Angeführt von Lionel Messi wollte Argentinien mit einem eingeplanten Sieg gegen Saudi-Arabien in die WM-Mission starten. Ein Sieg zum Auftakt sei "fundamental" für den weiteren Turnierweg, der ihn am 18. Dezember zurück ins Stadion von Lusail führen soll, hatte Messi gesagt. Doch es kam alles ganz anders. Saudi-Arabien gewinnt überraschend mit 2:1 (0:1) und sorgte für die erste ganz große Überraschung dieses Turniers!
Dabei sah es zunächst aus, als würde für die Südamerikaner gegen den krassen Außenseiter alles nach Plan laufen. Kapitän Messi verwandelt – bereits in der zehnten Spielminute – einen etwas fragwürdigen Strafstoß. Abdulhamid hatte Paredes zuvor leicht gehalten im Strafraum. Der Argentinier nahm den Kontakt dankend an.
Irans Gänsehaut-Moment: Fans demonstrieren auf den Rängen – Spieler schweigen bei Hymne

Argentinien läuft ins Abseits, Saudi-Arabien kaltschnäuzig
Anschließend mussten sich die Männer aus Saudi-Arabien einem echtem Sturmlauf der Argentinier erwehren. Gleich drei Treffer der Gauchos wurden aufgrund von zum Teil sehr knappen Abseitsentscheidungen wieder zurückgepfiffen. Kurz nach der Pause drehte der Underdog mit einem Doppelschlag die Partie komplett. Al-Buraikan traf aus spitzem Winkel zum verdienten Ausgleich (48. Spielminute), ehe Salem Al-Dawsari die saudischen Fans mit einem Schlenzer in den Winkel gänzlich in Ekstase versetzte (53. Spielminute).
Messi stand nach dem Schock fassungslos in der Nähe der Mittellinie, ehe er schnell den Ball forderte – jetzt oder nie: Die WM-Frage kam früher als erwartet. Doch Argentinien wirkte fast ratlos gegen diese entfesselten Araber mit einem Torwart, der Messi und Co. zur Verzweiflung brachte. Die vielen Chancen in der Schlussphase konnte der Favorit nicht nutzen. Vor allem auch, weil Saudi-Arabien verbissen bis zur letzten Sekunde kämpfte. Nach einer wahren Abwehrschlacht brachte der amtierende Asienmeister den knappen 2:1-Sieg ins Ziel – und die erste Sensation der WM in Katar war perfekt.
Ungläubige Reaktionen aus Argentinien
"Unglaublich, aber wahr", schrieb die Sportzeitung "Olé" aus Argentinien. "Wir haben verloren, das lag an unseren eigenen Fehlern. Wir hätten in der ersten Halbzeit mehr als ein Tor machen müssen", sagte Argentiniens Lautaro Martínez: "Wir werden versuchen, die Fehler nächstes Mal abzustellen." Die Mannschaft sei trotz der Blamage weiterhin "hochmotiviert", sagte der 25-Jährige: "Wir wollen weiterkommen und müssen schauen, was uns für Fehler passiert sind." Lionel Messi beschwört nun den Zusammenhalt der argentinischen Nationalmannschaft. "Es gibt keine Entschuldigung. Wir müssen nun vereinter sein, als je zuvor", sagte der 35-Jährige nach dem peinlichen Auftritt. "Jetzt müssen wir zeigen, dass wir eine echte Mannschaft sind", forderte Messi. "Es ist eine Situation, in der wir schon lange nicht mehr waren", sagte Messi und nannte die Niederlage gegen die furios kämpfenden Männer aus Saudi-Arabien einen "schweren Schlag für uns alle". Niemand bei den Argentiniern habe "damit gerechnet, so zu starten". 36 Spiele nacheinander hatte die Mannschaft zuvor nicht mehr verloren.
Saudi-Arabien feiert "Heldenepos"
In dem islamischen Königreich hat der Sensationssieg euphorische Reaktionen ausgelöst. Saudische Medien bejubelten einen "historischen Sieg" und ein "Heldenepos". Besonders gefeiert wurde der saudische Torwart Mohammed Alowais, der mit seinen Paraden den Sieg gegen den haushohen Favoriten gesichert habe. "Tausend, tausend Glückwünsche, Ihr Helden", schrieb der saudische Sportminister Abdalasis bin Turki al-Faisal auf Twitter. Der Chef der saudischen Unterhaltungsbehörde, der einflussreiche Sportfunktionär Turki al-Schaich, gab den Eintritt zu drei Vergnügungsparks frei, um den Sieg zu feiern.

Sehen Sie im Video: Feiernde Fans vor WM 2022 in Katar wecken Misstrauen bei Twitter-Usern.
Anhänger des Königshauses versuchten den Erfolg auch politisch auszuschlachten. Sie verwiesen darauf, dass Kronprinz Mohammed bin Salman beim Empfang des Teams vor der WM keinen Druck aufgebaut und so den Weg für den Erfolg bereitet habe. Der Thronfolger, Sohn des Königs Salman, ist der eigentlich starke Mann in Saudi-Arabien. International steht er wegen Menschenrechtsverletzungen stark in der Kritik. US-Geheimdienste beschuldigen ihn auch, für den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul durch ein Mordkommando aus Riad verantwortlich zu sein.