Der 9. NFL-Spieltag Die Chiefs jubeln ohne Taylor Swift in Deutschland – und in den USA sorgt ein Quarterback für Aufsehen

  • von Mona Stevens und Anja Treiber
Hessen statt Bayern: Ein Jahr nach dem ersten NFL-Spiel in München ist in diesem Jahr Frankfurt der Gastgeber von zwei NFL-Partien.
Hessen statt Bayern: Ein Jahr nach dem ersten NFL-Spiel in München ist in diesem Jahr Frankfurt der Gastgeber von zwei NFL-Partien.
© Alex Grimm / Getty Images
Die NFL ist zurück auf deutschem Boden und sorgt in Frankfurt für Ausnahmezustand – nur einer wird das Aufeinandertreffen mit seinem alten Team gerne schnell wieder vergessen wollen. Derweil bricht CJ Stroud auf amerikanischem Boden weiter Rekorde.

Das Warten der deutschen Football-Fans hat ein Ende: Nachdem die NFL im vergangenen November ihre Premiere auf deutschem Boden feierte, kehrt sie dieses Jahr gleich an zwei Wochenenden zurück. Den Anfang machte dabei das Spitzenspiel zwischen den Kansas City Chiefs, dem amtierenden Super-Bowl-Sieger, und den Miami Dolphins, die die gefährlichste Offense der Liga stellen. Ihre größte Waffe ist Wide Receiver Tyreek Hill, der diese Saison bereits über 1000 Yards erzielte – was noch nie zuvor einem Spieler in den ersten acht Saisonspielen gelang. Was Hill nahezu unaufhaltsam macht, ist seine enorme Geschwindigkeit.

Bereits in der Highschool rannte er die 200 Meter in 20,14 Sekunden – das hätte für Platz sechs bei den olympischen Spielen 2021 gereicht. Und aus noch einem Grund stand er im Fokus der Medien: Die ersten Jahre seiner Karriere spielte er für die Chiefs, mit denen er sich am Ende seines bestehenden Vertrages auf kein neues Jahresgehalt einigen konnte. Was folgte, war der Wechsel nach Miami, wo der 29-Jährige in dieser Saison rund 26 Millionen Dollar verdient.

In Frankfurt aber zeigte zunächst der amtierende Champion, dass auch in dieser Saison wieder mit den Chiefs zu rechnen ist. Angeführt von Superstar-Quarterback Patrick Mahomes und gestärkt durch eine überragende Defensive, erspielten sich die Chiefs bis zur Halbzeit eine 21:0-Führung. Dabei war es ausgerechnet Tyreek Hill, der kurz vor der Pause den Ball verlor und es der Chiefs-Defense ermöglichte, den Ball in die Endzone zu bringen. Frustriert warf Hill seinen Helm auf den Boden.

Dass es am Ende nochmal spannend wurde, war eher der Unaufmerksamkeit der Chiefs geschuldet als einem Erwachen der Dolphins, deren Offensive erst gegen Ende der zweiten Hälfte ins Spiel fand und auf den Endstand von 14:21 verkürzen konnte.

Auch wenn spielerisch sicherlich mehr drin gewesen wäre und Weltstar Taylor Swift ihrem Freund Travis Kelce zum Leidwesen vieler Fans keinen Überraschungsbesuch abstattete, sorgten beide Teams und die deutschen Zuschauer für einen unvergesslichen Football-Nachmittag in begeisternder Stadionatmosphäre. Besonders beeindruckend ist dabei das familiäre Miteinander, bei dem Fans in den Trikots der unterschiedlichsten NFL-Teams zusammen die seltene Möglichkeit genießen, ein NFL-Spiel sehen zu können. Bereits am kommenden Sonntag ist die NFL erneut in Frankfurt zu Gast. Dann treffen ab 15.30 Uhr die New England Patriots und die Indianapolis Colts aufeinander.

CJ Stroud empfiehlt sich erneut für den "Offensive Rookie of the Year"-Award

Aber auch außerhalb Deutschlands gab zahlreiche Sensationen: Die Baltimore Ravens demoralisierten völlig chancenlose Seahawks mit 37:3, die Las Vegas Raiders blühten unter ihrem neuen Cheftrainer auf und schickten die New York Giants mit 30:6 nach Hause. Quarterback Joshua Dobbs, der am Dienstag erst von den Arizona Cardinals zu den Minnesota Vikings getraded wurde, gewann aus dem Stehgreif direkt mit 31:28 gegen die Atlanta Falcons.

Anja Treiber (links) spielt als Wide Receiver für die Erlangen Rebels sowie die deutsche Nationalmannschaft (Tackle und Flag). Mit der Nationalmannschaft gewann sie 2015 die Bronzemedaille bei der EM, im Flag-Football 2017 die EM-Silbermedaille. Zuvor spielte die Lehrerin für Sport und Latein 25 Jahre Fußball, unter anderem für den SV 67 Weinberg in der zweiten Frauenbundesliga. Seit 2023 ist sie zudem im Trainerteam der neu gegegründeten U17-Mädchen-Flagfootball-Nationalmannschaft als Offensive Coordinator tätig.   Mona Stevens spielt für die "Saarland Ladycanes" sowie die deutsche Football-Nationalmannschaft der Frauen (Flag und Tackle) auf der Position des Quarterbacks. Außerdem fungiert Stevens seit 2022 für die NFL als offizielle Botschafterin des Flag Footballs. Die Saarländerin ist Teil des RTL NFL On-Air-Teams und in zahlreichen Formaten als Football-Expertin zu sehen.
Anja Treiber (links) spielt als Wide Receiver für die Erlangen Rebels sowie die deutsche Nationalmannschaft (Tackle und Flag). Mit der Nationalmannschaft gewann sie 2015 die Bronzemedaille bei der EM, im Flag-Football 2017 die EM-Silbermedaille. Zuvor spielte die Lehrerin für Sport und Latein 25 Jahre Fußball, unter anderem für den SV 67 Weinberg in der zweiten Frauenbundesliga. Seit 2023 ist sie zudem im Trainerteam der neu gegegründeten U17-Mädchen-Flagfootball-Nationalmannschaft als Offensive Coordinator tätig. 
Mona Stevens spielt für die "Saarland Ladycanes" sowie die deutsche Football-Nationalmannschaft der Frauen (Flag und Tackle) auf der Position des Quarterbacks. Außerdem fungiert Stevens seit 2022 für die NFL als offizielle Botschafterin des Flag Footballs. Die Saarländerin ist Teil des RTL NFL On-Air-Teams und in zahlreichen Formaten als Football-Expertin zu sehen.
© Privat

Der größte Nervenkrimi ereignete sich zwischen den Houston Texans und den Tampa Bay Buccaneers. Der Hauptdarsteller: Texans-Quarterback CJ Stroud. In einer Partie, in der die Führung ständig zwischen den beiden Teams hin und her wechselte, stand es 46 Sekunden vor Schluss noch 37:33 für die Buccaneers. In weniger als einer Minute einen Touchdown erzielen zu müssen, ist aus zwei Gründen schwer: Die Verteidigung spielt in diesen Situationen zumeist eine sogenannte Prevent-Defense. Dabei lässt man die kurzen Zonen des Spielfelds ungedeckt und konzentriert sich mit vielen Spielern nur auf die Verteidigung tiefer Pässe und auf die Bewachung der Seitenaus-Linie. Die Aus-Linie ist in dieser Phase des Spiels so entscheidend, da, wenn alle Timeouts aufgebraucht sind, die Uhr nur angehalten werden kann, wenn ein Pass nicht gefangen wird oder der Ballträger ins Aus läuft. Man spielt also nicht nur gegen die Defense, sondern auch gegen die Zeit. Als Verteidiger kann man folglich sehr gut voraussehen, wohin der Quarterback den Ball werfen möchte: Tief in Richtung Seitenlinie.

Aber für CJ Stroud, dem an diesem Tag alles gelang, war auch das kein Problem. Mit präzisen Pässen führt er sein Team über das Feld, fand sechs Sekunden vor dem Ende einen freien Receiver in der Endzone und stellte scheinbar spielerisch leicht den Endstand von 37:39 her. Der Rookie-Quarterback, der bereits in den ersten Wochen der Saison durch seine fehlerfreie Spielweise für Aufsehen sorgte, brach mit seiner gestrigen Performance erneut einen NFL-Rekord: Noch nie gelang es einem Spielmacher in seiner ersten Saison in einem einzigen Spiel für 470 Yards und fünf Touchdowns zu werfen. Werte, die selbst von Spielern wie Patrick Mahomes und Josh Allen nur sehr selten erreicht werden.

Und noch etwas Kurioses gab es in diesem Spiel zu bewundern: Als sich der Kicker der Texans während des Spiels verletzte, übernahm kurzerhand Runningback Dare Ogunbowale seine Aufgabe und verwandelte im vierten Quarter ein 29-Yard-Fieldgoal zur zwischenzeitlichen Führung für die Texans.

Transparenzhinweis: Der stern ist ein Teil von RTL Deutschland.

PRODUKTE & TIPPS