Im Kampf um den holländischen Spielmacher werden die Töne immer schriller. HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer schickte einen Brief an den FC Valencia, in dem er anmahnte, die Bemühungen um van der Vaart "unverzüglich" einzustellen, da der Spieler nicht zum Verkauf stünde. Kopien dieser Briefe wurden an die DFL und die Fifa gesandt, die sich bei weiteren Verstößen einschalten könnten. Laut Statuten der Fifa ist es einem Spielerberater untersagt, an einen Spieler heranzutreten, "mit der Absicht, den Spieler zur vorzeitigen Auflösung seines Vertrages (…) zu bewegen." HSV-Sprecher Jörn Wolf bestätigte am Freitag einen Bericht des "Hamburger Abendblatts".
Vor dem Spiel gestern in der Uefa-Qualifikation in Budapest hatte sich Beiersdorfer mit Sören Lerby getroffen, dem Berater van der Vaarts. In diesem Gespräch soll der HSV-Manager noch einmal unmissverständlich deutlich geworden sein: Der Verkauf van der Vaarts ist zu diesem Zeitpunkt kein Thema. Die Reihen beim Club, so versichert man, seien fest geschlossen. Im Laufe des Tages schickte Beiersdorfer dann einen Brief an den spanischen Club. Nach Medienberichten soll sich van der Vaart mit Valencia einig sein, der Vertrag sei unterschriftsreif.
Van der Vaart und der Hexenschuss
Ob van der Vaart im nächsten Bundesliga Spiel am Sonntag gegen Bayer Leverkusen auflaufen wird, ist offen. Das Uefa-Qualifikations-Spiel gegen Honved Budapest sah sich der Holländer, der unbedingt in die Primera División zum FC Valencia wechseln will, von der Tribüne aus an. Die Hamburger spielten ohne ihren Besten mittelmäßig, das Spiel endete torlos. Van der Vaart hatte sich mit einem Hexenschuss, den er sich angeblich beim Heben seines einjährigen Sohnes zugezogen hatte, krank gemeldet.
Unterdessen brodelt es in der HSV-Fan-Seele gewaltig. Die "Bild" Zeitung berichtet, dass zahlreiche E-Mails mit Drohungen beim holländischen Management der van der Vaarts eingegangen seien. Die Ehefrau des Spielmachers, Sylvie van der Vaart, traue sich nicht mehr auf die Straße. Sie habe Angst vor aufgebrachten Fans und mache sich Sorgen um ihren Sohn Damian. Das Spiel der Hamburger gegen Leverkusen am Sonntag werde sie nicht besuchen.
Eine Mehrheit sagt: Van der Vaart soll gehalten werden
Die Meinungen darüber, ob der HSV in Fall des abwanderungswilligen Spielmachers hart bleiben soll, gehen unterdessen auseinander. In einer Abstimmung sind 60 Prozent der stern.de-Leser der Meinung, dass der HSV auf seine Rechte pochen und van der Vaart halten soll. 40 Prozent glauben, es sei besser, den Holländer nach Spanien ziehen zu lassen.
Der Club befindet sich in einem Zwiespalt. Bleibt van der Vaart, riskiert der Verein, dass ein unzufriedener Spieler seine Leistung nicht bringt und Unruhe in die Mannschaft trägt. Aber: In diesem Fall würde van der Vaart seine Chancen auf eine Teilnahme an der Europameisterschaft aufs Spiel setzen. Das kann nicht im Interesse des Spielers sein. Auf der anderen Seite: Lässt der HSV den 24-Jährigen ziehen, wären die Hamburger sportlich angeschlagen. Ohne den Weltklasse-Spieler dürfte kaum eine Chance bestehen, oben in der Bundesliga mitzuspielen. Ein finanziell attraktiver Champions-League-Platz würde in weite Ferne rücken. So oder so - der Hamburger SV hat bereits Schaden genommen.