Werder Bremen Bundesliga-Profi Niklas Schmidt über seine Depressionen: "Dann flossen bei mir die Tränen"

Werder Bremen: Profi Niklas Schmidt spricht über seine Depressionen
Niklas Schmidt stieg im vergangenen Jahr mit Werder Bremen in die Bundesliga auf
© Kolbert-Press / Imago Images
Im Winter machte Niklas Schmidt seine Depressionen öffentlich. Der Bundesliga-Fußballer von Werder Bremen berichtet in einem Interview, wie er seinen Trainer und seine Teamkollegen einweihte – und wie deren Reaktion ausfiel.

Depressionen sind im Fußball zwar kein Tabu-Thema mehr, aber immer noch eine stigmatisierte Krankheit – wie insgesamt in der Gesellschaft. Umso bemerkenswerter ist es, wie offen Niklas Schmidt mit seinen psychischen Problemen umgeht. Im Winter ging der Bundesliga-Profi von Werder Bremen mit seinen psychischen Problemen an die Öffentlichkeit. "Ich hatte große mentale Probleme", sagte der 25-Jährige damals.

In einem aktuellen Interview mit dem "Spiegel" erzählte Schmidt ausführlicher davon, wie er mit seinen Depressionen umgegangen ist und wie die Teamkollegen auf seine Erkrankung reagiert hat. In der Mannschaftsküche habe er seinen Mitspielern davon erzählt: "Ich habe ihnen lediglich gesagt: 'Jungs, es tut mir leid, ich kann nicht mehr.' Dann flossen bei mir die Tränen." Alle seine Mannschaftskollegen hätten ihn daraufhin umarmt und ihn getröstet. "Das hätten sie nicht tun müssen", so Schmidt.

Niklas Schmidt: Absturz nach dem ersten Bundesliga-Tor für Werder Bremen

Der Mittelfeldspieler war in der vergangenen Saison mit Werder Bremen in die Bundesliga aufgestiegen, gleich in seinem ersten Saison-Spiel – beim 3:2-Sieg gegen Borussia Dortmund – erzielte er sein erstes Tor. Danach jedoch "ging es relativ schnell bergab", erzählte Schmidt: "Zu Hause habe ich mich immer mehr zurückgezogen, hatte keine Lust mehr, vor die Tür zu gehen oder andere Menschen zu sehen. Nach dem Training wollte ich nur noch schlafen." Er habe die Freude verloren. Seine Freundin habe ihm in dieser Phase dabei geholfen, zu erkennen, dass er unter Depressionen leide.

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Seinen Trainer Ole Werner habe er im Oktober über seine Probleme informiert. "Ich schaffe es nicht mehr", habe er dem Trainer gesagt, so Schmidt im "Spiegel"-Interview. Vorbehalte angesichts seiner psychischen Erkrankung hat der Fußballer offenbar nicht erfahren: "Mein Trainer und meine Mannschaftskollegen haben mir von Beginn an absolutes Verständnis entgegengebracht und mich nicht anders behandelt als zuvor." Schmidt fiel für vier Spiele aus, in der letzten Partie vor der Winterpause stand er wieder für zehn Minuten auf dem Platz. Insgesamt hat er in dieser Bundesliga-Saison 20 Spiele für Werder Bremen bestritten.

Gedanken ans Karriereende

Wegen seiner Depressionen hatte Niklas Schmidt sogar darüber nachgedacht, mit dem Profifußball aufzuhören, erzählte er Anfang März in der Sendung "Sportblitz" bei Radio Bremen: "Abrupt die Karriere zu beenden, der Impuls war nicht da. Aber die Überlegungen waren da, es zu tun." Er selbst hat gute Erfahrungen mit einem offenen Umgang mit der Krankheit gemacht und möchte anderen Betroffenen Mut machen: "Ich möchte den Leuten mitgeben, dass es keine Schande ist und dass man damit gut leben kann."

Quellen:  "Spiegel" (Bezahlinhalt) / "Sportblitz"

epp

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