Wenn Malaysias beste Sportschützin Nur Suryani Mohamad Taibi bei den Olympischen Spielen in London antritt, wird sie im achten Monat schwanger sein. "Viele Leute sagen, ich sei verrückt und egoistisch, weil sie glauben, ich würde mit der Gesundheit meines Babys spielen", sagt die Nummer 47 der Weltrangliste, die im September ihre erste Tochter erwartet. Die Gold-Gewinnerin der Commonwealth Games von 2010 ist jedoch fest entschlossen, in London in der Disziplin Zehn Meter Luftgewehr anzutreten und womöglich das erste Gold in der Geschichte ihres Landes zu holen.
Zwar ist die 29-Jährige nicht die erste schwangere Athletin bei Olympia, aber bei keiner war die Schwangerschaft schon so weit fortgeschritten. "Ich kann normal schießen. Nur ein Tritt des Babys hält mich davon ab, den Abzug zu betätigen", berichtet die Marine-Offizierin. Sportschützen erlauben sich kurz vor dem Schuss normalerweise nicht die geringste Bewegung. Manche passen sogar den Moment zwischen zwei Herzschlägen ab, um zu schießen. Nur Suryani rezitiert Koran-Verse, um das Ungeborene zu beruhigen: "Jeden Morgen rede ich mit ihr und sage: 'Mama geht jetzt zum Training. Bitte bleib ruhig. Nicht treten.'"
Die Sportschützin weiß auch ihren Ehemann auf ihrer Seite. "Mein Mann hat gesagt, dass ich es machen soll. So eine Chance kommt vielleicht nicht wieder", berichtet die Sportlerin. Ihr Mann reist sogar mit nach London, um Nur Suryani und Dayana Widyan, wie die Kleine einmal heißen soll, zu unterstützen - für den Fall, dass das Mädchen etwas früher zur Welt kommen sollte.