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Angriff auf Syrien FC St. Pauli stellt Cenk Şahin frei – er hatte Unterstützung für die türkische Armee gezeigt

Cenk Şahin vom FC St. Pauli
Cenk Şahins Zeit beim FC St. Pauli geht vorbei
© Martin Rose / Bongarts / Getty Images
Die Zeit von Offensivmann Cenk Şahin beim FC St. Pauli ist abgelaufen. Der Klub vom Hamburger Millerntor stellt den 25-Jährigen frei, nachdem dieser seine Solidarität mit den türkischen Soldaten im Zuge des Angriffs auf Syrien bekundete.

Der Fußball-Zweitligist FC St. Pauli stellt seinen Offensivspieler Cenk Şahin mit sofortiger Wirkung frei. Das gab der Klub auf seiner Homepage bekannt.

Der 25-jährige Türke hatte in der vergangenen Woche auf seinem Instagram-Account den Angriff des türkischen Militärs nach Nord-Syrien kommentiert. Unter einer türkischen Flagge schrieb er in seiner Muttersprache: "Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und den Armeen. Unsere Gebete sind mit euch!" Inzwischen ist der Post des Fußballers auf seinem Instagram-Profil (rund 28.000 Follower) nicht mehr abrufbar.

FC St. Pauli begründet Freistellung von Cenk Şahin

Şahins Meinungsäußerung rief heftige Kritik unter den St.-Pauli-Fans hervor. Unter anderem wandten sich die Ultras mit einem Offenen Brief an die Vereinsführung. "Es ist nicht der erste sprachliche und mediale Ausrutscher von Şahin in dieser Thematik, bereits in der Vergangenheit äußerte er sich pronationalistisch, regimetreu und verächtlich über das Sterben der kurdischen Bevölkerung", kritisierten sie und bezeichneten die Äußerung Şahins als "klaren Affront". Sie forderten die unverzügliche Entlassung des Stürmers.

Diesen Schritt hat der FC St. Pauli nun vollzogen. "Nach erneuten Gesprächen zwischen den Verantwortlichen des Vereins und dem Spieler wird Cenk Şahin vom Trainings- und Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung freigestellt", teilten die Hamburger mit. "Zur Entscheidungsfindung trugen vor allem die wiederholte Missachtung der Werte des Vereins sowie der Schutz des Spielers bei." Die Solidarisierung ihres Spielers mit dem Vormarsch der türkischen Armee widerspreche "grundsätzlich den Werten des Vereins", so die Entscheidungsträger weiter. "Ohne jegliche Diskussion und ohne jeglichen Zweifel lehnen wir dagegen kriegerische Handlungen ab."

Der bis 2021 laufende Vertrag wurde nach Angaben der Vereinsverantwortlichen zwar nicht gekündigt, Şahin erhielt jedoch die Erlaubnis, bei anderen Klubs zu trainieren oder Gastauftritte zu absolvieren. Ein Transfer ist jedoch erst im Winter möglich. Laut "Hamburger Morgenpost" bekundete der türkische Zweitligist Boluspor bereits Interesse. Şahin wechselte 2018 aus seinem Heimatland ans Millerntor – für 1,3 Millionen Euro 

Der 25-Jährige äußerte sich dem Blatt zufolge in einem Radio-Interview zu der Aufregung. Der FC St- Pauli habe "Schwierigkeiten mit dieser Art von Problemen. Es gibt einen negativen Standpunkt gegen unser Land, den ich unserem Land nicht zuordnen kann. Es ist nichts falsch mit uns", habe er dem Sender Radyospor gesagt. Von dem Ausmaß des Ärgers sei er überrascht.

Auch İlkay Gündoğan und Emre Can in der Kritik

Zuletzt gerieten auch die deutschen Nationalspieler İlkay Gündoğan und Emre Can in die Kritik. Sie hatten ein Foto salutierender türkischer Nationalspieler bei Instagram geliked. Es zeigt türkische Spieler, die nach dem 1:0-Siegtor gegen Albanien mit der Hand an der Stirn salutieren. Der Militärgruß sei den bei der "Operation Friedensquelle" eingesetzten Soldaten gewidmet gewesen, teilte der türkische Fußballverband mit. Gündoğan und Can nahmen ihre Likes bei Instagram später wieder zurück. Er habe gehandelt, "ohne jegliche Intention und auf den Inhalt zu achten", sagte Can der "Bild"-Zeitung und fügte hinzu: "Ich bin ein absoluter Pazifist und gegen jede Art von Krieg." Gündoğan erklärte, es sei keine politische Absicht hinter dem Like gewesen. Er sei "gegen jeglichen Terror und gegen jeglichen Krieg". Für Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff war das Thema damit erledigt. (Lesen Sie hier im stern mehr zu dem Thema.)

Die türkische Armee hatte am Mittwoch mit ihrer Offensive in Syrien begonnen, nach Angaben der Führung in Ankara geht es um die Schaffung einer Schutzzone im Norden des Landes. Allerdings wird der Angriff vielfach als völkerrechtswidrig gewertet. Laut Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als 100.000 Menschen auf der Flucht, hunderte sind Beobachterangaben zufolge getötet worden.

Quellen:Mitteilung FC St. Pauli, Instagram-Profil Cenk Şahin, Offener Brief Ultras St. Pauli, "Hamburger Morgenpost", "Bild"-Zeitung, Nachrichtenagentur DPA

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