Der frühere Fußball-Bundesligamanager Reiner Calmund will bei der Vernehmung durch die Kölner Staatsanwaltschaft die Vorwürfe der Spielmanipulation entkräftet haben. "Nach der heutigen Vernehmung von Herrn Calmund sehen wir den öffentlich immer wieder verbreiteten Vorwurf der Manipulation von Bundesliga-Spielen als ausgeräumt an", hieß es in einer Erklärung der Calmund-Anwälte nach einem sieben Stunden langen Vernehmungsmarathons.
Gegen Calmund wird wegen des Verdachts der Untreue nach ungeklärten Bargeldzahlungen aus der Kasse seines Ex-Clubs Bayer 04 Leverkusen von 580.000 Euro an einen Spielervermittler ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Hinweise, dass dieses Geld für die Manipulation von mindestens einem Bundesligaspiel verwendet worden sein könnte.
"Da geht es über ein Gerücht hinaus, es gibt einen Anfangsverdacht"
"Herr Calmund hat ausführlich alle Vorgänge über die Beschaffung von Optionen für neue Spieler wegen des damals anstehenden Lucio- Transfers erläutert", erklärte Calmunds Rechtsbeistand Stefan Seitz. "Er hat ferner die abwegigen Manipulationsvorwürfe entkräftet. Es sind keine Fragen offen geblieben." Nun hoffe sein Mandant, "dass Bayer 04 Leverkusen die Legende der Spielmanipulation mit der gleichen Klarheit wie Herr Calmund in der Öffentlichkeit zurückweist".
Bereits zuvor hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass es in der Saison 2002/2003 entgegen von Spekulationen bei der Partie der Leverkusener gegen Arminia Bielefeld keine Manipulationen gegeben hat. "Das hat sich als Gerücht herausgestellt", erklärte Oberstaatsanwalt Günther Feld. Er betonte aber vor Ende der Vernehmung noch einmal, dass es ernst zu nehmende Hinweise gebe, dass es bei einer anderen Begegnung in der Spielzeit zu Manipulationen gekommen sein könnte. "Da geht es über ein Gerücht hinaus, es gibt einen Anfangsverdacht", so Feld. Dabei handelt es sich offenbar um die Partie Bayer gegen 1860 München (3:0).
Bielefelds Torwart wiederholt Vorwürfe
Unterdessen hat der Torwart von Arminia Bielefeld, Mathias Hain, seine bereits 2003 geäußerte Spekulation über eine illegale Beeinflussung des letzten Saisonspiels der Leverkusener beim 1. FC Nürnberg (1:0 für Bayer) am 24. Mai 2003 am Sonntag indirekt wiederholt. "Ich fühle mich im Nachhinein bestätigt. Das ärgert mich noch heute, dass dieser Sache nicht schon damals nachgegangen worden ist", sagte Hain. Bielefeld war 2002/2003 in die 2. Bundesliga abgestiegen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) forderte am Montag den Schlussmann auf, seine Mutmaßungen zu präzisieren.
Werner Hackmann, Präsident des Liga-Verbandes, hat angesichts der vielen Spekulationen und Gerüchte die Staatsanwaltschaft gebeten, was die Vorwürfe eventueller Spielmanipulationen angeht, "so schnell wie möglich endzuermitteln."
Calmund hatte schon vor dem Gang zur Staatsanwaltschaft angekündigt, alle Anschuldigungen aufzuklären. "Ich bin froh über den Termin, es wird ein Befreiungsschlag", sagte er. Mit der Vernehmung ist weder für den 57-Jährigen alles vorüber noch die Affäre beendet. "Das wird sich noch eine ganze Weile hinziehen, vor allem wenn weitere Zeugenvernehmungen für die Ermittlungen notwendig sein sollten", erklärte Feld.
580.000 Euro für eine Manipulation
Der Anfangsverdacht gegen Calmund auf Spielmanipulationen basiert auf einem Brief des Bayer-Juristen Walther Graf, den er am 9. März im Auftrag des Vereins an die Staatsanwaltschaft geschickt hat. Darin wird mitgeteilt, der Ex-Manager habe am 26. Mai 2004 angedeutet, dass bei der Partie Leverkusen gegen München (3:0) am 33. Spieltag der Saison 2002/2003 "etwas gelaufen" sei. Bayer stand vor diesem Spiel auf einem Abstiegsplatz. Laut dem Schreiben von Graf soll Calmund ausgesagt haben, von Spielervermittler Volker Graul vor der Begegnung angesprochen worden zu sein. Der Ex-Profi habe ihm angeboten, "etwas machen zu können" und dafür 580.000 Euro verlangt.
Der Bayer-Konzern und seine Fußball-Tochter Bayer 04 haben indes versucht, sich gegen Folgen von publik werdenden Manipulations-Vorwürfen zu wappnen. Deshalb ließ die Bayer AG bei dem Bayreuther Rechtswissenschaftler Harro Otto ein Gutachten über die juristischen Konsequenzen einer möglichen Schieberei erstellen. "Dies können wir nicht dementieren", erklärte Sportbeauftragter Meinolf Sprink. Zudem hat Bayer Sponsoren bei Vertragsneuabschlüssen von April 2004 an ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. "Dies haben wir aus reiner Vorsorge gemacht", sagte 04-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Demnach könnten die Vertragspartner aussteigen, wenn der Club öffentlich im Zusammenhang mit Manipulationsvorwürfen genannt würde.