Olympia 2012 Deutsche Teamsprinterinnen feiern Glücksgold

Die deutschen Radsportlerinnen Miriam Welte und Kristina Vogel haben Gold im Teamsprint gewonnen - mit viel Glück. Die schnelleren Chinesinnen wurden wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert.

Fassungslos griffen sich Miriam Welte und Kristina Vogel an den Kopf und konnten ihr verspätetes Gold-Glück kaum glauben. Das Sprintduo hatte schon strahlend erste Interviews zum zweiten Platz gegeben, als sie plötzlich im olympischen Radoval als Olympiasiegerinnen dastanden. Die im Finale schnelleren Chinesinnen wurden wegen eines Wechselfehlers zurückgestuft und mussten sich mit Silber begnügen. "Das muss ich erst einmal sacken lassen", meinte Miriam Welte am Donnerstagabend. Und auch Kristina Vogel wusste nicht, wie ihr geschah: "Soviel Glück auf unserer Seite - komisch."

Anschließend rasten René Enders (Erfurt), Robert Förstemann (Gera) und Maximilian Levy (Cottbus) zu Bronze. Im kleinen Finale bezwang der Weltmeister die Australier. Gold ging unter dem Jubel von 6000 Zuschauern an Gastgeber Großbritannien mit dem Idol Sir Chris Hoy, der sich mit seiner fünften Goldmedaille zum erfolgreichsten Radsportler der Olympia-Geschichte aufschwang.

Chinesinnen fahren zuvor zweimal Weltrekord

Schon vor dem Finale hatte das deutsche Frauen-Paar zuvor hatte aus Kaiserslautern und Erfurt vom Pech der Britinnen profitiert, die ebenfalls wegen eines Wechselfehlers bestraft wurden. Im Endlauf sprach alles für die Chinesinnen, die in ihren ersten beiden Duellen zweimal Weltrekord gefahren waren. Jubeln durften am Ende Welte und Vogel. "So viel Glück hat man selten im Leben. Ein Podiumsplatz war verdient. Dass es Gold wurde, ist für die anderen schade, für uns gut", sagte Bundestrainer Detlef Uibel.

Premierminister David Cameron und die Prinzen William und Harry jubelten zu den Klängen von David Bowies "Heroes". Die Halle stand Kopf, als Chris Hoy sein Trio zum Erfolg trieb. Die Zuschauer in der bis auf den letzten Platz gefüllten Arena verwandelten den futuristischen Bau im Olympia-Park in einen Hexenkessel. Die Tickets für die Bahnwettbewerbe waren in London mit die begehrtesten, alle Veranstaltungstage bis kommenden Dienstag waren im Handumdrehen ausverkauft.

Verletzungsschock für die Männer

Der erste Bahn-Wettbewerb hatte mit einem kleinen Schock für die deutschen Männer begonnen. Das Team musste umgebaut werden, weil sich Stefan Nimke beim Warmfahren am Lendenwirbel verletzt hatte. Ihn ersetzte Förstemann, der nur durch eine Lücke im Reglement eingesetzt werden durfte. Offiziell ist der Mann mit den dicksten Oberschenkeln (73 Zentimeter) in London Starter im Mountainbike."Das war eine große Schrecksekunde für uns. Die Drei haben sich in der Quali auch schwergetan, steigerten sich dann aber zum Glück", meinte Uibel.

Vor den Rennen hatte der Trainer gestänkert und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) kritisiert, weil der den Deutsch-Briten Philip Hindes für einen Start im Gastgeber-Team freigegeben hatte: "Ich kann die Entscheidung des DOSB nicht nachvollziehen. Immerhin stehen wir im sportlichen Wettstreit." Der gebürtige Krefelder startete als Junior erfolgreich für Deutschland, ehe er Ende 2010 die britische Staatsbürgerschaft annahm. "Da gibt es klare Regularien und normalerweise eine vierjährige Sperre", hatte Uibel erklärt.

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Andreas Zellmer und Inga Radel/DPA

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