Die richtige Zielsetzung hat Rudi Völler schon vor seiner Vorstellung als neuer Direktor der A-Nationalmannschaft genannt: Es gelte nun, aus den vielen Top-Spielern "wieder eine verschworene Gemeinschaft" zu formen, "eine willensstarke und sympathische Nationalmannschaft mit dem klaren Ziel, die uneingeschränkte Unterstützung der Fans zurückzugewinnen", sagte Rudi Völler. Vor allem wolle er Bundestrainer Hansi Flick und seinem Trainerteam Rückenwind verschaffen.
Aber ist ein 62-Jähriger, der sich im Sommer 2022 eigentlich schon in die Fußball-Rente verabschiedet hat, dafür der richtige Mann? Zweifel bleiben. Ja, auf "Es gibt nur ein' Rudi Völler" kann sich wohl das Gros der Fußball-Fans in Deutschland einigen. Unvergessen ist aber auch Völlers Ausraster, als 2003 Kommentator Gerhard Delling ein tor- und trostloses 0:0 der Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Island als "Tiefpunkt der Abendunterhaltung" bezeichnet hatte. Moderator Waldemar Hartmann bekam im Studio Völlers Frust ab. Das war 2003 und Völler Teamchef.
Rudi Völler bleiben nur 18 Monate
Und das ist eben auch eine Kontinuität der DFB-Elf: Wenn es um wenig bis gar nichts geht, fehlt es dem Team zu oft an Biss – egal, wer auf dem Platz steht. Und inzwischen halt manchmal auch bei Welt- und Europameisterschaften. Das haben in mehr als 20 Jahren weder Völler noch seine Nachfolger als Bundestrainer in den Griff bekommen. Und nun soll Völler das in nicht einmal 20 Monaten bis zur EM 2024 in Deutschland schaffen? Schon bei seiner Vorstellung betont er, dass das zweite Engagement durch den DFB auf 18 Monate begrenzt ist und eine Verlängerung darüber hinaus nicht infrage kommt: "Nein, das ist mein Plan und der Grund, warum ich es mache. Auch weil es die Heim-EM ist und wir die Gunst der Zuschauer zurückgewinnen wollen." Das will er vor allem über den sportlichen Erfolg schaffen, aber auch Nationaltrainer Hansi Flick keine Konkurrenz machen. Und die Nationalmannschaft soll an Volksnähe gewinnen. Wie? So weit, so unklar.
Nicht das erste Mal: Ein Rückblick auf frühere Enttäuschungen des DFB-Teams

Nichts gegen Völler, er ist ein erfahrener und meist sympathischer Fachmann. Aber nun entsteht der Eindruck, dass beim DFB einfach nur der aalglatte und ungeliebte Oliver Bierhoff durch einen Sympathieträger ersetzt wird. 18 Monate Maskottchen – was das am Ende bringen soll, wissen hoffentlich die, die Völler überzeugt haben – und er selbst. Ich weiß es nicht.