Herr Völler, statt Selbstvertrauen für die EM zu tanken, hat sich die deutsche Mannschaft beim 0:2 gegen Ungarn im letzten Test blamiert. Muss Ihnen da nicht angst und bange sein im Hinblick auf die EM?
Rudi Völler: "Man muss zugeben, dass die Generalprobe missglückt ist und wir alle etwas geknickt sind. Wir haben einen Denkzettel erhalten. Aber man darf das auch nicht dramatisieren. Für uns sieht die Zukunft nicht so schwarz aus wie sie der eine oder andere jetzt malen wird."
Wie konnte es passieren, dass die Spieler mit einer solch laschen Einstellung in die Partie vor heimischem Publikum gingen?
Völler: "Das habe ich sie in der Halbzeit auch gefragt, sie konnten mir keine Antwort geben. Vielleicht haben wir uns auch einlullen lassen, obwohl ich immer gewarnt habe. Der Lothar Matthäus, das Schlitzohr, hat es ja auch clever gemacht, als er immer von den 22 Absagen in seinem Team erzählt hat. Wir waren heute vor allem hinten unkonzentriert."
Und vorn fehlte die Durchschlagskraft ...
Völler: "Das ist ja nicht erst seit heute so. Wir machen einfach zu wenig Tore."
Wie reagieren Sie jetzt auf die Niederlage?
Völler: "Klar werde ich nach den zwei freien Tagen die Fehler ansprechen. Ich hätte mir ja auch eine bessere Leistung gewünscht, und mit einem Sieg wäre es jetzt bestimmt ruhiger. Aber vielleicht tut uns diese Ruhe auch gar nicht gut. Es geht jetzt weiter, man darf daraus jetzt auch kein Drama machen. Wir alle arbeiten auf den Tag X hin. Der war nicht gegen Ungarn, der ist nächste Woche gegen die Niederlande."
Für dieses erste EM-Spiel hatte sich im Trainingsquartier eine Startelf herauskristallisiert. Kommen Ihnen nach den jetzt gezeigten Leistungen von Torsten Frings oder Miroslav Klose Zweifel, ob Sie auf die richtigen Spieler setzen?
Völler: "Namen nenne ich nicht gern, das weiß man ja. Sicher hatte man schon so ein bisschen eine Formation im Kopf, doch nach einem Spiel wie diesem macht man sich seine Gedanken. Der eine oder andere muss mir schon noch etwas anbieten."
Wie beurteilen Sie die Länderspiel-Premieren von Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger?
Völler: «Das Debüt der Beiden war in Ordnung, ich hätte ihnen ein Törchen gegönnt. Jetzt haben sie in der Nationalmannschaft ein bisschen reingeschnüffelt. Mal sehen, wie es in Portugal weitergeht.»