Ottmar Hitzfeld sieht nach der 1:5-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen England keinen Anlass für hektische Aktivitäten. »Es hat keinen Sinn, den Stab über die Mannschaft zu brechen«, sagte der Trainer des deutschen Meisters FC Bayern München. Für den 52-Jährigen ist auch die direkte WM-Qualifikation als Gruppen-Erster noch nicht verloren, obwohl die Engländer bei zwei noch ausstehenden Heimspielen gegen Albanien und Griechenland die deutlich besseren Chancen besitzen. »Der Druck liegt jetzt auf England«, meinte Hitzfeld.
Hitzfeld bleibt ruhig
Mit voreiligen Spekulationen, wonach er im Falle eines deutschen Scheiterns in der WM-Qualifikation die Nachfolge von Teamchef Rudi Völler antreten könnte, mag sich Hitzfeld nicht beschäftigen. »Ich habe hier in München einen Vertrag und konzentriere mich ganz auf den FC Bayern«, erklärte der 52-Jährige. Die harte öffentliche Kritik an den Nationalspielern hält der Trainer »in der heutigen Zeit« für inzwischen normal: »Wenn man 1:5 verliert, muss man mit Häme rechnen. Da muss man als Spieler durch«.
Völler unter Druck
Den Optimismus von Trainerkollege Hitzfeld kann Rudi Völler nicht so ganz teilen. In seinem ersten Fernsehinterview nach dem England-Debakel gab er zu erkennen, dass er im Falle eines Scheiterns in der WM-Qualifikation nicht an seinem Trainerstuhl klebe. Völler sagte in der Sendung »Blickpunkt Sport«: »Wenn wir die WM nicht schaffen, dann wäre der Druck auf den Trainer, auf mich, wenn ich denn weitermachen würde, riesengroß. Diese Hypothek zu haben, das wäre zu extrem. Das wäre dann kein guter Start und das hätte natürlich keinen Zweck«. Daran könne auch Franz Beckenbauers Forderung, er solle in so einem Fall dennoch im Amt bleib, nichts ändern.
Zu Recht verloren
Bei der Bewertung des Spiels nahm er die Mannschaft und einzelne Spieler in Schutz. Zwar habe der eine oder andere nicht die notwendige Form gebracht, »... aber wir sind nicht vier Tore schlechter als die Engländer. Wir können besser Fußball spielen«. Völler räumte jedoch ein, dass die Mannschaft zu Recht verloren habe. Er lehnte es aber ab, einzelne Spieler zu kritisieren und für die Niederlage verantwortlich zu machen. Das Team sei mit dem Druck nicht fertig geworden, das richtige Maß zwischen Druck und Lockerheit sei nicht da gewesen.
Egoistischer Bierhoff
Dennoch dürfe man jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. »Ich habe der Mannschaft nach dem Spiel gesagt: «Wir sind zuvor viel gelobt worden. Jetzt werden wir die Prügel einstecken. Da müssen wir durch». Zu den Äußerungen des nicht eingesetzten Oliver Bierhoff («Völler ist mir eine Erklärung schuldig») sagte der Team-Chef: «Es ist schade, dass er nur an sich denkt. Aber ich bin keine Rechenschaft schuldig, ob ich ihn einsetze oder nicht».