Es war das dritte Aufeinandertreffen der beiden Hamburger Profivereine FC St. Pauli und Hamburger SV in der zweiten Bundesliga – und erstmals konnte der Kiezklub das Duell für sich entscheiden. Der FC St. Pauli siegte im heimischen Millerntorstadion mit 2:0 (1:0).
Das Team von Trainer Jos Luhukay fand besser in die Partie, der HSV wirkte dagegen in der Anfangsphase neben der Spur. Nachlässig im Spielaufbau und in der Verteidigung. Die Konsequenz: Nach 18. Minuten erzielte Dimitrios Diamantakos das 1:0 für den FC St. Pauli. Marvin Knoll köpfte eine Flanke von Mats Møller Daehli an den Pfosten, den Abpraller versenkte der Grieche per Kopf zum Führungstreffer. Der HSV wirkte nach dem Gegentreffer konzentrierter, ließ aber den Zug zum gegnerischen Tor vermissen. St.-Pauli-Torwart Robin Himmelmann blieb bis kurz vor dem Pausenpfiff weitgehend beschäftigungslos. Erst Sonny Kittel stellte ihn in der 43. Minute mit einem Volleyschuss ernsthaft auf die Probe, Himmelmann konnte den Ball mit den Fingerspitzen an die Querlatte lenken. Wenig später, in der 45., lag der Ball dann doch im Tor von St. Pauli, Lukas Hinterseer traf. Aber Schiedsrichter Sven Jablonski aus Bremen entschied nach Zeichen seines Assistenten, dass der Ball bei der Hereingabe von Bakery Jatta bereits im Toraus war. Der Treffer zählte nicht. Eine knifflige Situation, die auch durch das Studium der Fernsehbilder nicht endgültig aufgelöst werden konnte.
FC St. Pauli dominierte die Partie gegen den HSV
Vor Beginn der zweiten Halbzeit prägten wieder einmal verbotene Aktionen das Hamburger Stadtderby im mit knapp 30.000 Zuschauern ausverkauften Millerntorstadion. Anhänger in den Fanblöcken beider Vereine entzündeten Dutzende bengalische Fackeln und tauchten die Tribünen in rotes Licht, auch Silvesterraketen stiegen in den Hamburger Nachthimmel. Der Anpfiff der zweiten 45 Minuten verzögerte sich aufgrund der Rauchentwicklung um wenige Minuten. Die Polizei kündigte bereits im Vorfeld an, mögliche Zündler und Gewalttäter mittels Videoaufnahmen identifizieren und der Strafverfolgung zuführen zu wollen.
Mit dem Seitenwechsel veränderte sich auch zunächst das Kräfteverhältnis. St. Pauli taumelte nach Wiederanpfiff, der HSV kam mehrere Male gefährlich vor das Tor, blieb jedoch ohne Erfolg.
Die Gastgeber brauchten rund zehn Minuten, um zurück ins Spiel zu finden und erstmals gefährlich vor dem Tor von Daniel Heuer Fernandes aufzutauchen. Fast im Gegenzug setzte HSV-Stürmer Hinterseer den Ball aus fünf Metern über das St.-Pauli-Tor. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch auf dem Rasen, immer wieder lautstark unterstützt von den Rängen, bis dann unter den St-Pauli-Fans alle Dämme brachen: Freistoß von halblinks in den Strafraum der Gäste, HSV-Kapitän Rick von Drongelen wollte die flache Hereingabe von Møller Daehli klären, traf aber ins eigene Tor. Zum zweiten Mal erklang der "Song 2", die Torhymne des FC St. Pauli, im Millerntorstadion: 2:0 in der 63. Minute. In der 81. Minute verhinderte HSV-Torwart Heuer Fernandes einen höheren Rückstand, indem er einen Fernschuss von Diamantakos abwehrte. Møller Daehli traf wenige Minuten später erneut den Pfosten, es hätte nun auch schon 4:0 für die Gastgeber stehen können.
Hamburger Stadtderby Startschuss zu langer Nacht
Doch das 2:0 war der Endstand in einem mitreißenden und intensiv geführten Stadtderby, das St. Pauli spielerisch und kämpferisch verdient gewonnen hat – und das vielleicht ein Wendepunkt in der bisher eher durchwachsenen Saison darstellen kann. Mit dem Sieg klettert das Team auf Platz zehn der Tabelle, der HSV steht auf dem zweiten Rang. Das Rückspiel findet rund um den 1. März 2020 im Hamburger Volksparkstadion statt. Dann hat der HSV Gelegenheit, sich den inoffiziellen Titel des Stadtmeisters zurückzuerobern.
Während einige HSV-Anhänger in der Schlussminute ihrem Frust über die drohende Niederlage Luft machten und Pyrotechnik auf das Spielfeld warfen, machten sich die Anhänger des Underdogs vom Millerntor bereit zum Feiern. "Hamburg ist braunweiß" stand auf einem Banner in der Fankurve, auch dort wurden bengalische Fackeln gezündet. Dennoch: Die Party konnte beginnen. Die Fans strömten nach Abpfiff in die umliegenden Straßen rund um die Reeperbahn, um in und vor den Kneipen und Bars den Sieg ihrer Mannschaft zu feiern. Der Montagabend auf dem Hamburger Kiez dürfte ein langer werden.
Die Hamburger Polizei blieb weiter mit starken Kräften präsent, um die rivalisierenden Fanlager zu trennen. Die Beamten hatten schon im Tagesverlauf vorsichtshalber mehrere Wasserwerfer, Räumfahrzeuge und einen Hubschrauber aufgeboten. Im Vorfeld des Spiels wurden jedoch nur kleinere Zwischenfälle, wie etwa Vermummungen, gemeldet.