Den VfL Wolfsburg nur noch als Fußballverein zu bezeichnen, ist so nicht mehr richtig. Angesichts der neuen Besitzverhältnisse muss man schon eher von einem Volkswagen-Tochterunternehmen sprechen. In der kommenden Saison läuft der Bundesligist erstmals als Werksteam der Volkswagen AG auf, die als Hauptgesellschafter nun auch offiziell das Sagen hat. Acht neue Spieler sind Ausdruck des gewachsenen Anspruchs der »Wölfe«; mindestens ein weiterer Spieler soll noch kommen. Und in der Saison 2002 wollen die Wolfsburger in ihr neues Stadion umziehen.
Internationales Geschäft
VW-Chef Ferdinand Piech hat 1997 nach dem Aufstieg in die erste Bundesliga Manchester United als Vorbild und Maßstab bezeichnet. Doch davon will man beim Verein verständlicherweise ebenso wenig hören wie von der Bezeichnung »Werksteam«. VfL-Manager Peter Pander drückt die Zielsetzung ein wenig eleganter aus: »Wir sind noch lange nicht da, wo wir hin wollen«. Klar ist, dass das internationale Geschäft langfristig Pflicht ist. »Wir wollen in der kommenden Saison 50 Punkte plus x holen«, umschrieb Pander die kurzfristige Zielsetzung.
__________________________________________________________Der Fall Akpoborie
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stern.de: VW macht Druck: Akpoborie muss gehen
stern.de: Akpoborie kann angeblich Unschuld beweisen
sternTV: Interview mit Jonathan Akpoborie
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Werbemaßnahme VfL
Die große Unbekannte ist, wie viel Geld sich VW den Fußball-Spaß kosten lässt. Sicher ist hingegen, dass die Bedeutung des bisher nur als Hauptsponsor auftretenden Automobilkonzerns von der kommenden Saison an auch öffentlich dokumentiert ist: Beim Amtsgericht Wolfsburg ist am 23. Mai die Lizenzspielerabteilung des VfL Wolfsburg als VfL Wolfsburg-Fußball GmbH eingetragen worden. VW hält 90 Prozent, der Stammverein nur noch zehn.
Dass sich der Automobilhersteller die Werbemaßnahme VfL einige Millionen Mark kosten lässt, macht das neue Stadion deutlich. Mit 50 Millionen Mark beteiligt sich der Konzern an dem schicken Neubau, der ab 2002 rund 30 000 Zuschauern Platz bieten soll. Auf 10 Millionen wird der jährliche Zuschuss für die Fußballer in Wolfsburg geschätzt. Aus dem Konzern heißt dazu nur: »Es ist viel weniger als allgemein vermutet wird«.
Acht neue Spieler
Für die kommende Saison hat der VfL bisher acht neue Spieler verpflichtet, darunter teure Spieler wie den bulgarischen Stürmer Martin Petrov von Servette Genf, den Brasilianer Robson Ponte (Leverkusen) und den Slowenen Miroslav Karhan (Besiktas Istanbul). Wirtschaftlich sind die Investitionen indes abgedeckt durch die Transfers von Zoltan Sebescen (Leverkusen) und Thomas Hengen (Kaiserslautern). Ob der Kader stärker als vergangenes Jahr ist, hängt vor allem von der Genesung der schon länger ausfallenden Leistungsträger Claus Thomsen (Rücken) und Krzysztof Nowak (Virusinfektion) ab.
Dazu kommt der Problemfall Jonathan Akpoborie, auf dessen Schiff »Etireno« nach Angaben von Hilfsorganisationen Kindersklaven transportiert worden sind. Dass der nigerianische Stürmer noch einmal im VfL-Trikot aufläuft, scheint zweifelhaft. Vor allem aus Imagegründen wollen VW-Vorstandsmitglieder dies verhindern. Auf Druck des Konzerns ist Akpoborie bis auf weiteres freigestellt.