Die deutschen Fußballerinnen haben nach einem Durchhänger zur Wochenmitte rechtzeitig vor dem Weltmeisterschafts-Finale die richtige Einstellung wieder gefunden. "Nach dem Spiel gegen die USA brauchten wir alle zwei Tage Pause. Wir konzentrieren uns jetzt ganz auf Schweden", sagte Spielführerin Bettina Wiegmann vor ihrem 154. und letzten Auftritt im DFB-Dress an diesem Sonntag (19.00 Uhr MESZ/ARD) im Home Depot Center von Carson. An ihr Karriereende denkt sie noch nicht. "Es überwiegt die Vorfreude. Wir wollen ein gutes Spiel zeigen und als Sieger vom Platz gehen."
Man habe sich noch einige Tage über den viel beachteten Erfolg gegen die USA gefreut, sagte Bundestrainerin Tina Theune-Meyer. "Aber jetzt ist das endgültig abgehakt. Alle denken nur noch an das Finale gegen Schweden." Schon vor der WM hatte Theune-Meyer das "Drei-Kronen-Team" zu den Favoriten gezählt. Nach der 1:3-Auftaktniederlage gegen das US-Team steigerte sich der Vize-Europameister im Turnierverlauf, gewann seine Gruppenspiele gegen Nordkorea (1:0) und Nigeria (3:0), ehe Brasilien (2:1) im Viertelfinale und Kanada (2:1) im Halbfinale besiegt wurden.
Drei Weltmeisterschaften, zwei Sieger
Die Fußball-WM in den USA ist erst die vierte Frauen-WM. Bisher gab es dabei nur zwei Sieger. Die USA gewannen die WM-Premiere 1991 in China und triumphierten auch 1999 im eigenen Land. 1995 in Schweden sicherte sich Norwegen die WM-Krone mit dem 2:0-Sieg über Deutschland. Während das Finale in Carson für das DFB-Team die zweite Endspiel-Teilnahme ist, steht Gegner Schweden zum ersten Mal im WM-Finale.
Zum ersten Mal geht der WM-Titel an eine Mannschaft, die von einer Frau betreut wird. Bundestrainerin Tina Theune-Meyer übernahm die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach den Olympischen Spielen von Atlanta am 1. August 1996. Theune-Meyer ist damit genau einen Monat länger im Amt als die schwedische Cheftrainerin Marika Domanski Lyfors.
Unangenehmer Gegner
Schweden ist ein unangenehmer Gegner, der von der Spielanlage dem DFB-Team ähnelt. Aus einer gut organisierten Abwehr wird über das kreative Mittelfeld schnell kombiniert. Und mit Victoria Svensson und Hanna Ljungberg verfüge die Elf über zwei "sehr bewegliche und bissige Stürmerinnen", warnte Theune-Meyer. Die 49-Jährige rechnet mit einem "offenen Finale", in dem "keiner das erste Tor kassieren will". Seit Tagen ist sie bemüht, ihre Mannschaft an die frühe Anstoßzeit (10.00 Uhr Ortszeit) zu gewöhnen. "Wir stehen schon um 06.00 Uhr auf, um 07.00 Uhr gibt es Frühstück." Schließlich komme es am Sonntag darauf an, "um 10.00 Uhr topfit zu sein".
Da keine Verletzten zu beklagen sind, ist mit derselben Startelf zu rechnen wie im Halbfinale. "Die Mannschaft bietet sich an", so Theune-Meyer. "Wichtig ist, dass jede Spielerin mit der gleichen Einstellung in die Partie geht wie gegen die USA. Wir wollen offensiv, selbstbewusst und kreativ spielen. Tore sind dann die logische Folge." Mit Freude nahm sie zur Kenntnis, dass die DFB-Elf unabhängig vom Ausgang des Finales die USA in der nächsten Weltrangliste vom ersten Platz verdrängen wird, wie der Fußball- Weltverband FIFA errechnete. "Das ist eine schöne Sache."
Der bisherige Erfolg der Mannschaft sei vor allem auf den "tollen Teamgeist" zurück zu führen, meinte Co-Trainerin Silvia Neid. "Es gibt keine Grüppchenbildung. Eine ist für die andere da", lobte sie die "Homogenität" der Truppe, die vom ersten Tag an zu spüren gewesen sei. Und hinter allem stehe der absolute Wille zum Erfolg. "Keine denkt an den zweiten Platz. Der wäre nach dem Turnierverlauf eine riesige Enttäuschung. Wir sind auf den Titel programmiert."