"Jubelperser", so nannte man damals, im Jahr 1967, jene berüchtigte Gruppe persischer Geheimagenten, die Schah Reza Pahlavi bei seinem umstrittenen Staatsbesuch in West-Berlin begleitete. Als sie nicht nur jubelten, sondern mit Dachlatten auf die kritischen deutschen Studenten einprügelten, taufte man sie kurzerhand in "Prügelperser" um.
Zu irgendwelchen Knüppeln dürfte jene bestimmte Gruppe von speziellen Fußballfans wohl kaum greifen, über die jetzt die "Sportschau" berichtet. Dem Bericht zufolge zahlt das Organisationskomitee der Fußball-Weltmeisterschaft nämlich ausgewählten Fans die Reisen zum Turnier, damit sie dort und in den sozialen Netzwerken für gute Stimmung sorgen. "Fans Leader Network" heißt die Gruppe, für deren Mitglieder Flüge, Unterkunft und ein Taschengeld laut "Sportschau" inklusive sind.
"Dass Katar kurz vor Turnierstart noch Fans einkauft, spricht auch dafür, dass die Begeisterung unter aktiven Nationalmannschafts-Fangruppen in vielen Ländern eher gering ausgeprägt ist", sagte Martin Endemann vom europäischen Fan-Bündnis Football Supporters Europe (FSE) der DPA. "Diese Leute darf man nicht als repräsentative Fanvertreter betrachten, sondern höchstens als freiwillige Helfer für die FIFA und das Organisationskomitee."
Katar-Angebot offenbar an 450 Fans aus 59 Ländern
Nachfragen zu den Details beantwortete das WM-Organisationskomitee auf Anfrage der ARD nicht. Ein Sprecher habe mitgeteilt, dass die Fans "ein unbezahltes Ehrenamt" einnehmen würden, hieß es in dem Bericht. Rund 450 Fans aus 59 Ländern seien beteiligt. Der Deutsche Fußball-Bund sagte nach Angaben der "Sportschau", dass dem Verband das Programm des Organisationskomitees bekannt sei, es werde aber weder durch den DFB noch durch den Fan-Club Nationalmannschaft unterstützt. Man wisse, "dass deutsche Fans teilgenommen haben/teilnehmen werden, aber wir wissen nicht, wie viele Fans sich daran beteiligen".
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Ein Verhaltenskodex beinhaltet dem Bericht zufolge klare Vorgaben für die teilnehmenden Fans, die zustimmten, die WM durch Liken und Teilen von Posts in sozialen Netzwerken zu untestützen. Vereinbart werde unter anderem die Nutzung des Slogans "Qatar - the fans' world cup" ("Katar - die WM der Fans") und des Hashtags #IAMAFAN ("Ich bin ein Fan").
Das WM-OK teile den Fans mit, dass Social-Media-Beiträge beobachtet werden. Man behalte sich das Recht vor, Änderungen oder das Löschen von Posts zu verlangen. "Wir bitten Sie nicht, ein Sprachrohr für Katar zu sein. Aber es wäre offensichtlich unangebracht, Katar, das Organisationskomitee oder die WM zu verunglimpfen", heißt es in den sogenannten Prinzipien für gute Postings, die der "Sportschau" laut eigenem Bericht vorliegen. Nicht zugelassen bei dem Programm seien Fans "mit offensichtlicher politischer Gesinnung".
Katar steht seit der Vergabe des Turniers durch die Fifa 2010 gleich mehrfach in der Kritik. Im Raum stehen Vorwürfe zu Korruption bei der Vergabe des Turniers, die Ausbeutung von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern beim Bau der Stadion, die Kriminalisierung von Homosexualität und fehlende Frauenrechte.