NHL-Star Christian Ehrhoff konnte sein Glück kaum fassen: "Wir haben heute Geschichte geschrieben. Das ist für jeden hier ein einmaliges Erlebnis in seiner Karriere." Nach dem Eishockey-Wunder gegen die Schweiz am Donnerstagabend konnte sogar DEB-Coach Uwe Krupp strahlen. Dem sonst so ernst drein schauenden Trainer war bewusst, dass seine Jungs mit dem Halbfinaleinzug bereits Geschichte geschrieben haben. Nach 53 Jahren steht wieder eine deutsche Mannschaft im Halbfinale einer Eishockey-Weltmeisterschaft.
Das ist ein Erfolg, der nicht hoch genug einzuschätzen ist. Das deutsche Eishockey hat es schwer, und auch in den vergangenen Jahren machten sich viele Freunde der Sportart Sorgen. Auch wenn die Deutsche Eishockeyliga die Arenen füllt und zunehmend Aufmerksamkeit gewinnt, stand die Nationalmannschaft immer weit hinter den großen Nationen. Das hat sich nun geändert. Schließlich sind Top-Nationen, wie Kanada, Finnland oder die USA, bereits ausgeschieden. Mit dem Sieg am Donnerstag gegen Erzrivale Schweiz ist die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft plötzlich ein ernstzunehmender Gegner.
Keine Angst vor Russland
Kurz nach dem Abpfiff in Mannheim war für Trainer Uwe Krupp der Viertelfinalsieg noch schwer zu begreifen: "Wenn alle Spiele vorbei sind und die Spieler in der Sonne durchpusten, werden sie erkennen, welch besonderer Moment in ihrer Karriere das war." Verständlich, denn Zeit zum Nachdenken bleibt nicht. Schon am Samstag (18 Uhr) wartet in Köln die große Eishockey-Nation Russland auf die Deutschen. Bereits in der Zwischenrunde schrammten Krupps Mannschaft mit 2:3 haarscharf an einer Sensation vorbei. 25 mal holten die Russen bereits Gold bei einer WM – absoluter Rekord. Das Team um Superstar Alexander Ovechkin ist nach dem 5:2-Sieg gegen Kanada auf dem Weg zum nächsten Weltmeistertitel. Der Druck lastet eindeutig auf Russland, die nach der Olympia-Schmach von Vancouver unbedingt Weltmeister werden wollen. Nach dem deutlichen Sieg gegen die Kanadier ist den Russen die Revanche für die 3:7-Pleite bei den Olympischen Spielen geglückt. Alles andere als Gold bei der WM wäre jedoch eine Enttäuschung.
Für die jungen DEB-Cracks keine schlechte Voraussetzung, denn die Erwartungen wurden bereits weit übertroffen. So kann man auch selbstbewusst in die Partie gehen. "Wir werden denen alles abverlangen. Die werden schon merken, dass sie gegen uns gespielt haben", sagt Torhüter Dennis Endras. Der Keeper der Augsburger Panther spielt eine erstklassige WM und hat entscheidenden Anteil am DEB-Erfolg. Und die Mannschaft scheint noch mehr zu wollen: "Wir sind noch nicht am Ende in diesem Turnier. Wer weiß, was noch passiert", strotzt Daniel Kreuzer vor Selbstbewusstsein.
Am Samstagabend wird ein neues Kapitel deutscher Eishockey-Geschichte geschrieben, eventuell das Erfolgreichste überhaupt. Die Lanxess Arena in Köln wird für einen Abend der Eis-Tempel Deutschlands werden. Nur gut, dass den DEB-Cracks keine Chance gegen die Russen vorausgesagt wird, denn es scheint, dass genau das der Vorteil ist.