebungen von nationalen Ligen oder politische Einflussnahmen auf nationale Verbände beschäftigen. Die Regierungen von Griechenland, Polen und Portugal wurden aufgefordert, bis zum 15. Juli 2006 ihre im Widerspruch zu den Fifa-Statuten stehenden Sportgesetze anzupassen. In allen drei Ländern moniert die Fifa eine zu große Macht der nationalen Ligen.

"Wo Rauch ist, ist auch Feuer"

"Wir müssen den Gefahren ins Auge schauen. Wo Rauch ist, ist Feuer, und wir müssen die Feuer löschen", warnte Fifa-Präsident Joseph Blatter in seiner knapp einstündigen Grundsatzrede, in der er vor allem mit den europäischen Proficlubs hart ins Gericht ging.

Bei der ersten Fifa-Vollversammlung auf afrikanischem Boden übte Blatter vor allem an der "G14" offen Kritik, ohne die Vereinigung der Großvereine beim Namen zu nennen. "Es gibt im Vereins-Fußball eine Entwicklung, die man nicht gerade als Paradebeispiel für Solidarität bezeichnen kann. Sie haben zum Ziel, dass die Reichen immer reicher werden, und sie nutzen jede Möglichkeit, um den Ausverkauf in Afrika voranzutreiben", sagte Blatter und forderte die 202 anwesenden Delegierten zum Handeln auf: "Der Abstand wird größer und größer. Das ist ein Problem, gegen das Sie vorgehen müssen."

Streit um Mindeststrafe bei Dopingvergehen

Kompromisslos zeigte sich Blatter auch im Zwist mit Richard Pound, dem Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. "Es ist keine angenehme Situation für einen Fifa-Präsidenten, wenn er als jemand dargestellt wird, der nicht ausreichend gegen Doping vorgeht", sagte der Schweizer unter Hinweis darauf, dass der Weltverband den WADA-Code unterschrieben habe.

Damit unterwirft sich die Fifa dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) als letzte Rechtsinstanz. Während Pound auf die Einhaltung der Mindeststrafe bei schweren Dopingvergehen von zwei Jahren besteht, beharrt die Fifa bei einem Strafregister von einer Verwarnung bis hin zur lebenslangen Sperre auf Einzelfallprüfung. Im Streitfall müsse eben der CAS entscheiden, ob sich die Fifa an den WADA-Code halte oder nicht, bemerkte Blatter:"Wir machen im Kampf gegen Doping mehr als gefordert. Vielleicht machen wir schon zu viel."

Neuzugänge und Finanzbericht

Ansonsten verlief der 55. Kongress, bei dem keine Wahlen auf dem Programm standen, harmonisch. Zur guten Stimmung trug auch der Finanzbericht bei. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Weltverband bei einem Etat von 740 Millionen Schweizer Franken (479 Millionen Euro) einen Gewinn von 158 Millionen Franken (102 Millionen Euro). Für das kommende WM-Jahr kalkuliert die FIFA mit einem Budget von 793 Millionen Franken (514 Millionen Euro).

Als Mitglieder Nummer 206 und 207 wurden die Komoren und Osttimor aufgenommen. Zugleich bestätigte der Kongress die Suspendierung des Verbandes von Jemen wegen der dortigen Einflussnahme der Regierung auf den nationalen Fußball-Verband.

DPA
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