Mit einer indiskutablen Vorstellung hat Italien seine gute Ausgangsposition im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft verspielt. Der dreimalige Champion bleibt mit dem 1:1 (1:1) gegen die USA in Kaiserslautern zwar Tabellenführer der Gruppe E, konnte aber aus der tschechischen Niederlage am Nachmittag gegen Ghana kein Kapital schlagen. Vor 46.000 Zuschauern im Fritz- Walter-Stadion erzielte Alberto Gilardino (22.) die italienische Führung, die Cristian Zaccardo per Eigentor in der 27. Minute ausglich. Mit dem Punktgewinn können die US-Amerikaner wieder wie vor vier Jahren die K.o.-Runde erreichen.
Stimmen zum Spiel
Marcello Lippi (Trainer Italien):
"Natürlich war das nicht das ideale Spiel heute. Wir sind nervös geworden. Das ist auch ein Faktor, den man berücksichtigen muss. Wir hatten teuer bezahlt und konnten dann unser Glück nicht nutzen, als wir in Überzahl gespielt haben. Wir waren nicht brillant."
Bruce Arena (Trainer USA):
"Ich bin stolz auf mein Team. Wir waren besser heute. Wir hatten eine fantastische erste Halbzeit. Meine Mannschaft hat einen großartigen Job gemacht. Ich war mit ein paar Schiedsrichterentscheidungen nicht einverstanden. Ich bin glücklich, dass wir im letzten Spiel gegen Ghana noch eine Chance haben. Wir werden eine Menge Spaß haben an diesem Tag."
In einer bisweilen überhart geführten Begegnung sahen der Italiener Daniele De Rossi in der 28. und US-Akteur Pablo Mastroeni in der 44. Minute Rote Karten, Eddie Pope (47.) musste mit Gelb-Rot vorzeitig in die Kabine. Nicht einmalig in der WM-Historie. Im Achtelfinale 1990 in Mailand sahen zum letzten Mal zwei Spieler in der ersten Halbzeit Rote Karten: Rudi Völler und Frank Rijkaard.
US-Amerikaner überlegen
Gilardino hatte auf dem Betzenberg ein Torfestival seiner Mannschaft versprochen, doch von schwungvollem Offensiv-Fußball war bei den Italienern nichts zu sehen. Die Spielmacher Francesco Totti und Simone Perrotta - nach dem 2:0 gegen Ghana mit Lob überhäuft - bekamen gegen kampfstarke US-Boys das Heft im Mittelfeld nicht in die Hand. Auch die italienische Defensive war ungewöhnlich unsicher; die Vorteile lagen in den ersten 45 Minuten ganz klar bei dem US-Außenseiter. Erst in Überzahl erkämpfte sich die Elf von Marcello Lippi Vorteile, ohne dabei spielerische Glanzlichter setzen zu können.
Völlig überraschend waren die "Azzurri" Mitte der ersten Hälfte in Führung gegangen, als Gilardino einen Freistoß von Andrea Pirlo ungehindert an Kasey Keller vorbei einköpfte. Indiz für die Kopflosigkeit der italienischen Abwehr war wenig später der Ausgleich durch Außenverteidiger Zaccardo: Er lenkte eine Freistoß-Flanke von Bobby Convey unbedrängt ins eigene Tor.
Rüde Attacken
60 Sekunden später versetzte "Raubein" De Rossi dem Team mit seinem mit Rot geahndeten Ellbogenschlag gegen Brian McBride den nächsten Schlag. Der US-Boy musste stark blutend am Spielfeldrand behandelt werden. Daraufhin musste Superstar Totti aus taktischen Gründen seinen Platz für den wieder genesenen Gennaro Gattuso räumen. Doch noch vor der Pause sorgte Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay wieder für ein Gleichgewicht der Kräfte – er schickte Mastroeni für eine rüde Attacke auf die Beine von Pirlo ebenfalls mit Rot vom Feld.
Nach der Halbzeit hätte US-Verteidiger Carlos Bocanegra in der 51. Minute mit einer verunglückten Kopfball-Abwehr beinahe für das zweite Eigentor des Spiels gesorgt. Auf der Gegenseite verhinderte die Abseitsposition von McBride das vermeintliche 2:1 von DeMarcus Beasley (65.). Anschließend bewahrte Gladbach-Keeper Keller sein Team gegen den eingewechselten Alessandro Del Piero (73.) vor dem erneuten Rückstand. Es war die letzte Chance in einem unschönen Spiel.