Phil Neville Englands Fußball-Frauen haben einen Star als Nationaltrainer - doch es gibt da ein Problem

England Phil Neville
Phil Neville, der neue Trainer der Frauen-Nationalelf, steht im Zentrum einer Sexismus-Debatte in England
©  Mike Hewitt/Getty Images
Es ist ein Desaster. Ausgerechnet der neue Nationaltrainer der englischen Frauen-Nationalmannschaft, Phil Neville, twitterte früher dumpfe Sprüche über Frauen. Ein weiteres Problem: Viele halten ihn fachlich für nicht qualifiziert.

Am Dienstag hat der englische Fußball-Verband FA Phil Neville zum neuen Trainer der Frauen-Nationalelf ernannt. Das ist normalerweise eine Nachricht, die zur Kenntnis genommen wird und keine größeren Debatten nach sich zieht. Doch in diesem Fall ist das anders. Denn kurz nach Nevilles Ernennung wurde bekannt, dass der frühere Nationalspieler im Jahr 2012 sexistische Tweets geschrieben hatte. Seitdem wird über die Eignung Nevilles für den Job heiß diskutiert.

Als Neville die Tweets absonderte, spielte er am Ende seiner Karriere für den FC Everton. In einem der umstrittenen Tweets heißt es: "Guten Morgen Männer, ein paar Stunden Cricket rüsten mich gut für den Tag." Auf die Frage, warum er nur "Männer" erwähnte, antwortete Neville dann: "Als ich sagte, 'Guten Morgen Männer', dachte ich, dass die Frauen damit beschäftigt seien, Frühstück zu machen, sich um die Kinder zu kümmern oder Betten zu machen - sorry: Guten Morgen, Frauen." In einem anderen Tweet schrieb er: "Ihr Frauen wollt immer Gleichberechtigung, bis es darum geht, Rechnungen zu bezahlen #Heuchler". Oder: "Ich bin entspannt zurück - habe gerade meine Frau vermöbelt. Fühle mich jetzt besser." Mittlerweile existiert der verifizierte Twitter-Account nicht mehr.

Englischer Fußball-Verband steht massiv in der Kritik

Doch damit sind die Sprüche nicht aus der Welt. In den sozialen Medien gab es einen Shitstorm und der englische Fußball-Verband steht seitdem massiv in der Kritik. Der Vorwurf lautet, dass man ausgerechnet einen Mann, der offensichtlich (zumindest früher) ein zweifelhaftes Frauenbild besitzt, zum Nationaltrainer des Frauenteams ernannt habe.

Die Reaktion erfolgte prompt: Neville entschuldigte sich brav: Die Kommentare "gaben und geben kein wahres und echtes Bild weder meines Charakters noch meiner Einstellungen ab", erklärte Neville und sagte, er sei sich "seiner Verantwortung voll und ganz bewusst". Nevilles Frau Julie sprang ihrem Mann zur Seite und sagte, er sei der "ehrlichste, freundlichste, großzügigste, sanfteste und am härtesten arbeitende Mann", den sie jemals getroffen habe. Auch der FC Everton entschuldigte sich. Die FA, die laut Medienberichten von den Tweets wusste, bevor sie Neville berief, verteidigte die Ernennung. Man halte die Sprüche eher für Witze als für den tatsächlichen Standpunkt Nevilles. Zudem seien die Sprüche unterhalb einer strafrechtlichen Grenze geblieben.

Der Instagram-Post von Julie Neville

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Frauen wird der Job offensichtlich nicht zugetraut

Britische Zeitungen wie "The Guardian" oder "Independent" weisen auf einen  tieferliegenden Missstand hin. Das Problem seien nicht die Macker-Sprüche eines Fußball-Profis, sondern vielmehr die Tatsache, dass Neville überhaupt nicht als Nationaltrainer qualifiziert sei. Im Gegenteil: Als Co-Trainer seines früheren Klubs Manchester United war er für den Absturz nach der Ära von Alex Ferguson mitverantwortlich. Danach war er noch zwei Jahre Co-Trainer beim FC Valencia. Wieso wird einer wie Neville qualifizierteren Frauen vorgezogen? Acht von neun Nationaltrainern waren bisher Männer. Offensichtlich traue man Frauen den Job nicht zu. Das sei das eigentliche Problem im englischen Fußball.

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