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Internationaler Sportgerichtshof Pechstein-Urteil erneut verschoben

Eisschnellläuferin Claudia Pechstein muss weiter auf ein Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes CAS warten. Ein Ergebnis der Verhandlungen soll am 25. November verkündet werden. Einen Start beim Weltcup am Wochenende will Pechstein allerdings erzwingen.

Aus Zuversicht wird tiefe Bestürzung: Die Chancen von Claudia Pechstein auf die Rücknahme ihrer Zwei-Jahres-Sperre und einen sechsten Olympia-Start sind auf ein Minimum gesunken. Am Donnerstag teilte der Internationale Sportgerichtshof CAS auf seiner Homepage "www.tas-cas.org" mit, dass mit dem Urteil und der Begründung erst am 25. November zu rechnen ist. Ursprünglich war der Richterspruch für diese Woche angekündigt worden.

Damit kann Pechstein am Wochenende nicht beim dritten Weltcup der Eisschnellläufer in Hamar starten. Allerdings hatten ihre Anwälte zuvor einen Eilantrag an den CAS gerichtet, um ihren Start bei den 5000 Metern am Samstag doch noch zu erwirken. "Fast fünf Wochen für ein Urteil zu benötigen, wie in meinem Fall, in dem es nur ein einziges belastendes und in der Wissenschaft zudem noch umstrittenes Indiz gibt, macht mich das erste Mal sprachlos. Ich möchte dieses unwürdige Hin und Her nicht mehr weiter kommentieren", erklärte Claudia Pechstein den erneuten Aufschub. "Jetzt verschlägt es mir zum ersten Mal die Sprache", gestand auch Pechsteins Manager Ralf Grengel entsetzt, nachdem der CAS die überraschende Mitteilung auf seiner Internetseite veröffentlicht hatte.

"Man muss die Situation so nehmen, wie sie ist"


Pechstein hatte alle Hoffnungen auf den Weltcup in Hamar gerichtet, um sich dort 286 Tage nach ihrer Sperre bei der Mehrkampf- WM an gleicher Stelle ihre Chance auf Olympia zu wahren. Kaum jemand kann im Moment davon ausgehen, dass Pechstein nun noch vom CAS entlastet wird. "Man muss die Situation so nehmen, wie sie ist, und sich damit auseinandersetzen. Aber auf jeden Fall ist es für sie wieder eine Chance weniger, sich für Olympia zu qualifizieren", erklärte Günter Schumacher, der Sportdirektor der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG in einer ersten Reaktion.

"Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder Pechsteins Karriere ist zu Ende oder die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA bekommt größte Probleme mit der indirekten Beweisführung", sagte Manfred von Richthofen, der ehemalige Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa und verwies noch einmal auf die richtungweisende Bedeutung des Urteils für den Sport in aller Welt.

Am Donnerstag hatten sich die Hoffnungen der 37 Jahre alten Berlinerin zerschlagen, doch schon mit der deutschen Auswahl zur dritten Weltcup-Station in Hamar zu fliegen. Bis zum Vormittag hielt sich die Athletin in Bereitschaft, um im Falle eines überraschenden Freispruchs durch den CAS doch in die Maschine der Norwegian Airways ab Berlin-Schönefeld steigen zu können.

Eilantrag könnte richtungsweisend sein


Während sie danach frustriert einige Trainingsrunden auf dem Eis absolvierte, sandte ihr Anwalt Christian Krähe den Eilantrag an den CAS, um einen Start Pechsteins beim Weltcup in Hamar doch noch in Hamar zu erwirken. In der Begründung formulierte der Anwalt, dass für Pechstein definitiv ein irreparabler Schaden in Sachen Olympia- Qualifikation entstehen würde, wenn die Berlinerin beim einzigen 5000-Meter-Rennen vor den Spielen in Vancouver nicht starten könnte.

Die Antwort auf den Eilantrag, die vom Pechstein-Management bis zum Freitag erwartet wird, könnte nun die Richtung für das Urteil geben. Sollte der Eilantrag vom CAS abgelehnt werden, wäre es ein klares Indiz, dass die Sperre aufrechterhalten bleibt. "Gut, dass wir nochmals einen Eilantrag gestellt haben. Denn wenn dieser abgelehnt wird, weiß ich wenigstens schon einmal, was ich Mittwoch zu erwarten habe", reagierte Pechstein.

Tags zuvor hatte die Berlinerin erneut ihrem massiven Frust über die ausbleibende CAS-Entscheidung öffentlich Ausdruck verliehen. "Obwohl es für die ungeheuerliche Anschuldigung der ISU keinen Beweis gibt, warte ich nun schon fast vier Wochen auf das Urteil des CAS. Mir ist das Ganze völlig unerklärlich. Ich empfinde es als beschämend, wie ich behandelt werde", hatte Pechstein auf ihrer Homepage mitgeteilt.

Nicht überall wird ihre Medien-Offensive mit Verständnis verfolgt. DOSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen, der Claudia Pechstein aus seiner Zeit als Präsident des Landessportbundes Berlin kennt, äußerte Skepsis, dass dies der richtige Kurs sei. "Beschimpfungen der Richter sind immer der schlechteste Weg", erklärte von Richthofen. "Die Richter entscheiden nüchtern, sie achten nicht auf menschliche Gefühle", sagte der Berliner der dpa.

von Frank Thomas/DPA DPA

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