Fußball. Immer gern gebolzt, die Regeln jedoch nie richtig verstanden. 22 Menschen rennen um einen Ball, die anderen, meist ein paar tausend, stehen drumrum und hauen sich hinterher die Hucke voll, jedenfalls einige. Die anderen sind besoffen oder werden von berittener Polizei eingekesselt und abgedrängt. Eishockey finde ich spannender. Da hauen sich die Spieler noch auf dem Eis gegenseitig die Hucke voll. Die Fans gehen friedlich heim. Schöner Sport.
Das Grauen
Fußball ist mir ein Grauen. Ehrlich. Für meine Frau hingegen ist die WM das größte anzunehmende Fest des Jahres. Heute morgen musste ich unserer 15 Monaten alten Tochter ein Trikot anziehen. Schwarz-Rot-Gold vorn, Nummer 9 auf dem Rücken und für alle Begriffsstutzigen noch ein halbrundes "Deutschland" darunter. Viel Patriotismus für einen kleinen Kinderkörper. Ich wartete nur auf ihren Vorschlag, die Kleine auf dem Weg zur Kita satt im Kindersitz, auf der Hutablage zu transportieren. Bei den vielen kleinen Fähnchen an den anderen Autos müsse man schließlich dagegen halten. Notfalls mit dem eigen Fleisch und Blut. Der Mutterinstinkte siegte, der Vorschlag kam nicht.
Desinteresse
"So, gegen wen spielen wir heute Abend?" Ein vernichtender Blick von Jana. "Dass ist doch Absicht, so dämlich kann doch keiner sein." Derart geballtes Desinteresse an der Bundesliga könne sie gerade noch akzeptieren. Aber das hier sei die Weltmeisterschaft. Sie betonte jeden Buchstaben des langen Wortes, um ein Ankommen der Botschaft sicherzustellen. Macht mir nicht aus. Solche Hiebe verschwinden in den Tiefen meiner mangelnden Rund-Begeisterung.
Die Lösung
Meine Frau und ich kamen elf Stunden vor WM-Beginn überein, dass eine Trennung das Beste wäre. Die Situation sei verfahren. Unrettbar. Sie würde das Kind mitnehmen. Jedenfalls für die Dauer des Eröffnungsspiels heute Abend. Das Feste der Feste sei nur mit Gleichgesinnten zu genießen, sprich mit ihren Eltern. Da Fußball ohne Alkohol gar nicht funktioniert, ich erwähnte es eingangs, darf ich meine Gattin nach dem Abpfiff abholen. Dafür sind die Fußballabstinenzler immer gut.