FUSSBALL Die WM im Anthrax-Schatten

Nach den Milzbrand-Attacken in den USA rüsten sich nun auch die Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea für den Kampf gegen Terroranschläge.

Nach den Milzbrand-Attacken in den USA rüsten sich nun auch die Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea für den Kampf gegen Terroranschläge. Vor allem der unter dem Namen Anthrax bekannte Milzbrand-Erreger steht dabei im Blickfeld der Planer. Eine Gruppe japanischer Medizin-Experten ist zusammen mit ihren südkoreanischen Kollegen derzeit damit beschäftigt, Anleitungen zum Umgang mit Terroranschlägen und anderen Notfall- und Katastrophensituationen zu erstellen. »Schützt die WM!« titelte die japanische Sportzeitung »Hochi Shimbun« ersten Seite und wies auf die weltweite Angst vor Anthrax hin.

Geschlossenes Sicherheitskonzept

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Tokio betonte zwar, dass die geplanten Anleitungen nicht speziell für die Weltmeisterschaft konzipiert werden sollen. Doch sehen inzwischen nicht nur Sicherheitsexperten die Fußball-WM als mögliches Ziel eines Terroranschlages. Diese Sorge hat auch der Internationale Fußball-Verband (FIFA), der zusammen mit den WM-Organisatoren über ein geschlossenes Sicherheitskonzept beraten will.

Bio- und Chemiewaffen berücksichtigt

»Es ist eine Tatsache, dass Maßnahmen gegen Terrorakte nach den Anschlägen in den USA wichtiger geworden sind«, sagte ein Sprecher des japanischen WM-Organisationskomitees (JAWOC). Nach Angaben des südkoreanischen Organisationskomitees (KOWOC) schließen die Schutzmaßnahmen des Hauptquartiers zur Sicherheitskontrolle für die Weltmeisterschaft den Schutz vor Anschlägen mit Bio- oder chemischen Waffen ein. Zusätzliche Pläne gebe es derzeit allerdings nicht.

Medizinische Anleitungen

Die vom japanischen Gesundheitsministerium finanzierten medizinischen Anleitungen sollen unter anderem über den Einsatz von Ärzten, Medikamenten und den Transport von Patienten informieren. Man werde sich außer auf Anschläge mit Bio- und chemischen Waffen auch auf Explosionen und Brände sowie die Problematik von Massenansammlungen konzentrieren, gab die Mediziner-Gruppe bekannt.

Folgen bisher unterschätzt?

So sollen in den Anleitungen wichtige Typen von Bio- und Chemie- Waffen und entsprechende Erste-Hilfe-Maßnahmen sowie Gegenmittel aufgeführt werden. An dem Projekt werden Ärzte beteiligt, die auf Vergiftungen, ansteckende Krankheiten und Verbrennungen spezialisiert sind. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitierte einen Beamten des zuständigen Gesundheitsministeriums mit den Worten, die zehn WM- Austragungsorte in Japan hätten die möglichen Schäden in Folge von Krawallen oder Terror-Anschlägen bislang unterschätzt.

Anti-Terror-Einheiten

Die Anleitungen sollen auf jeden einzelnen Austragungsort zugeschnitten und bis März erarbeitet werden, erklärte Yasuhiro Yamamoto, auf Katastrophen spezialisierter Medizin-Professor an der Nippon Medical School. Bei ihren Sicherheitsvorkehrungen sprechen sich die WM-Organisatoren in Japan und Südkorea eng ab. Erstmals wird die WM in zwei Ländern ausgetragen, was eine aufwändigere Koordination verlangt. Während des Turniers sollen spezielle »Anti-Terror-Einheiten« an potenziellen Zielen für Anschläge eingesetzt werden, hieß es bei den südkoreanischen Organisatoren.

Übung vor der Einweihung

Für die Einweihungsfeier des neuen WM-Stadions in Seoul Anfang November ist eine Übung zu Demonstrationszwecken geplant. Dazu gehörten auch Übungen zum Schutz vor Biowaffen, sagte ein Sprecher KOWOCS. In Japan hieß es, das Sicherheitsbudget solle erhöht und das Sicherheitspersonal aufgestockt werden. In den Stadien ist das Aufstellen von Überwachungskameras geplant. Zu den Schutzmaßnahmen gehört der Einsatz von moderner Technik wie Metalldetektoren für die Personen- und Gepäckkontrollen vor den Stadien. Man werde auch die Anti-Terrormaßnahmen analysieren, die vorherige WM-Ausrichter ergriffen hatten, sagte der Mediziner Yamamoto.

Von Lars Nicolaysen

PRODUKTE & TIPPS