Im Fifa-Skandal kommen im Zuge der Ermittlungen des FBI immer neue Hintergründe und Bestechungsvorwürfe ans Licht. Viele Anschuldigungen betreffen die WM-Vergaben in der Vergangenheit. 1998 in Frankreich, 2010 in Südafrika - vor beiden Turnieren sollen aus unterschiedlichen Gründen Korruptionsgelder geflossen sein. Doch auch die WM 2022 in Katar sorgt weiter für Diskussionen. Auch hier gibt es immer wieder Gerüchte über Bestechungszahlungen vor der Vergabe.
Im Interview mit dem stern betonte Jurist Kay Krüger, dass die WM-Vergabe nach Katar erneut abgestimmt werden müsse - sollte Korruption nachgewiesen werden können. "Wenn bei der WM-Vergabe zum Beispiel nach Katar Korruption im Spiel war - dann muss die Wahl neu durchgeführt werden", sagte Krüger. Eine Wahl unter Korruptionsbedingungen sei schließlich nicht gültig und könne rechtlich angefochten werden.
Brisant ist, dass ausgerechnet sowohl die US- also auch die australische Justiz im Korruptionsskandal ermitteln. Die USA und Australien waren zwei der Kontrahenten Katars bei der WM-Vergabe im Jahr 2010. Wollen die beiden Länder eine Neuvergabe erreichen? Neben den umfassenden Ermittlungen des FBI, hat nun jedenfalls auch die australische Polizei intensive Ermittlungen wegen des Verdachts der Korruption rund um die gescheiterte Bewerbung aufgenommen. Bei den Untersuchungen geht es auch um den ehemaligen Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner, bestätigte die Behörde.
Börsenkurse in Katar brechen ein
Der australische Verbandspräsident Frank Lowy hatte sich in einem Offenen Brief zu Vorgängen und einer 500.000-Dollar-Zahlung an den Nord- und Mittelamerikanischen sowie karibischen Dachverband Concacaf geäußert. Er hatte betont, dass die australische Bewerbung sauber gewesen sei. Er wisse, dass andere es nicht gewesen seien. Die WM ging letztlich an Katar. Nicht auszuschließen ist nun, dass die Ermittlungsarbeiten aus Australien und den USA dafür sorgen, dass Korruption bei der Wahl nachgewiesen werden kann.
In Katar herrscht darum große Besorgnis nach dem Rücktritt von Sepp Blatter als Präsident. Die Kurse an der Börse in Doha brachen ein. Der Aktienindex gab um 3 Prozent nach, Investoren ziehen sich aus Katar zurück.
Geldgeber bangen um die Megageschäfte. "Der Rücktritt von Blatter hat für Ungewissheit wegen der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 gesorgt", erklärte Sebastien Henin von der Vermögensverwaltung The National Investor mit Sitz in Abu Dhabi. Es gebe die Befürchtung, dass mit dem Rücktritt die Büchse der Pandora über der WM-Organisation geöffnet werde. Das Manager Magazin zitierte einen Fondsmanager aus Dubai, der sagte: "Es gibt keine Sicherheit, dass ein neuer Präsident bedeuten würde, dass sie die WM nicht veranstalten dürfen, aber die Unsicherheit führt zu großen Sorgen."