Halbzeit-Bilanz Im Mittelmaß versunken

Das deutsche Olympiateam weist zur Halbzeit der Spiele eine durchwachsene Bilanz auf. Vor allem in den ersten Tagen taten sich die Athleten schwer. Und in den Kernsportarten wie Schwimmen verloren sie trotz des Doppelsiegs von Britta Steffen an Boden. Überraschende Erfolge gab es in den Randsportarten.

Die Gold-Sammlung funkelt, doch die Schwachstellen im deutschen Spitzensport kann sie nicht überstrahlen. Zur Halbzeit der Olympischen Spiele in Peking zog DOSB-Generaldirektor Michael Vesper eine insgesamt positive Zwischenbilanz, ohne aber in Euphorie zu verfallen. "Wenn man die ersten sieben Tage sieht, haben wir einen guten Start hingelegt", sagte der Funktionär in Peking. "Das lässt uns hoffen, das uns selbst gesteckte Ziel, den Abwärtstrend zu stoppen und mindestens so gut abzuschneiden wie in Athen, zu erreichen."

Deutsche siegen vor allem in den "kleinen" Disziplinen

Neun Gold-, fünf Silber- und fünf Bronzemedaillen hatte die Mannschaft des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) bis zum Sonntag aufzuweisen. In Athen 2004 hatten deutsche Athleten 49- mal Edelmetall gewonnen, davon 13-mal Gold, 16-mal Silber und 20-Mal Bronze. Etwas überraschend lag Deutschland vor dem neunten Wettkampf-Tag in China in der Medaillenwertung hinter den enteilten Gastgebern und den USA sogar auf Platz drei, wurde am Sonntag allerdings wieder von den Briten aus den Top 3 verdrängt. "Wir bleiben auf dem Teppich", meinte Vesper, der in China auch als Chef de Mission fungiert.

Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds, freut sich vor allem über das Auftreten der deutschen Olympia-Sportler. "Was mich am meisten freut: Wir haben tolle Siegertypen", meinte der Jurist aus Tauberbischofsheim. "Wie sich die deutschen Athleten hier darstellen, erfolgsorientiert, sympathisch und mit positiver Ausstrahlung, das wird dem Gedanken des Leistungssports sicher helfen."

Grund zum Abheben besteht aber auch nicht: Vor allem in den "kleinen" und sonst medial wenig beachteten Disziplinen gelangen überraschende Siege. "Das sind die Spiele der Randsportarten", stellte DOSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen fest.

Nur Steffen verhindert ein Debakel

In der olympischen Kernsportart Schwimmen verhinderte nur Britta Steffen mit Gold über 100 und 50 Meter Freistil eine Totalpleite. Auch Ole Bischof im Judo mit seinem Olympiasieg oder Ringer Mirko Englich mit Platz zwei schönten die mäßigen Bilanzen in ihren jeweiligen Sportarten. Dagegen enttäuschten die Straßenradfahrer ebenso wie die Ruderer trotz des nur knapp verpassten Olympiasieges am Samstag von Christiane Huth und Annekatrin Thiele im Doppelzweier. Fahnenträger Dirk Nowitzki schied mit dem deutschen Baskeball-Team sang- und klanglos nach der Gruppenphase aus.

Das Silber für Ralf Schumann und Bronze für Christian Reitz am Samstag konnte zumindest das Abschneiden der Sportschützen retten. Zuvor hatten bereits Munkhbayar Dorsjuren und Christine Brinker jeweils den dritten Rang belegt. Für eine große Überraschung sorgte Roger Kluge, der mit seinem Rad Silber über 40 Kilomter auf der Bahn holte. Als zuverlässige Edelmetallsammler erwiesen sich fast traditionell die deutschen Reiter in der Vielseitigkeit und in der Dressur mit drei Goldmedaillen. Zu den Überraschungen zählten die Fechter mit zwei Goldcoups durch Benjamin Kleibrink und Britta Heidemann.

Ziel ist Olympia 2012

"Wir werden alles genau auswerten", kündigte Vesper an. Seit seiner Gründung vor zwei Jahren habe der DOSB an einem neuen Leistungssportkonzept gearbeitet und dieses umgesetzt. Dabei gelte nicht mehr das "System Bestrafung", sagte der Ex-Politiker. Nicht mehr nur Erfolge sollen honoriert werden, sondern der DOSB will den zurückgefallenen Verbänden helfen.

Der ehemalige Weltklasse-Turner Eberhard Gienger, im DOSB-Präsidium als Vizepräsident für den Leistungssport zuständig, schränkte allerdings ein: "Die Strukturreform hat für Peking noch keine Auswirkungen haben können." Es seien Zielvereinbarungen mit den Verbänden getroffen worden. Sie würden im Sommersport aber erst nach den Olympischen Spielen greifen. Gienger glaubt: "Frühestens in zwei Jahren können wir erste Auswirkungen erkennen." Das große Ziel heißt: Olympia 2012 in London.

DPA
DPA/sepi

PRODUKTE & TIPPS