Es war fast wie in alten Zeiten: Mesut Özil stand in der Startelf von Arsenal London und zauberte, als hätte er nicht seit Monaten komplett auf dem Abstellgleis gestanden. Besonders eine Szene im Liga-Cup-Spiel gegen den FC Liverpool von Jürgen Klopp an der Anfield Road verzückte die Anhänger. Nach einem zu kurz geratenen Rückspiel von James Milner auf Liverpool-Keeper Caoimhin Kelleher eroberte Arsenals Ainsley Maitland-Niles den Ball, legte ihn aber zu weit vor. Özil konnte die Kugel neben dem Tor gerade noch abfangen und schob ihn mit der Hacke auf den Teamkollegen zurück – präzise und elegant. Maitland Niles braucht nur noch den Fuß hinzuhalten und Arsenal führte mit 4:2. Für den Treffer feierten die Fans Özil mehr als den Torschützen.
Überhaupt zeigte der Weltmeister von 2014 eine Leistung, die bewies, was für ein eleganter Feingeist er immer noch ist. Er bereitete nicht nur das eine Tor vor, sondern leitete mit seinen Pässen die Treffer zum 1:1 und 3:1 ein - da war ein Özil auf dem Platz, der an die Leistungen vergangener Tage anknüpfte und wieder Glanz versprühte. Am Endes dieses torreichen Spiels stand es 5:5, das Elfmeterschießen verloren die Gunners. Özil war da längst ausgewechselt. Trainer Unay Emery hatte den erschöpften Profi nach 65 Minuten vom Platz geholt.
Liverool-Ikone Jamie Carragher schwärmt von Mesut Özil
Sogar Liverpool-Ikone Jamie Carragher zeigte sich begeistert vom Auftritt des 31-Jährigen: "Ich bin gewiss nicht sein größter Fan, aber man kann mir nicht erzählen, dass er nicht gut genug für dieses Arsenal-Team ist. Deshalb muss er in die Startelf. Ich bin mir sicher, die Stürmer würden seine Vorlagen lieben", sagte er.
Özil twitterte nach dem Spiel: "Verrücktes und unglaubliches Match. Im Elfmeterschießen zu verlieren ist immer hart, aber es gibt definitiv einige positive Dinge, die man von der Anfield Road heute Abend mitnehmen kann. Danke für die Unterstützung."
Der Abend war das erste Lebenszeichen seit Wochen. Schon in der vergangenen Saison war der frühere Nationalspieler von Emery oft auf die Bank verbannt worden. In dieser Saison hatte er erst zwei Kurzeinsätze gehabt. Meist stand Özil nicht mal mehr im Kader.

Arsenal London will den Großverdiener loswerden
Es sind aber offensichtlich nicht nur Leistungsgründe gewesen, warum Emery in dieser Spielzeit meist auf Özil verzichtete. Schon seit vergangener Saison versucht der Londoner Club den Großverdiener (er soll 20 Millionen Euro pro Jahr verdienen) loszuwerden, allerdings vergeblich. Zuletzt machte Özil in einem Interview deutlich, dass er nicht im Traum daran denkt, den Verein zu verlassen: "Ich gehe nirgendwohin." Sein Vertrag läuft noch bis 2021.
Ob der Deutschtürke jetzt wieder häufiger Einsätze bekommt oder er sogar wieder Stammspieler wird, ist offen. Nach eher mauen Leistungen der Gunners zuletzt (Rang fünf in der Premier League), fordern viele Fans die Rückkehr des Spielmachers. Der Auftritt gegen Liverpool war auf jeden Fall eine gelungene Eigenwerbung des gebürtigen Gelsenkircheners. Emery wird ihn nicht einfach weiter ignorieren können. Für alle Özil-Fans ist das eine gute Nachricht.
Quellen: "Sport1", "kicker", "transfermarkt.de" DPA