NATIONALMANNSCHAFT Angst gegen Zuversicht

Beschwerden über Schiedsrichter, Diskussionen über die Zukunft von Oliver Bierhoff im Team. Die Stimmung im Lager der deutschen Nationalmannschaft ist angespannt.

»Nichts schmerzt mehr, als bei einer WM nicht mitzuspielen.« Dietmar Hamann bringt auf den Punkt, was in den Köpfen der deutschen Nationalspieler vor sich geht.

Und genau dieses Bewusstsein bewegt die Kicker. Beschwerden über Schiedsrichter, Diskussionen über die Zukunft von Oliver Bierhoff im Team. Die angespannte Stimmung im deutschen Lager macht sich Luft.

Furcht vor einem Misserfolg

Die Nerven liegen blank, denn die Angst vorm Versagen geht um. Das 1:1 aus Kiew ist kein wirkliches Polster und vor allem keine Garantie für die WM-Teilnahme.

Einzig das Rückspiel in Dortmund entscheidet, wer nach Japan und Südkorea fährt. Verliert unsere Nationalmannschaft, kann man sich für das Unentschieden in der Ukraine nichts kaufen.

Genau deshalb hatte Rudi Völler nach dem 1:1 alle Euphorie vorzeitig im Keim erstickt. »Ab jetzt zählt nur noch das Rückspiel«, ließ der Teamchef nach Kiew verlauten.

Weiter hoher Druck

Beruhigung durch das Ergebnis aus dem Hinspiel ist also Fehlanzeige. »Die Stimmung ist nach wie vor angespannt«, beschreibt Michael Skibbe die »extreme Drucksituation«.

Die Lage scheint so brisant, dass auch der 36-jährige Bundestrainer sich unnötige Schiedsrichterkritik nicht verkneifen kann. Er moniert angebliche Fehlentscheidungen »die die Spiele stark beeinflusst haben«.

Störfeuer vom Kaiser

Als weiterer Brennpunkt kommt ausgerechnet Franz Beckenbauer hinzu. Mit Kommentaren gegen weitere Einsätze von Oliver Bierhoff bringt unser Kaiser zusätzliche Brisanz in die ohnehin angespannte Situation.

Zuversicht beim Gegner

Die Ukraine sieht derweil dem Spiel mit lockerem Selbstbewusstsein entgegen. Das Team von Trainer Valerij Lobanowski glaubt ungebrochen an ein Weiterkommen.

»Die deutsche Mannschaft will unbedingt gewinnen, das Dortmunder Publikum wird sie nach vorne treiben, und darin liegt unsere Stärke«, sagt Andrej Gusin.

Die Ukrainer werden sich auf das beschränken, was sie am besten können: Das Kontern. Und wie gut sie darin sind, haben die Blau-Gelben bereits unter Beweis gestellt. Keines der bisherigen fünf Auswärtsspiele in der WM-Qualifikation wurden verloren.

Kein Respekt vorm Westfalenstadion

Auch Dynamo Kiews Präsident Grigory Surkis hat optimistischen Erwartungen: »Meiner Meinung nach ist die Aufgabe für uns in Dortmund einfacher als die in Kiew, wo wir angreifen mussten.«

Die so gefürchtete Atmosphäre im Westfalenstadion bereitet in der Ukraine niemandem Sorgen. Gusin verweißt darauf, dass man auch bei der knappen 0:1- Niederlage mit Dynamo Kiew gegen Borussia Dortmund in der Champions League früh für Ruhe gesorgt hat.

»Damals reagierten die Zuschauer äußerst scharf darauf, dass wir die Gastgeber zwangen, sich zu verteidigen, ins Aus oder zurück zum Torwart zu spielen. Das Stadion hallte nur so von Pfiffen, denn die Akustik dort ist gut«, erinnert der Mittelfeldspieler.

Christian Meyer

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