Trainerwechsel Hannover 96 versucht's mit Hecking

Das Tauziehen um Trainer Dieter Hecking ist beendet. Der bisherige Coach von Alemannia Aachen wechselt mit sofortiger Wirkung innerhalb der Fußball-Bundesliga zu Hannover 96.

Nach einem zähes Ringen um die Ablösemodalitäten erteilte Aufsteiger Aachen dem 41 Jahre alten Dieter Hecking am Donnerstagabend die Freigabe für den Wechsel zum Tabellenletzten. Für Hecking, der in Aachen einen Vertrag bis 2009 hatte, muss Hannover 96 schätzungsweise knapp eine Million Euro Ablöse überweisen. Bei den Niedersachsen tritt der frühere 96-Spieler die Nachfolge von Peter Neururer an.

"Korridor der Vernunft"

"Der Trainer hat schwer wiegende private Gründe angeführt. Ohne die Schwere dieser Gründe hätten wir wegen der Vertragssituation von Herrn Hecking den Gesprächen mit Hannover 96 überhaupt nicht zugestimmt", kommentierte Alemannia-Präsident Horst Heinrichs die Entscheidung. Sportdirektor Jörg Schmadtke und 96-Clubchef Martin Kind hatten zwei Tage über die Freigabe von Hecking verhandelt. Dem Vernehmen nach wollte die Alemannia zunächst einen siebenstelligen Betrag als "Schmerzensgeld" für die Freigabe haben. Dies war Kind zu hoch. Es galt, einen "Korridor der Vernunft" zu finden.

Hecking, der für Hannover 96 in der Regionalliga und in der 2. Liga gespielt hatte, durfte selbst nicht mit seinem neuen Arbeitgeber sprechen. Der junge Coach, der seit vielen Jahren mit seiner Familie in Bad Nenndorf vor den Toren Hannovers lebt, verfolgte den Abschluss der Gespräche ganz entspannt. "Die Vereine müssen sich einigen. Ich sehe das relativ gelassen, es gibt viel unangenehmere Situationen", sagte Hecking. Er hatte pikanterweise den 306. Trainerwechsel in der Fußball-Bundesliga indirekt mit dem 3:0-Auswärtssieg der Aachener bei Hannover 96 am 26. August ausgelöst.

Hecking bringt emotionale Nähe mit

Die dritte 96-Niederlage in Folge war für Kind das Signal, sich von Neururer zu trennen. Für den 96-Vorstandsvorsitzenden war Hecking der Wunschkandidat. "Er hat in den drei höchsten Ligen erfolgreich gearbeitet und bringt emotionale Nähe zum Verein mit. Wir erwarten, dass er seine gute Arbeit in Hannover fortsetzt", sagte Kind. Während er mit der schnellen Entscheidung noch vor dem DFB-Pokalspiel bei Dynamo Dresden am Samstag ein Erfolgserlebnis feiern konnte, setzte der spektakuläre Trainerwechsel Aachen unerwartet unter Zugzwang.

Der Aufsteiger muss sich schnell nach einem neuen Chefcoach umsehen. Wie in Hannover kursiert auch in der Kaiserstadt bereits der Name Jos Luhukay, der vor einigen Wochen seinen Stuhl beim Zweitligisten SC Paderborn räumte. Sportdirektor Schmadtke dementierte, dass man sich bereits nach einem Nachfolger für Hecking umgesehen habe. Ein Festhalten am wechselwilligen Trainer kam für die Aachener Verantwortlichen aber nicht in Betracht. "Bei einem Verbleib von Dieter Hecking wäre die Zielsetzung des Vereins gefährdet gewesen", sagte Präsident Heinrichs.

Vierte Trainerstation

Für Hecking ist Hannover 96 nach dem SC Verl, VfB Lübeck und Alemannia Aachen die vierte Trainerstation. Er setzte sich bei der Trainersuche der Niedersachsen gegen mehrere Kandidaten durch. Kind, der die Trainerfrage zur Chefsache erklärt hatte und den umstrittenen 96-Manager Ilja Kaenzig außen vorließ, hatte auch mit Luhukay, Bruno Labbadia und Robin Dutt von den Stuttgarter Kickers Gespräche geführt.

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Ulli Brünger und Peter Hübner/DPA

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