Der Präsident des Fußball-Regionalligisten SC Paderborn, Wilfried Finke, hat bestätigt, dass sein Kapitän Thijs Waterink vor dem umstrittenen Pokalspiel gegen den Hamburger SV von einem Unbekannten 10.000 Euro erhalten hat. Gleichzeitig äußerte er den Verdacht, dass auch Spieler des Bundesligisten in die Manipulation verstrickt sein könnten. Es sei erkennbar, dass die Hamburger Mannschaft beim Pokalspiel am 21. August 2004 in Paderborn nicht ihre bestmögliche Leistung gezeigt habe, sagte Finke
Dubiose Prämienzahlung
Der 36-jährige Niederländer Waterink habe das Geld von einem südeuropäisch aussehenden Mann entgegen genommen, sagte Finke bei einer Pressekonferenz in Paderborn. Der Unbekannte habe erklärt, im Falle eines Sieges gegen den Bundesligisten könne Waterink das Geld als Prämie behalten, andernfalls wolle er es zurück haben. Der Paderborner Kapitän habe aber vehement abgestritten, dass als Gegenleistung Manipulationen wie etwa Schwalben im Strafraum verlangt worden seien.
Waterink habe den übrigen Spielern vor der Pokalbegegnung nichts von dem Geld gesagt, ihnen am Tag nach dem Sieg aber ihren Anteil von jeweils 500 Euro ausbezahlt. Waterink sei zunächst frei gestellt und wolle bei der Aufklärung der Affäre mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zusammen arbeiten.
Finke erklärte, er gehe davon aus, dass es sich bei der Zahlung an Waterink nur um die Spitze eines Eisberges handle. "Um eine Wette sicher zu machen, brauche ich im Grunde alle drei Parteien", sagte er. Daher müsse man sich auch das Verhalten der Spieler des HSV anschauen, die die Partie nach mehreren umstrittenen Entscheidungen des mittlerweile zurück getretenen Schiedsrichters Robert Hoyzer mit 2:4 verloren hatte. Dort gebe es einige Auffälligkeiten. Finke forderte dazu auf, "die Laufwege, Gestik und Mimik der Hamburger Spieler in der zweiten Halbzeit ganz genau beobachten." Auch rein passives Verhalten könne manipulativen Charakter haben.
Finke für Spiel-Wiederholung
Auf die Spieler des SC Paderborn hätte die Prämie nach Worten von Finke wohl kaum einen großen Einfluss gehabt, selbst wenn sie vor dem Spiel Bescheid gewusst hätten. Die vom Verein ausgelobte Siegprämie sei wesentlich höher, betonte Finke. Abgesehen davon könne eine noch so hohe Siegesprämie nicht aus einem Esel ein Rennpferd machen.
Waterink habe das Geld wohl aus Naivität angenommen, sagte der Vereinspräsident. "Ein Straftatbestand liegt nicht vor." Das Geld sei aus Sicht des Vereines wie eine Provision oder Leistungsprämie zu betrachten, die lediglich ordentlich versteuert werden müsse. Ungeachtet dessen sprach sich Finke jedoch für eine Wiederholung des Pokalspieles vom vergangenen Herbst aus. Dies sei die beste Möglichkeit, bei den Zuschauern die Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen, sagte er.
Den Ruf des Regionalligisten, der gute Aussichten für einen Aufstieg in die 2. Bundesliga hat, sieht Finke nicht beeinträchtigt: "Wir sind der erste Verein, der entscheidend zur Aufklärung der Affäre beiträgt", sagt Finke. Da sollten sich andere mal ein Beispiel nehmen.
Ein schlechtes Gewissen habe man nicht, sagte Finke weiter. "Zum Zeitpunkt des Pokalspiels wussten wir nicht einmal, wie der Name des Schiedsrichter Hoyzer überhaupt geschrieben wird."
DFB zieht Schiedsrichter Jansen zurück
Berichten zufolge soll der in Betrugsverdacht geratene Schiedsrichter Hoyzer der Staatsanwaltschaft erklärt haben, drei Fußballspiele manipuliert und dafür mehr als 50.000 Euro von einer kroatischen Wettmafia zugeschoben bekommen zu haben. Der DFB nahm am vergangenen Wochenende mit Jürgen Jansen einen weiteren Schiedsrichter aus der Spielplanung, nachdem auch er in die Diskussion gekommen war.