Wie Andreas Bartholome, der Anwalt des Ex-Fußballprofi Steffen Karl, der Nachrichtenagentur AP bestätigte, hat sein Mandant versucht den früheren Cottbuser Torhüter Georg Koch zu bestechen. Im Mai 2004 habe Karl dem Torwart vor dem Spiel gegen Regensburg einen fünfstelligen Betrag geboten, damit dieser die Partie manipuliere. Der 35-jährige Karl war am Freitag als erster Spieler im Zuge des Manipulationsskandals verhaftet worden. Nachdem die Berliner Staatsanwaltschaft ihn befragt hatte, wurde er am Montagmorgen wieder auf freien Fuß gesetzt.
Nach Angaben seines Anwalts, habe Karl während der Befragung durch die Staatsanwaltschaft die Bestechung des Torhüters gestanden. Der Betrag habe zwischen 15.000 und 20.000 Euro gelegen. An die genaue Summe könne sich sein Mandat wegen einiger Erinnerungslücken nicht mehr erinnern, sagte Bartholome.
Torhüter erhielt Drohanrufe
Torhüter Georg Koch, der inzwischen für den Zweitliga-Spitzenreiter MSV Duisburg spielt, hatte das Angebot nach eigenen Angaben aber abgelehnt. Nachdem der Wettskandal aufgeflogen, war erhielt er jedoch Anfang Februar innerhalb kurzer Zeit zwei Drohanrufe. Mit den Worten "Halt bloß die Klappe, sonst passiert Dir was", hätten ihn die anonymen Anrufer nachdrücklich zum Schweigen aufgefordert.
Karl bestreitet diesen Anruf allerdings. Der Fußballprofi wies auch den Vorwurf zurück, dass er im Mai 2004 zusammen mit dem Mitbeschuldigten Ante S. das Regionalliga-Spiel des SC Paderborn gegen den Chemnitzer FC manipuliert habe. Den beiden Spielern wird vorgeworfen, dass sie den Auftrag hatten, durch gezieltes Foulspiel im eigenen Strafraum, dem Schiedsrichter eine Vorlage zur Manipulation geliefert zu haben. Das Spiel wurde damals von dem Skandalschiedsrichter Robert Hoyzer geleitet. Dieser habe durch das Foulspiel die Möglichkeit gehabt, das Spiel zu Gunsten des SC Paderborn zu beeinflussen, so der Verdacht. Auf diese Weise sollte ein Ergebnis erzielt werden, auf das Ante S. einen hohen Geldbetrag gewettet hatte.
Karl belastet möglichen Drahtzieher
Nach Informationen des "Tagesspiegels" soll Karl zudem den möglichen Drahtzieher des Wettskandals, Ante S., belastet haben. Er habe ihn zu der Bestechung angestiftet, nachdem Fußballer S. Anfang 2004 in einer Diskothek kennen gelernt hatte. Später sollte Karl helfen, junge kroatische Nationalspieler im deutschen Markt unterzubringen. Dann habe Ante S. Karl aufgefordert, das Spiel Paderborn gegen Chemnitz zu manipulieren. Karl habe dies abgelehnt.
"Mein Mandant hat aber keinen Kontakt zu einem weiteren Spieler, auch nicht zu den Schiedsrichtern Marks und Hoyzer", sagte Bartholome dem "Tagesspiegel".
Karl spielte in den 90er Jahren unter anderem für die Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund und Hertha BSC. Insgesamt bestritt er 99 Bundesliga-Spiele. Später war er bei St. Pauli und Chemnitz in der zweiten Liga unter Vertrag. Seine größten Erfolge feierte er mit Dortmund: 1992 wurde er Vizemeister, 1993 erreichte er das UEFA-Cup-Finale.
Der Vorstand des Chemnitzer FC hatte Karl nach der Verhaftung mit sofortiger Wirkung beurlaubt und von seinen Arbeitnehmerpflichten als Vertragsamateur entbunden. Weitere Maßnahmen behält sich der Verein nach eingehender Prüfung des Vorganges vor. Diese können bis zur außerordentlichen Kündigung des Anstellungsvertrages reichen.