Der Europameistertitel ist für die deutschen Handballer in greifbarer Nähe. Die Spieler hüpften und tanzten über das Spielfeld, herzten sich und feierten unter dem Jubel der Zuschauer den erneuten Einzug ins Halbfinale. Durch einen verdienten 28:23 (16:12)-Erfolg über Ungarn am Freitagabend in Ljubljana erreichte der EM- und WM-Zweite als Sieger der Hauptrunden-Gruppe 2 das dritte Semifinale einer bedeutenden Meisterschaft hintereinander. Am Samstag trifft die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in einer Neuauflage des EM-Halbfinales von 2002 auf Dänemark, den Zweiten der Gruppe 1.
"Das ist ein in den letzten Jahren gewachsenes Team. Nicht umsonst sind sie EM-Dritte geworden. Die dänische Mannschaft ist sehr ausgeglichen besetzt", beurteilte Bundestrainer Heiner Brand den nächsten Gegner. Vor 4500 Zuschauern in der Tivoli-Halle hatte sein Team zuvor durch Einsatz, Cleverness und Improvisationskunst gegen Ungarn überzeugt. Bester deutscher Werfer war der Kieler Christian Zeitz (8), während sein Vereinskollege Henning Fritz im Tor glänzte.
Kaputte Asse
"Ich schätze den bisherigen Erfolg umso höher ein, weil die Vorbereitung doch ein bisschen holprig verlief und dann auch noch einige Ausfälle dazu gekommen sind. Aber das macht jetzt schon Spaß mit den Jungs hier", meinte Heiner Brand erfreut nach dem Halbfinal- Coup. Zwar seien seine Asse nach dem grandiosen Erfolg am Vortag über Slowenien "kaputt" gewesen, "umso bewundernswerter ist ihre Leistung einzuschätzen. Die Spieler haben sich wieder bravourös hineingekniet und auch verdient gewonnen", lobte der Bundestrainer seine Mannschaft.
Seinen Stammspielern, die mehrheitlich beim deutschen Meister TBV Lemgo spielen, hatte er am Vormittag trainingsfrei gegeben und sie stattdessen auf einen Spaziergang geschickt. Der noch immer an einer Hüftprellung laborierende Linksaußen Heiko Grimm nahm zwar mit den Ergänzungsspielern am Training teil, konnte aber nicht mitwirken.
Torhüter betätigt Initialzündung
Schon in der Anfangsphase der Partie peitschte Brand sein Team nach vorn. Doch das Team um Kapitän Daniel Stephan benötigte einige Zeit, um ins Spiel zu finden. Nachdem die deutsche Mannschaft mit 2:4 (6.) zurück lag, sorgte Torhüter Fritz mit seiner Steigerung nach einem gehaltenen Siebenmeter für die Initialzündung.
Beim 6:5 (11.) lag die DHB-Auswahl erstmals vorn und hatte beim 9:7 (17.) einen Zwei-Tore-Vorsprung. Dann jedoch forderten die Anstrengungen des Turniers bei Volker Zerbe ihren Tribut. Der 2,11 m große Rückraumspieler vom TBV Lemgo konnte wegen Knieproblemen nur noch in der Abwehr eingesetzt werden.
Bester Mann: Christian Zeitz
Doch sein Vertreter Christian Zeitz setzte viele Akzente. Mit sechs zum Teil tollkühn erzielten Treffern bis zur Pause hatte der unkonventionell agierende Linkshänder wesentlichen Anteil an der 16:12-Führung. "Ich bin froh, dass es heute so gut für mich gelaufen ist." Eine besondere Motivation habe er nicht gebraucht. "Da ist man so heiß, da geht alles von selbst", meinte der Kieler lächelnd. Gut löste seine Aufgabe auch der erst vor zwei Tagen eingeflogene Steffen Weber (Kronau/Östringen), der sich mit Stephan immer wieder gekonnt in der Spielmacher-Rolle ablöste.
Nach dem Wiederanpfiff legte die DHB-Auswahl sogar zunächst noch zu. Christian Schwarzer (Lemgo) erzielte mit seinem ersten Treffer das 20:14 (35.). Allerdings war damit die Moral der Ungarn noch lange nicht gebrochen. Die Magyaren kämpften sich Tor um Tor heran, weil ihr nach der Pause gekommener Torwart Nandor Fazekas bis Mitte des zweiten Durchgangs zehn Minuten lang alles hielt, was auf seinen Kasten kam. Doch da auch Gegenüber Fritz eine Glanzparade nach der anderen zeigte und zudem die deutschen Werfer ihre Sicherheit wieder fanden, gelang ein ungefährdeter und auch leistungsgerechter Erfolg.