Wieder einmal kam der Tod ohne Vorwarnung. Gerade erst hatte der Schiedsrichter die Kreisliga-Fußball-Partie zwischen SSV Germania Wuppertal II und SV Heckinghausen II abgepfiffen, da sackte der 36-jährige Karl-Heinz Turbon bewusstlos auf dem Platz zusammen. Auch einstündige Reanimationsversuche brachten keinen Erfolg. Die Notärzte stellten noch auf dem Sportplatz den Tod des Amateurfußballers fest. Bereits am Montag brach in Wuppertal ein 46-Jähriger mit Herzversagen in der Umkleidekabine zusammen. Es sind nur zwei von vielen Todesfällen in jüngster Zeit, Tendenz steigend - nicht nur im Breitensport, sondern vor allem im Spitzensport.
Am 18. Februar war im Trainingslager in Portugal die polnische Hammerwerferin Kamila Skolimowska, die 2000 in Sydney Olympiagold gewonnen hatte, plötzlich in Ohnmacht gefallen. Eine Bewusstlosigkeit, aus der sie nicht mehr aufwachen sollte. "Sie war niemals krank gewesen. Die Nachricht von ihrem Tod ist ein Schock", sagte Piotr Nurowski, Chef des Olympischen Komitees Polens.
In den vergangenen Jahren starben zahlreiche Top-Athleten am plötzlichen Herztod. Am 10. Januar fand man den 26-jährigen Mittelstrecken-Läufer René Herms tot in seiner Wohnung. Todesursache des fünffachen deutschen Meisters war eine Herzmuskelentzündung. Am 25. August 2007 brach der Sevilla Fußballer Antonio Puerta während der spanischen Primera-División-Partie gegen Getafe auf dem Rasen zusammen. Nach der Auswechslung kollabierte der 22-Jährige in der Kabine erneut, erlitt einen Herz-Kreislauf-Stillstand.
"Sport ist eine wirklich gefährliche Betätigung"
Am 26. Juni 2003 kippte der Kameruner Marc-Vivien Foé im Halbfinale um den Confederations Cup um, wenig später starb der 28-Jährige im Krankenhaus. Der ungarische Fußballer Miklos Feher erlag am 25. Januar 2004 beim portugiesischen Meisterschaftsspiel zwischen Vitória Guimarães und Benfica Lissabon einem Herzinfarkt. Einen Herzstillstand erlitt auch der kanadische Eishockeyprofi Stéphane Morin. Nicht anders erging es Axel Jüptner vom FC Carl Zeiss Jena, der am 23. April 1998 starb. Im Training erlitt am 20. November 1995 der russische Eiskunstläufer Sergej Grinkow eine tödliche Herzattacke. Und dies ist nur ein kleiner Auszug verstorbener Spitzenathleten.
Wenn es nach den Kardiologen geht, gilt Winston Churchills Spruch "Sport ist Mord" vor allem für den modernen Spitzensport. Besonders bei Wettkämpfen ist das Risiko hoch, dass das Herz plötzlich versagt. Domenico Corrado von der Medizinischen Schule der Universität von Padova, warnt: "Sport ist eine wirklich gefährliche Betätigung."
Angeborene Herzprobleme
Seinen Daten nach führt regelmäßig intensives Training sowie Wettkämpfe zu einem zweieinhalbmal höheren Todesrisiko als bei moderaten Hobbysportlern. Doping spielt dabei eher selten eine Rolle. Für etwa ein Drittel der plötzlichen Todesfälle sind Herzmuskelveränderungen verantwortlich, die häufig angeboren sind und lange unbemerkt bleiben. Plötzlich aber können Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern zum Tod führen. Auch Sportarten mit viel Körperkontakt sind gefährlich. "Der Aufprall von harten Gegenständen, zum Beispiel eines Balls auf den Brustkorb, kann zu gefährlichen Rhythmusstörungen führen", sagt Hans-Joachim Trappe von der Ruhr-Universität Bochum. Für Bundesligaspieler ist deshalb seit 1999 eine internistisch-kardiologische Untersuchung Pflicht.
Aus krankhaftem Ehrgeiz, Erfolgsdruck und Versagensängsten verhallen die Warnungen oft ungehört. "Für beteiligte Ärzte ist das nicht einfach", sagt Antonio Pelliccia vom Nationalen Institut für Sportmedizin in Rom. "Wir mussten beispielsweise zwei Marathonläuferinnen bei den Olympischen Spielen versorgen, die kollabiert waren", berichtet sein Kollege Dennis Cokkinos. "Wie sich herausstellte, hatten sie noch nie im Laufe ihrer sportlichen Karriere EKG machen lassen, litten aber an angeborenen Herzproblemen."