"Das große Tabu - Homosexualität und Fußball" heißt die Dokumentation, die der Fernsehsender DSF am kommenden Mittwoch um 18.45 im Programm hat. Auch Kölns Trainer Christoph Daum kommt darin zu Wort - und spricht Klartext. Jedenfalls wird er mit den Worten zitiert, dass "wir aufgefordert sind, gegen jegliche Bestrebungen, die gleichgeschlechtlich ausgeprägt sind, vorzugehen".
"Die Äußerungen sind unerträglich"
Für den Grünen Politiker Volker Beck ein ungeheuerlicher Vorgang. Er wirft Daum vor, Schwule und Lesben in die Nähe von Kinderschändern zu rücken, wie es in einer Mitteilung des Parlamentarischen Geschäftsführers der Grünen-Bundestagsfraktion heißt. Die Äußerungen seien "unerträglich, und ich erwarte, dass die Vereinsführung des 1. FC Köln sich hiervon distanziert", so Beck.
Eine Sprecherin des Deutschen Sportfernsehens (DSF) hat die umstrittenen Äußerungen des 54 Jahre alten Fußball-Lehrers bestätigt. In der Reportage soll Daum seine Aussagen mit der Vorbildfunktion der Nachwuchsarbeit im Fußball begründet haben: "Gerade den uns anvertrauten Jugendlichen müssen wir mit einem großen Verantwortungsbewusstsein entgegen treten."
Zuvor hatte der Deutschen Fußball-Bund (DFB) angeregt, den Fußball künftig stärker für die Situation homosexueller Sportler zu sensibilisieren. Doch auch daran übte der FC-Coach den Angaben zufolge scharfe Kritik. "Ich hätte da wirklich meine Bedenken, wenn dort von Theo Zwanziger irgendwelche Liberalisierungsgedanken einfließen sollten. Ich würde den Schutz der Kinder über jegliche Liberalisierung stellen."
"Kinderschutz geht mir über alles"
In einer vom 1. FC Köln verbreiteten Pressemitteilung rückte Daum inzwischen von seinen missverständlichen Äußerungen ab: "Grundsätzlich bin ich ein toleranter und liberaler Mensch. Ich habe keinerlei Berührungsängste zu homosexuellen Menschen", heißt es dort. Und weiter: "Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es einige, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben. Kinderschutz geht mir aber über alles. Kinder müssen vor Gewalt und sexuellen Übergriffen, ganz gleich ob von homo- oder heterosexuellen Menschen, geschützt werden."
Meier: Daum wollte niemanden diskriminieren
Inzwischen hat sich auch Michael Meier, der Sportdirektor des 1. FC Köln, in die Diskussion eingeschaltet. Er räumte ein, dass Daums Äußerungen Interpretationsspielraum zuließen und missverstanden werden könnten. Gleichzeitig nahm er seinen Trainer in Schutz: "Es war nicht seine Absicht, jemanden zu diffamieren. Es ging ihm mehr um den Kinderschutz."