Viel schneller als gedacht haben Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß einen Nachfolger für Trainer Ottmar Hitzfeld präsentiert. Damit ist die Nachfolgediskussion beendet, bevor sie richtig losgegangen ist. Jürgen Klinsmann, mein ehemaliger Teamkollege bei den Bayern, soll den Rekordmeister wieder zu Ruhm und Erfolg führen. Oberstes Ziel ist der Gewinn der Champions League. Nur darum kann es für den Rekordmeister gehen.
Gleich nach der Absage von Ottmar Hitzfeld vor Weihnachten nahmen die Bayern Kontakt zum Berater von Klinsmann auf, weil er ihrem Anforderungsprofil am besten entsprach. Beide Seiten trafen ihre Entscheidung in aller Ruhe im Verborgenen. Wer Jürgen kennt, weiß, dass er sich einen solchen Schritt reiflich überlegt. Er wird bei den Verhandlungen mit den Bayern genau darauf geachtet haben, dass ihm der Münchner Weltclub die entsprechende Entscheidungsfreiheit bei der Trainerarbeit lässt und dass er so arbeiten kann, wie er es für richtig hält. Das war ihm immer unglaublich wichtig.
Klinsmann war der Wortführer im Team
In unserer gemeinsamen Zeit bei den "Roten" war Jürgen einer der Wortführer des Teams. Er setzte schon als Spieler bei den Bayern durch, dass das Trainingslager vor Heimspielen vom weit entfernten Tegernsee in die Nähe von München verlegt wurde. Auch die Einführung des "Geheimtrainings" ohne Zuschauer am Tag vor dem Spiel wurde in seiner Münchner Zeit eingeführt. Oft haben wir darüber gesprochen, wie in Italien und anderswo trainiert wird. Er pries immer die Vorzüge einer ruhigen Trainingsatmosphäre, die er aus seiner Zeit bei Inter Mailand kannte.
Klinsmann steht im deutschen Fußball für Innovation und neue Ideen. Die Diskussionen über amerikanische Fitness-Trainer und "besondere" Übungseinheiten bei der Nationalmannschaft sind ja noch nicht allzu lange her. Dem FC Bayern wird der Wechsel von Hitzfeld zu Klinsmann gut tun. Ich bin sicher, dass auch in München manche Neuerung Einzug hält, sei es beim Personal rund ums Team oder bei der Verpflichtung von neuen Spielern und beim weiteren Umbau des Bayern-Kaders. Klinsmann hat sich ja eine bestimmte Spielphilosophie zugelegt. Wie zu seiner Zeit als Nationaltrainer wird er das schnelle, aggressive Offensivspiel umsetzen, das auf Pressing beruht. Dementsprechend wird er das Team formen. Wir können uns auf spektakulärere Bayern-Spiele freuen, die nicht mehr mit ihrem ergebnisorientierten Stil die Fans langweilen. Hoffentlich.
Klinsmann kennt nur ein Ziel: den Erfolg
Eines jedoch muss jedem in München klar sein: Jürgen Klinsmann ist immer seinen eigenen Weg gegangen, und er wird das weiterhin tun. Denn Jürgen kennt nur ein Ziel: den Erfolg. Es ist dieser Ehrgeiz, der ihn so antreibt. Im Gegenzug muss er sich an Münchner Gepflogenheiten anpassen. Tägliche Pressekonferenzen und das Leben auf dem medialen Präsentierteller in München sind das tägliche Brot jedes Bayern-Trainers. Das ist der große Unterschied zu seiner Zeit als Nationalcoach, als er sich im fernen Los Angeles immer wieder Auszeiten nehmen konnte.
Entscheidend für den Erfolg wird das Verhältnis zur Münchner Presse sein. Klinsmann war in seiner Zeit als Bayern-Spieler nie ein einfacher Partner für die Medien, die Beziehung zum Boulevard damals war gespalten. So mancher Journalist aus dieser Zeit ist nach wie vor in Amt und Würden und lauert nur auf einen Ausrutscher des selbstbewussten Strahlemanns.
Ich wünsche Jürgen Klinsmann auf jeden Fall viel Glück und Erfolg bei seiner Arbeit in Deutschland. Er wird die Bundesliga und den FC Bayern München ein ganzes Stück attraktiver machen.