Königsspiel Bayern hat verloren

Zu wenig Mut und am Schluss Frust: Trotz Großchancen schied der FC Bayern durch eine 0:1-Niederlage bei Real Madrid in der Champions League aus.

Ein viel zu mutloser FC Bayern München hat Real Madrid nicht vom Favoritensockel stürzen können und mit dem Champions League-K.o. das Debakel deutscher Mannschaften im Fußball-Europapokal komplett gemacht. Mit dem 0:1 (0:1) vor 80 000 Zuschauern im Bernabeu-Stadion verabschiedete sich der deutsche Rekordmeister am Mittwochabend als letzter Bundesligist im Achtelfinale aus dem Wettbewerb. Zwei Wochen nach dem 1:1 im Münchner Hinspiel nutzte Zinedine Zidane (32.) bei seinem entscheidenden Tor den kollektiven Tiefschlaf der Bayern-Hintermannschaft.

Beckenbauer spinnt Untergangsszenarien

"Jetzt gehen die Lichter aus. Man muss sich langsam Gedanken machen, wo geht es mit dem deutschen Vereinsfußball hin", kommentierte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer das miserable Abschneiden der deutschen Clubs, die wie im Vorjahr im Europacup- Viertelfinale nur noch Zuschauer sind.

Zidanes "Tor aus dem Nichts"

In einem emotionsgeladenen Duell, das Teile der spanischen Presse wegen der UEFA-Sperre gegen Weltmeister Roberto Carlos zusätzlich angeheizt hatten, agierten die Bayern lange Zeit viel zu verhalten und geradezu ängstlich. Erst nach Zidanes "Tor aus dem Nichts" (Beckenbauer) legten die Münchner ihren offensichtlichen Respekt ab und ließen kurz vor der Pause endlich die Absicht erkennen, selbst die zum Weiterkommen benötigten Tore erzielen zu wollen. Mit einem von Iker Casillas mit Mühe parierten Schuss gab Ze Roberto (41.) das Startsignal zu einer vehementen Schlussspurt der ersten 45 Minuten. Vier Minuten später fischte der Real-Keeper einen Schuss von Roy Makaay aus der Ecke, in der Nachspielzeit verhinderte Michel Salgado mit seiner Rettungstat auf der Torlinie gegen Claudio Pizarro den möglichen Ausgleich. Doch dies erwies sich nur als Strohfeuer.

Bayerns Abwehr im Tiefschlaf

Die erste halbe Stunde stand ganz klar im Zeichen des spanischen Starensembles, das neben Roberto Carlos auch den verletzten Ronaldo ersetzen musste. Zum Führungstor benötigte Real unter den Augen von Spaniens König Juan Carlos allerdings wie im Hinspiel in München einen Blackout der Bayern-Abwehr, die bei Michel Salgados abgefälschter Flanke nicht im Bilde war. Die Kopfball-Verlängerung von Raul drückte der völlig unbedrängte Zidane zum 1:0 über die Linie. Bis dahin war von dem französischen Weltstar ebenso wenig Torgefahr ausgegangen wie von seinen Nebenleuten, die Oliver Kahn durch Guti (10.) und Raul (16.) nur zwei Mal gefährlich nahe gekommen waren. Der kaum beschäftigte Bayern-Keeper hatte erst in der 83. Minute gegen Guti Gelegenheit, seinen Schnitzer aus dem Hinspiel wiedergutzumachen.

Totalausfall Michael Ballack

Mit Bastian Schweinsteiger für Owen Hargreaves und der Aufforderung von Trainer Ottmar Hitzfeld, mutiger nach vorne zu spielen, starteten die Bayern nach der Pause das Unternehmen Aufholjagd. Doch statt an die starke Phase vor dem Seitenwechsel anzuknüpfen, verfiel das Team wieder in den alten Trott, schaltete bei Ballbesitz viel zu zögerlich auf Angriff um und ließ weiter die letzte Entschlossenheit fehlen. Als Totalausfall entpuppte sich Michael Ballack. Der Nationalspieler nutzte die sich bietenden Räume nicht und leistete sich zahlreiche Ballverluste. Dagegen lieferte Willy Sagnol vier Tage nach seinem Unterarmbruch mit einer Spezialmanschette gegen Zidane eine couragierte Vorstellung.

Obwohl Real mit dem 1:0 im Rücken nur noch das Allernötigste tat, ließen die Münchner ein Aufbäumen gegen den drohenden Europacup-K.o. vermissen. Während der 19-jährige Schweinsteiger im Spiel nach vorne gute Szenen hatte, wirkten seine Nebenleute häufig wie gelähmt. Auch als Hitzfeld mit Hasan Salihamidzic und Roque Santa Cruz frische Offensivkräfte aufs Feld schickte, fanden die Bayern den Schlüssel zum Erfolg nicht mehr.

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