Handball-EM 2022 Corona, Ausfälle, starke Gegner: Was Sie über die deutsche Handball-Nationalmannschaft wissen müssen

Die Nationalspieler Patrick Wiencek und Johannes Golla
Die Nationalspieler Patrick Wiencek (m.) und Johannes Golla klatschen nach dem erfolgreichen Testspiel gegen Frankreich Trainer Alfred Gislason ab
© Imago Images
Am Donnerstag beginnt die Handball-EM in der Slowakei und in Ungarn. Das DHB-Team ist nach zahlreichen Absagen mit einem verjüngten Kader angereist und gilt als Außenseiter – und Corona wird auch eine Rolle spielen.

Die Lage der deutschen Nationalmannschaft vor der Handball-EM

Das deutsche Handball-Nationalmannschaft hat am Mittwoch ihr Hotel in der slowakischen Hauptstadt Bratislava bezogen und wird dort die Gruppenspiele ausrichten. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason gilt bei der EM nur als Außenseiter. Zahlreiche Leistungsträger wie Hendrik Pekeler oder Fabian Wiede haben aus familiären Gründen oder wegen Überlastung abgesagt. Hoffnungsträger Yuri Knorr fehlt, weil er sich nicht impfen lassen will.

Die Absagen haben zu einem harten Umbruch geführt, Gislason musste acht junge und unerfahrene Spieler nominieren. Mit Julian Köster vom VfL Gummersbach reist sogar ein Spieler aus der 2. Liga mit. Kapitän ist Kreisläufer Johannes Golla von der SG Flensburg-Handewitt. "Es ist für die aktuelle Europameisterschaft vielleicht schade, weil wir nicht mit den besten Spielern antreten und für eine Medaille erst mal nicht infrage kommen. Aber auf lange Sicht wird es sehr helfen, dass die Jungs jetzt viel Spielzeit erhalten", sagte Gislason in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Insgeheim besteht die Hoffnung, wie beim letzten EM-Titelgewinn 2016 eine Überraschung zu schaffen. Die beiden Siege in den Testspielen gegen die Schweiz und besonders gegen Olympiasieger Frankreich machen Hoffnung.

Der deutsche Kader im Überblick: 

Tor: Andreas Wolff (KS Vive Kielce/POL), Joel Birlehm (SC DHfK Leipzig), Till Klimpke (HSG Wetzlar)

Linksaußen: Marcel Schiller (Frisch Auf Göppingen), Lukas Mertens (SC Magdeburg)

Rückraum links: Julius Kühn (MT Melsungen), Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen), Julian Köster (VfL Gummersbach)

Rückraum Mitte: Philipp Weber (SC Magdeburg), Luca Witzke (SC DHfK Leipzig), Simon Ernst (SC DHfK Leipzig) 

Rückraum rechts: Kai Häfner (MT Melsungen), Djibril M'Bengue (FC Porto/POR), Christoph Steinert (HC Erlangen

Rechtsaußen: Timo Kastening (MT Melsungen), Lukas Zerbe (TBV Lemgo)

Kreis: Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt), Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen), Patrick Wiencek (THW Kiel)

Die Gruppengegner

Die Gruppe D ist verdammt schwer. Mit Polen und Belarus bekommt es die deutsche Mannschaft mit starken Gegnern zu tun, die zahlreiche Profis von internationaler Klasse und Champions-League-Erfahrung in ihren Reihen haben. Dritter Gruppengegner ist Österreich, das in den vergangenen Jahren stärker geworden ist. Nur die beiden Gruppenersten ziehen in die Hauptrunde ein, die wiederum in zwei Gruppen aufgeteilt ist.

Spieltermine der deutschen Mannschaft

14.01.2022, 18.00 Uhr: Deutschland – Belarus (ARD)

16.01.2022, 18.00 Uhr: Deutschland – Österreich (ARD)

18.01.2022, 18.00 Uhr: Polen – Deutschland (ZDF)

Corona

Die vierte Corona-Welle, die im Moment durch Europa fegt, könnte einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der EM nehmen. Polen, dritter Gruppengegner der Deutschen, meldet aktuell sieben Corona-Ausfälle. Um die EM nicht zu gefährden, wurde die Quarantäne-Zeit auf fünf Tage verkürzt. Danach kann man sich freitesten. Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar hält den Corona-Faktor sogar für entscheidend. "Ich mache mir schon Sorgen. Bei den Covid-Listen, die jeden Tag veröffentlicht werden, stellt sich nicht die Frage, wer unter regulären Bedingungen Europameister wird, sondern wer am besten durchkommt", sagte der 48-Jährige in einem Interview der Zeitung "Tagesspiegel".

Die deutsche Mannschaft ist zufrieden mit den Hygiene-Bedingungen im Hotel und in der Halle in Bratislava (Bundestrainer Gislason: "Alles sehr korrekt"). Die Franzosen hingegen, die im ungarischen Szeged spielen, beschwerten sich massiv über die Zustände in ihrem Hotel. Trotz der Zusagen wohnen dort Touristen, die sich offenbar an keinerlei Corona-Regeln halten. In den ungarischen Hallen gibt es auch keine Zuschauerbeschränkung, sondern sie dürfen voll ausgelastet sein. Was das für die Teams bedeutet, kann niemand vorhersagen. In der Slowakei dürfen die Hallen bis 25 Prozent ihrer Kapazität nutzen.

Quellen: DPA, "Süddeutsche Zeitung", Deutscher Handballbund

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