Der FC St. Pauli und Hertha BSC haben das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht. Der Bundesligist aus Hamburg setzte sich bei Ligarivale Borussia Mönchengladbach mit 2:1 (1:0) durch und steht zum insgesamt siebten Mal in der Runde der besten Acht. Die Pauli-Tore erzielten Martijn Kaars (43. Minute) und Louis Oppie (83.), Haris Tabakovic (56.) erzielte für die Gastgeber den zwischenzeitlichen Ausgleich.
Hertha BSC gewann das Zweitliga-Duell mit dem 1. FC Kaiserslautern klar mit 6:1 (3:1) und darf weiter auf ein Heim-Finale im Olympiastadion beim Endspiel am 23. Mai hoffen.
Hertha-Trainer Leitl: "Speziell die erste Hälfte war richtig gut"
Die Berliner bauten ihre Siegesserie auf wettbewerbsübergreifend sieben Spiele in Serie aus – mussten allerdings das erste Mal seit sechs Spielen wieder einen Gegentreffer hinnehmen. Nachdem Kaiserslautern vor knapp zwei Jahren noch die Oberhand behalten hatte, stellten sich diesmal die Kräfteverhältnisse klar anders dar.
"Die Art und Weise, wie wir heute gespielt haben, war fantastisch. Speziell die erste Hälfte war richtig gut", sagte Hertha-Trainer Stefan Leitl bei Sky. Kapitän Fabian Reese schwärmte: "Den Siegesschrei hast du in sämtlichen Stadtteilen Berlins gehört."
Luca Schuler (5.), Marten Winkler (21.) und Kennet Eichhorn (31.) sorgten früh für klare Verhältnisse. Schuler legte noch einen zweiten Treffer nach (60.), Dawid Kownacki (75.) und Maurice Krattenmacher (80.) trafen jeweils nach Einwechslung. Marlon Ritter (45.+2) erzielte zwischenzeitlich den einzigen Treffer für den FCK.
Auch wenn die Gäste aus der Pfalz die erste gefährliche Chance hatten, versetzte der Ex-Lauterer Schuler ihnen den frühen Dämpfer. Ein katastrophaler Rückpass von Maxwell Gyamfi landete genau in seinem Lauf und verschaffte den Berlinern die frühe Führung. Winkler legte nach einem Konter nach.
Die Berliner ließen in der Folge nicht locker. Der erst 16-jährige Kennet Eichhorn erzielte sein erstes Profi-Tor und löste zugleich den ehemaligen Dortmunder Jude Bellingham als jüngster Torschütze in der DFB-Pokal-Geschichte ab. "Kennet ist ein unfassbar großes Talent. Seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, war da die Überzeugung, dass er in der zweiten Liga spielen kann. Dass er konstant diese Leistung bringt, haben wir nicht erwartet", sagte Leitl.
Allein in der ersten Halbzeit trafen die Berliner zusätzlich dreimal das Aluminium. Kaiserslautern meldete sich erst kurz vor der Pause durch den Anschlusstreffer von Ritter in der Partie an. In der zweiten Halbzeit machte Schuler seinen Doppelpack perfekt und nutzte erneut einen Ballverlust der Gäste zum Tor. Joker Kownacki stach direkt - und der ebenfalls eingewechselte Krattenmacher besorgte den hochverdienten Endstand. Die Hertha-Fans sangen hämisch: "Einer geht noch, einer geht noch rein."
St. Pauli siegt gegen Mönchengladbach: "Das tut der Mannschaft sehr gut"
Krisenklub FC St. Pauli hat mit einem Sieg bei Borussia Mönchengladbach ein unerwartetes Lebenszeichen gesendet. Die Hamburger gewannen am Niederrhein 2:1 (1:0) und zogen erst zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. In der Liga hatten die Kiezkicker zuletzt neun Pleiten in Folge kassiert.
"Das tut der Mannschaft sehr gut, vor allem nach dem Spiel in München. Das freut mich einfach, dass wir wieder ein Erfolgserlebnis hatten. Ich glaube, dass wir in die Liga ein sehr gutes Gefühl mitnehmen", sagte Siegtorschütze Louis Oppie bei Sky freudestrahlend. Bei Gladbach war der Frust dagegen groß. "Das war sehr enttäuschend. Wir haben uns mehr vorgenommen. In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt", sagte Verteidiger Nico Elvedi. Man sei "zu wenig griffig" gewesen, ergänzte Stürmer Haris Tabakovic.
Martijn Kaars (43.) und Oppie (83.) trafen für St. Pauli, das wie schon zuletzt bei Bayern München (1:3) vor allem kämpferisch überzeugte. Die Borussia war dagegen offensiv zu harmlos, mehr als der Ausgleich durch Tabakovic (56.) gelang nicht. Nach zuvor fünf Pflichtspielen ohne Niederlage ging das Team von Cheftrainer Eugen Polanski erstmals wieder als Verlierer vom Platz.
"Wir müssen das Ergebnis aus der Bundesliga aus unseren Köpfen löschen", hatte Polanski vor dem Anstoß gesagt – Anfang November hatte die Borussia am Millerntor mit 4:0 gewonnen. Beim schnellen Wiedersehen knüpfte Gladbach zunächst nahtlos an die Leistung an, hatte mehr vom Spiel, machte aus dem Ballbesitz aber zu wenig.
Nikola Vasilj im Tor der Hamburger musste an seinem 30. Geburtstag zu Beginn einzig einen Distanzschuss von Kevin Stöger parieren (12.). Danach konnte der Schlussmann zusehen, wie die Bälle teils weit an seinem Tor vorbeiflogen. Auch Torjäger Haris Tabakovic, beim 4:0 noch zweifacher Torschütze, war meist abgemeldet.
St. Pauli versteckte sich keineswegs, hatte mit zunehmender Spieldauer die größeren Spielanteile, fand gegen die zuletzt stark verbesserte Borussia-Abwehr aber zunächst kein Mittel. Gladbach setzte wie so oft in den vergangenen Wochen auf schnelles Umschaltspiel, kam aber ebenfalls kaum zum Zuge. Die Folge war ein Spiel mit mäßigem Unterhaltungswert - bis die Gäste kurz vor der Pause in Führung gingen. Kaars schloss einen Konter bedrängt von zwei Gegenspielern mit einem Flachschuss ins lange Eck ab.
Auch nach der Pause begann Gladbach besser, das Fehlen von Florian Neuhaus (muskuläre Probleme) machte sich aber weiter bemerkbar. Gegen die nun tief stehenden Gäste fehlte es an Kreativität, hinzu kamen Fehlpässe im letzten Drittel. St. Pauli ließ indes auch nicht viel zu. Das änderte sich, als Tabakovic eine gefühlvolle Flanke von Franck Honorat per Kopf verwertete - es war bereits das neunte Pflichtspieltor für die Leihgabe aus Hoffenheim.
In der Folge entwickelte sich ein echter Pokalfight, der vor allem von seiner Spannung lebte. St. Pauli war dabei mindestens ebenbürtig und hatte durch Oppie das bessere Ende für sich.