DOPING Ullrich streitet Doping ab

Der Radprofi Jan Ullrich hat seinen positiven Doping-Befund mit der Einnahme von Tabletten erklärt. »Es war eine Dummheit, die unverzeihlich ist«, sagte er heute auf einer Pressekonferenz.

Jan Ullrich hat sich schuldig bekannt und seinen positiven Doping-Befund mit der Einnahme von Tabletten erklärt. »Es war eine Dummheit, die unverzeihlich ist«, sagte der Rad- Olympiasieger und Tour-de-France-Gewinner von 1997 am Samstag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt/Main. Er habe am Abend vor dem Doping-Test mit Bekannten ein Lokal aufgesucht und »einiges getrunken«. Dabei habe ihm jemand zwei Tabletten gegeben. Ullrich verzichtete auf die Öffnung der B-Probe und erkannte das Ergebnis der A-Probe an.

Den Vorwurf des bewussten Dopings wies Ullrich entschieden zurück. »Ich habe noch nie mit verbotenen Mitteln versucht, meine Leistung zu verbessern«, sagte der 28-Jährige. »Es war eine Riesendummheit für mich. Ich habe aber nichts zur Leistungssteigerung benutzt.« Gleichzeitig kündigte Ullrich, der wegen langwieriger Knie-Probleme in diesem Jahr erst ein Rennen bestritten hat und die Tour de France absagen musste, sein Comeback an. »Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.«

Bei einer unangemeldeten Kontrolle der deutschen Anti-Doping- Kommission (ADK) in der Rehabilitation nach einer Knie-Operation war bei Ullrich am 12. Juni das Stimulanzmittel Amphetamin nachgewiesen worden. Ullrich war darauf hin von seinem Arbeitgeber Team Telekom beurlaubt worden und muss sogar mit der Entlassung rechnen. »Wenn Ullrich nach positiver A- und B-Probe vom Sportgericht rechtskräftig verurteilt wird, müssen wir ihn entlassen. So steht es in unseren Fahrerverträgen«, hatte Teamsprecher Olaf Ludwig nach Bekannt werden des Dopingverdachts erklärt. Ullrich nannte die Beurlaubung »absolut gerechtfertigt«. Über die Fortsetzung des Vertragsverhältnisses konnte er noch nichts sagen: »Wir haben gute Gespräche gehabt, ich kriege Unterstützung. Genau kann man das noch nicht sagen.«

Dem Olympiasieger droht eine Sperre von sechs bis zwölf Monaten durch den BDR. »Wir werden jetzt das Sportstrafverfahren einleiten«, sagte BDR-Präsidentin Sylvia Schenk. Ullrich muss auch mit einem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren rechnen, falls er der Einnahme des Rauschmittels Amphetamin endgültig überführt wird.

Jan Ullrichs Erklärung in Auszügen

»Hallo. Ja gut, wir wissen ja auch alle, um was es geht. Die letzten zwei Tage wurde ja fleißig berichtet und ich will auch gar nicht drum herum reden...

...ich habe gestern dem Bund Deutscher Radfahrer schriftlich eingereicht meine Stellungnahme. Darin steht, dass ich auf die B- Probe verzichte. Das heißt also für mich, dass ich die A-Probe, die positive Probe, akzeptiere. Und dass ich zum ersten Mal in meiner doch schon jetzt langen Laufbahn positiv bin - positiv getestet wurde.

Im gleichen Atemzug muss ich natürlich sagen, dass es für mich klar steht, dass es für mich in dem Fall überhaupt kein Doping für mich ist. Und dass ich auch in meinen ganzen Jahren oder meiner ganzen Karriere noch niemals mit verbotenen Substanzen probiert habe, meine Leistungen zu verbessern...

Die ganze Sache ist so entstanden, dass ich - wie jeder weiß - im Dezember Knieschmerzen bekommen habe. Dann immer wieder probiert habe, mit Aufbautraining und Reha-Maßnahmen wieder in das Renngeschehen zurück zu kommen. Es nicht geschafft habe, sehr viele Anläufe genommen habe und immer wieder durch die Knieschmerzen zurückgeworfen wurde... Das es für mich eine sehr schwere Situation war, da es auch meine erste Verletzung überhaupt war...

Und das ganze halbe Jahr habe ich probiert, wie gesagt, und bin ziemlich tief am Boden gewesen. Hab' dann die Tour absagen müssen. Dann kam noch der Autounfall dazu, was auch förderlich für diese Sache war und ich hab' mich dann entschieden, mein Knie operieren zu lassen. War dann anschließend in der Reha. Und es war für mich einfach kein Erfolg sichtbar...

Ich habe diesen Erfolg, den ich erwartet hatte, eigentlich nicht sehen können. Und deswegen denke ich auch, dass es menschlich war - vielleicht sagen viele, es war ein Fehler - aber für mich ist es eigentlich menschlich, dass ich abends dann auch mal um die Häuser ziehe. Mich auch mal einfach aus meinen vier Wänden bewege und auch mal irgendwo ein Ventil ablassen muss.

Und, ja gut, die Sache ist die, dass ich am 11. weg war, mit Bekannten, und einiges getrunken hatte. Und unbewusst und, ja, eine Dummheit von mir, einfach. Da habe ich überhaupt nicht überlegt, habe ich Tabletten bekommen, hab' die eingenommen ohne zu überlegen und war mir auch in dem Moment überhaupt nicht bewusst, dass ich irgendwas Falsches oder etwas Unkorrektes mache. Am nächsten Tag war die Kontrolle da...

Es ist eine Riesendummheit für mich... Es waren keine unfairen Mittel zur Leistungssteigerung irgendwie, dass ich mir einen Vorteil verschaffen wollte. Sondern es war einfach eine Dummheit, die nicht verzeihlich ist... Und ich übernehme auch die volle Verantwortung dafür. Ja, das war's eigentlich schon.»

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