Für den jungen Torschützen Hugo Almeida (22) galt das alte Fußball-Motto: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel". Der für den enttäuschenden Miroslav Klose eingewechselte "Joker", der mit seinem späten Siegtor in der 86. Minute Werder Bremen eine nahezu perfekte Ausgangsposition für das Uefa-Cup-Rückspiel gegen Celta de Vigo bescherte, hakte die Partie schnell ab. "Wir freuen uns über den Sieg, müssen uns jetzt aber auf Bayern München konzentrieren. Das ist ein ganz wichtiges Spiel", stellte der Portugiese noch in den Katakomben des baufälligen Estadio Balaidos fest.
Fast schien es, als wären die Werder-Profis schon während des Achtelfinal-Hinspiels am Donnerstagabend in Gedanken beim Bundesliga- Spitzenspiel am Sonntag gewesen. Denn gegen die harmlosen Gastgeber ließen die ambitionierten Bremer viele Chancen ungenutzt. Der verdiente 1:0-Sieg beim abstiegsbedrohten spanischen Erstligisten strahlte keinen Glanz aus, stärkte aber das Selbstbewusstsein der Hanseaten. "Wir haben uns auswärts sehr gut verkauft und reisen mit starker Brust nach München", sagte Mittelfeldspieler Torsten Frings.
Frings hat das Bayern-Spiel nicht gesehen
Im Gegensatz zu den meisten seiner Mitspieler behauptete er, das Bayern-Spiel gegen Real Madrid (2:1) nicht im Fernsehen verfolgt zu haben. "Da habe ich mir einen anderen Film angesehen. Aber so stark sind die Galaktischen auch nicht mehr", sagte Frings. Auch Manager Klaus Allofs wollte den mit viel Lob überschütteten Auftritt der Münchner nicht überbewerten. "Bayern hat ein gutes Spiel gezeigt, aber Real ist auch kein Team mehr, vor dem man in die Knie gehen muss. Das war keine Weltklasse-Leistung. Die Partie hat keinen Einfluss auf unsere Gemütsverfassung", betonte Allofs.
Während Werder-Trainer Thomas Schaaf den 75. Bremer Europacup-Sieg kritiklos lobte ("Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt und die Kontrolle gehabt. Es war eine gute Partie"), sprach Allofs auch die Schattenseiten an. "Es gab zwei, drei Aktionen, die man sich hätte ersparen können", meinte der Manager. Vigo erhöhte nach der Pause durch die Einwechslung des Ex-Wolfsburgers Fernando Baiano den Druck, konnte aber die Werder-Abwehr um Torhüter Tim Wiese und Naldo nicht überwinden. In dieser Phase kam sogar unter den 9236 Zuschauern in der WM-Arena von 1982 so etwas wie Stimmung auf.
Klose mit anhaltender Formschwäche
Der Viertelfinal-Einzug scheint für Werder vor dem Rückspiel am Mittwoch nur noch Formsache zu sein. Und das trotz Miroslav Kloses anhaltender Formschwäche. Der WM-Torschützenkönig blieb nun schon zum achten Mal hintereinander ohne Torerfolg, wirkte verunsichert und konnte kein Selbstbewusstsein für das Bayern-Spiel tanken. "Natürlich ärgere ich mich, dass ich nicht getroffen habe. Ich hatte zwei, drei Chancen, konnte sie aber nicht nutzen. Da war ich zu hektisch", gab Klose zu und ergänzte: "Aber ich habe mich gut bewegt."
Im Vergleich zu seinem Sturmpartner Aaron Hunt, der mit einem Pfostenschuss (19.) Pech hatte, fiel der Nationalspieler leistungsmäßig ab. "Ein Tor würde ihm und der Mannschaft gut tun", sagte Allofs. Nach 67 Minuten ersetzte Schaaf den glücklosen Klose durch Almeida. "Um mehr Druck machen zu können", begründete der Coach die letztlich erfolgreiche Maßnahme. Für Klose war die Auswechslung kein großes Problem: "So konnte ich etwas Kraft für Sonntag sparen."