Kontinentalvergleich Ryder Cup wieder in Europa: "Feiern als gäbe es kein Morgen"

Europa gelang die Titelverteidigung im Ryder Cup. Foto: Seth Wenig/AP/dpa
Europa gelang die Titelverteidigung im Ryder Cup. Foto
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Erstmals seit 2012 gewinnt Europa auswärts den Ryder Cup - und erlebt trotz riesigen Vorsprungs am Schlusstag beinahe noch ein dramatisches Ende. Die USA holen mehr Punkte auf als jemals zuvor.

Rory McIlroy versprach mit feuchten Augen eine gigantische Party für die Titelverteidigung im Ryder Cup, Shane Lowry gönnte sich schon Minuten zuvor ein Bier nach dem wichtigsten Putt des Tages. Trotz unerwartet dramatischer Entwicklungen holte Team Europa wie zuletzt 2012 auswärts die wichtigste Trophäe im Golf-Sport und bezwang die USA vor den Toren New Yorks 15:13. "Wir werden feiern, als gäbe es kein Morgen", sagte der Nordire McIlroy. "Ich bin extrem stolz darauf, Teil dieses Teams zu sein."

Trotz eines Sieben-Punkte-Vorsprungs hatte erst Lowrys Schlag die Titelverteidigung für Europa perfekt gemacht - nach einer Aufholjagd der Gastgeber im Bethpage State Park auf Long Island, die kaum jemand für möglich gehalten hatte. Die USA verpassten nur knapp das größte Comeback in der Geschichte des Wettbewerbs. "Ich kann nicht glauben, dass der Putt rein ist. Der Ryder Cup bedeutet mir alles", sagte Lowry. Die nächste Ausgabe ist 2027 in seiner Heimat. 

Europas Kapitän: "Man wird jahrzehntelang über sie sprechen"

"Das waren die stressigsten zwölf Stunden meines Lebens", sagte Europas Kapitän Luke Donald, der bereits beim Sieg in Rom vor zwei Jahren die Verantwortung getragen hatte. "Wir wussten, dass die tough sind, aber nicht, dass sie so tough sind. Großen Respekt an sie", meinte er in Richtung der geschlagenen Amerikaner. Über sein eigenes Team sagte Donald: "Ich könnte nicht stolzer sein auf die Jungs. Man wird jahrzehntelang über sie sprechen." Ob er als Kapitän weiter macht, ließ er offen. 

Der halbe Punkt für das Unentschieden gegen Russell Henley brachte Europa auf 14 Zähler - das reichte zur Titelverteidigung und einen Riesensprung von Lowry über das Grün nach anstrengenden Stunden. Von der Souveränität der beiden ersten Tage war am Schlusstag allerdings nichts mehr zu sehen, die US-Profis um den Weltranglistenersten Scottie Scheffler setzten die Europäer gehörig unter Druck. "Die ersten Tage liefen nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich bin echt müde, aber stolz auf den Kampf, den wir heute geliefert haben", sagte Scheffler. 

Der Schwede Ludvig Aberg gewann am Schlusstag als einziger Europäer sein Einzel, er bezwang Patrick Cantlay bereits nach 17 Bahnen. "Es war hart", sagte Aberg. "Es wurde immer lauter und man konnte die Umgebung fühlen." Lowry sowie Matt Fitzpatrick, Robert MacIntyre und Tyrelll Hatton (alle England) holten jeweils einen halben Punkt durch Unentschieden, die anderen Europäer verloren ihre Duelle. Fitzpatrick gab gegen Bryson DeChambeau zwischenzeitlich fünf Bahnen Vorsprung noch aus der Hand.

Ein halber Punkt wird unerwartet wertvoll

Als unerwartet wertvoll erwies sich zudem der halbe Punkt, den Europa schon am Sonntagmorgen bekommen hatte - Viktor Hovland konnte wegen Schmerzen am Nacken nicht antreten, das Duell mit Harris English fiel deswegen aus und beide Teams bekamen einen halben Zähler gutgeschrieben.

Aus dem 11,5:4,5 vom Samstagabend war so also schon vor dem ersten Abschlag ein 12:5 für die Europäer geworden. Zur Titelverteidigung reichten Europa deswegen zwei weitere Punkte, es war der größte Vorsprung vor dem Schlusstag seit Einführung des aktuellen Formats 1979. Seither sind auch Kontinental-Europäer dabei. Was für die Amerikaner zunächst aussah wie der Versuch, die höchste Niederlage der Ryder-Cup-Geschichte zu verhindern - das 19:9 für die USA vor vier Jahren war dafür die Marke - entwickelte sich dann allerdings zunehmend zu einer kaum für möglich gehaltenen Aufholjagd. 

"Wir haben an den beiden ersten Tagen nicht unser Bestes gespielt, aber heute haben wir das geschafft", sagte US-Kapitän Keegan Bradley. Er gratulierte Europa: "Sie haben besser gespielt als wir. Sie haben das verdient. Meiner Meinung nach ist Luke Donald der beste europäische Kapitän der Geschichte."

Vor zwei Jahren besiegte Europa in Rom die Amerikaner klar mit 16,5:11,5 Punkten. McIlroy hatte unmittelbar danach bereits den Auswärtssieg in Bethpage angekündigt - und Wort gehalten. "Das "Ole Ole" in Amerika zu hören und etwas zu tun, was viele Leute nicht für möglich gehalten haben, das hat uns motiviert", sagte der Weltranglistenzweite. Von den 19 Ryder Cups seit 1979 hat Team Europa nun 13 gewonnen.

dpa

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