Auf den Tag elf Wochen liegt das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien zurück. 77 Tage, in denen gefühlt jede Sekunde des historischen vierten Titelgewinns der deutschen Nationalmannschaft besprochen und genauestens analysiert worden ist - dachte man jedenfalls. Wie jetzt bekannt wurde, hielten die Verantwortlichen zumindest im Fall des Zusammenpralls zwischen Christoph Kramer und dem Argentinier Ezequiel Garay aus der 17. Minute einige heikle Details unter Verschluss.
Dank den Bayern-Stars Thomas Müller, Phlipp Lahm und Manuel Neuer kamen diese nun ans Licht. In einer nicht ganz ernst gemeinten Videobotschaft im "Sportstudio" des ZDF schilderten die drei Weltmeister ihre ganz persönlichen Erinnerungen an Kramers benommenen Auftritt im WM-Endspiel im Maracana-Stadion - sehr zur Freude des Gladbacher Profis, der die ironischen Ausführungen breitlächelnd als Studiogast verfolgte.
"Ey, Manu, lass' mich ins Tor!"
"Ich bin froh, dass bis heute nicht alles ans Tageslicht gekommen ist, was da wirklich passiert ist", sagt Lahm mit ernstem Gesichtsausdruck, um dann auszuführen: " Es hat alles damit angefangen, dass er zu mir kam und mir die Kapitänsbinde abreißen wollte." Auch Müller packt aus: "Das war schon krass. Mich hat er immer mit Gerd angesprochen und mir zum Finale von '74 gratuliert." Während es dem 25-Jährigen schon deutlicher schwerer fällt ernst zu bleiben als Lahm, erzählt Neuer ganz abgeklärt von Kramers Benommenheit. "Irgendwann ist er dann zu mir gekommen und hat gesagt: Ey, Manu, lass' mich ins Tor", so der Torhüter.
Lahm sei irgendwann fast der Kragen geplatzt, wie er gesteht. "Als er mit dem Schiri das Trikot tauschen wollte, da habe ich mir gedacht: So, jetzt reicht es", sagt Lahm, der nach der WM seinen Rücktritt aus der DFB-Elf bekannt gegeben hatte. Für Müller kam Kramers Auswechslung 14 Minuten nach dem Zusammenstoß daher auch zum richtigen Zeitpunkt. "Wer weiß, was er sonst noch alles gemacht hätte. Vielleicht hätte er dem Schiri noch die Unterhose ausgezogen", glaubt er.
Kramer nimmt's mit Humor
Kramer nahm die ausgeplauderten "Geheimnisse" seiner WM-Kollegen mit Humor. "Was da jetzt ans Licht gekommen ist, dafür muss ich geradestehen und mich entschuldigen", sagt der 23-Jährige.
Nachdem WM-Finale hatte der italienische Schiedsrichter der Partie, Nicola Rizzoli, berichtet, Kramer habe ihm damals nach dem Ellenbogencheck von Argentiniens Garay völlig benommen gefragt, ob das gerade das WM-Finale sei. Als Rizzoli die Frage bejaht habe, habe der Gladbach-Profi geantwortet: "Danke, das ist wichtig zu wissen."
Kramer selbst hat keine Erinnerungen an seinen Blackout. Seine Verletzung gilt jedoch als Auslöser einer Debatte um den Umgang mit Zusammenstößen im Fußball. Erst in der vergangenen Woche legte der Fußball-Weltverband Fifa einen Vorschlag vor, wonach Spiele für drei Minuten unterbrochen werden sollen, sobald der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung eines Akteurs bestehe.