Das Internationale Olympische Komitee (IOC) setzt auf das große Geschäft: Mit der Empfehlung von Golf und Siebener-Rugby für die Aufnahme ins Programm der Olympischen Spiele 2016 will sich die Weltregierung des Sports in Krisenzeiten attraktiver und für die milliardenschweren Sponsoren der höchstprofitablen Profisportarten lukrativer machen. Mit diesem zukunftsweisenden Vorschlag hat die IOC-Exekutive am Donnerstag in Berlin die Kommerzialisierung vorangetrieben und zudem durch die Bestätigung von Frauen-Boxen beim Ringe-Spektakel 2012 in London den weiblichen Anteil im Teilnehmerfeld erhöht.
Golf und Rugby müssen bei ihren olympischen Comeback-Bemühungen noch auf die Zustimmung der IOC-Vollversammlung am 9. Oktober in Kopenhagen hoffen. Die IOC-Session kann die beiden ausgewählten Sportarten einzeln akzeptieren oder ablehnen. Eine einfache Mehrheit genügt.
Olympia-Verbände erhalten viel Geld
"Frauen-Boxen ist eine großartige Ergänzung. Es war Zeit, den Sport aufzunehmen", kommentierte IOC-Präsident Jacques Rogge die Addition von drei Gewichtsklassen bei den Frauen und freute sich sichtlich, dass die von ihm favorisierten Sportarten nur noch eine Hürde vor dem endgültigen Olympiastatus nehmen müssen. Ernüchtert und frustriert schlichen dagegen Vertreter der abgeschmetterten Bewerbersportarten Karate, Squash, Inline Skating, Baseball und Softball durch das feudale Intercontinental Hotel.
Schließlich werden die Sieger in diesem Bewerbungsmarathon reich belohnt. Jeder Verband, der bei Olympia vertreten ist, darf mit einer IOC-Subvention von mindestens 15 Millionen US-Dollar rechnen. Tiger Woods freute sich im fernen Minnesota über die gute Nachricht aus der deutschen Hauptstadt, dass das olympische Golfturnier vor einem "überfälligen" fast Comeback steht. Der Superstar der Superstars hatte sich schon vor dem Votum des IOC-Kabinetts zu seinem Traum vom Olympiasieg bekannt. 2005 war Golf, das zuletzt 1904 olympisch war, von der IOC-Session abgelehnt worden.
Erwartete Kritik
Kaum waren die kontroversen Diskussionen des 15-köpfigen Gremiums beendet, mussten sich die IOC-Granden allerdings die erwartete Kritik gefallen lassen. Golf sende das falsche Signal an die "Jugend der Welt". Oder: Durch die Empfehlung werde der eigene Anspruch auf Gleichbehandlung der Geschlechter in Frage gestellt, weil zwei der wichtigsten Clubs der Welt (Augusta National Golf Club, St. Andrews) keine weiblichen Mitglieder zulassen. Allerdings könnte die Präsenz von Golf im Programmpaket dem IOC ein schlagkräftiges Argument liefern bei den Rechteverhandlungen mit US-TV-Anbietern.
Rugby war zwischen 1900 und 1924 bei vier Olympischen Spielen dabei, allerdings in seiner ganzen Blüte mit 15 Spielern pro Team. Durch die abgespeckte Version mit sieben Akteuren pro Mannschaft verspricht sich der ehemalige Rugby-Spieler Rogge eine aufregende Aufwertung seines Hochglanzprodukts Olympia. "Wir sind eine jugendliche, dynamische Sportart, die großen wirtschaftlichen Erfolg nachweisen kann", erklärte Mike Miller, der Generalsekretär des Weltverbandes International Rugby Board. Allein der letzte World Cup brachte einen Profit von mehr als 100 Millionen Euro.
Sven Busch/DPA