Bevor wir diese Woche auf die aktuellen Geschehnissse der NHL kommen und dabei mit Alex Ovechkin, Teemu Selanne und Patrick Kane große Namen im Pott haben, wollen wir noch einmal auf den Tod von Wade Belak zurückkommen, der bereits der dritte eines sogenannten Enforcers in diesem Jahr war.
Enforcer sind die vermeintlich harten Jungs, die in ihren Teams weniger für Tore und Assists zuständig sind, sondern dann ins Spiel kommen, wenn es darum geht, einen Faustkampf auszutragen oder sein Team mit einem harten Check aufzuwecken. Die Männer fürs Grobe also.
Angst vor dem nächsten Kampf
Was dabei bisher anscheinend keiner bedacht hat, ist, dass hinter diesen harten Jungs Menschen stecken, die mit ihrem Job teilweise große Probleme haben. Wen wunderts, wenn du nicht der gefeierte Star bist, der dein Team mit seinen Toren zum Sieg schießt, sondern immer bangen musst, ob du in diesem Spiel in einen Faustkampf verwickelt wirst und du dort deinen Mann stehen musst.
Nach Belaks Tod, dessen genaue Ursache immer noch nicht geklärt, bzw. noch nicht öffentlich gemacht worden ist, erklärte seine Mutter Lorraine dem kanadischen TV-Sender CBC News, dass Wade an Depressionen gelitten habe. Was seinen früheren Teamkollegen größtenteils nicht aufgefallen war, da sie nach seinem Tod mit großer Bestürzung reagierten und ihn als offenen und lustigen Kameraden in Erinnerung hatten.
Der dritte Tod hat nun aber doch die NHL aufgeweckt, die in einem Statement erklärte, sie werde die drei Todesfälle, so unterschiedlich sie auch waren, genau untersuchen. Auffallend ist, dass es mit Belak, Derek Boogard und Rick Rypien drei Spieler waren, die eben als Enforcer ihren Job taten. Wir können nur hoffen, dass nun etwas passiert und Belak der letzte Trauerfall sein wird, den wir zu beklagen haben.
Die NHL trauert
Aus aktuellem Anlass kann ich die traurigen Themen noch nicht verlassen. Gestern kam bei einem Flugzeugabsturz die komplette Mannschaft von Lokomotive Jaroslawl aus der russischen KHL ums Leben. Unter den Toten waren auch die ehemaligen NHL-Profis Pavol Demitra (Slowakei), Karel Rachunek, Josef Vasicek (beide Tschechien), Ruslan Salei (Weißrussland), Karlis Skrastins (Lettland) und Alexander Wasjunow (Russland).
Dementsprechend groß war die Anteilnahme. "Ich stehe unter Schock", twitterte der russische Superstar Alexander Ovechkin von den Washington Capitals. "Mein tiefstes Beileid den Familien und Freunden von Lokomotive. Meine Gedanken und Gebete sind mit den Frauen, Kindern und Eltern der Opfer", ergänzte Russlands Nationaltorwart Ilja Bryshgalov (Philadelphia Flyers). "Ich habe lange nicht mehr getwittert, aber heute will ich etwas sagen: Mein aufrichtiges Beileid an die Familien der Jaroslawl-Spieler und Trainer sowie meiner guten Freunde Josef Vasicek, Jan Marek und Karel Rachunek. Wir werden euch nie vergessen", sagte Tschechiens Stürmer Martin Havlat (San Jose Sharks).
Teemu Selanne noch unentschlossen
Doch kommen wir nun zu den sportlichen Nachrichten und da haben wir diese Woche einige große Namen im Gepäck. Zunächst Teemu Selanne. Lange wurde ja spekuliert, ob der großartige Finne noch eine Saison dranhängen wird und, was soll ich sagen, er hat immer noch keine Entscheidung getroffen.
Während man bei den Anaheim Ducks Fingernägel kauend seine Entscheidung erwartet, arbeitet Selanne weiter daran, sein operiertes Knie zu stabilisieren. Wie nhl.com berichtet, hat nun Ducks-GM Bob Murray in einer E-Mail an Helene Elliott von der Los Angeles Times ein Update bezüglich Selanne gegeben.
Murray schreibt darin, dass Selanne auf und neben dem Eis trainieren würde und er versuche, sein Knie zu stärken. Aber er sei noch nicht da, wo er eigentlich gerne sein würde. Selanne werde aber vor dem Beginn des Trainingscamps eine Entscheidung treffen. Dieses beginnt am 17. September - mit dem Medizincheck einen Tag vorher. In knapp zehn Tagen wissen wir also hoffentlich mehr.
Ovechkin zu dick?
Weniger Sorgen um seine Gesundheit hat Alex Ovechkin, dafür Sorgen sich seine Fans und die der Washington Capitals um einige Pölsterchen, die Ovechkin angeblich auf einem im Internet aufgetauchten Video um die Hüfte herum trug. Der Russe versicherte aber umgehend, dass er in Topform sei.
"Ich denke, das war ein schlechter Kamerawinkel", erklärte er laut nhl.com. "Aber mein Körper ist perfekt im Moment. Ihr könnt Mark Nemish (Konditionstrainer der Capitals, Anm. d. Red.) fragen, er wird es euch sagen. Ich denke, dass ich in besserer Verfassung als letztes Jahr und die Jahre zuvor bin. Meine Kondition ist viel besser, also fühle ich mich ziemlich gut.
Falsche Vorbereitung 2010
Es hatte ja bereits vor der vergangenen Saison Sorgen um Ovies Fitness gegeben, der eigentlich für seine überragende Physis bekannt war. Letztes Jahr hatte er seinen persönlichen Fitnesstrainer gewechselt, was aber nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Nach der ersten Trainingssession war Ovechkin sichtbar außer Atem gewesen und was folgte, war die schlechteste Saison seiner NHL-Karriere.
Und Ovechkin muss dieses Jahr sein bestes Eishockey zeigen, denn Capitals-Besitzer Ted Leonsis will sich nicht länger anschauen, wie sein Team in den Playoffs an niedriger eingestuften Gegnern scheitert - wie zuletzt vier Jahre in Folge.
Und so richtete Leonsis eine klare Ansage an Ovechkin. "Er ist unser Kapitän und er muss den Ton vorgeben", sagte Leonsis. "Er ist ein geborener Anführer und nun möchte er noch mehr als Vorbild vorangehen und Lautsprecher des Teams sein. Der beste Weg, das zu erreichen, ist, früh ins Camp kommen, in Form sein und viel Zeit mit den anderen Spielern verbringen und die neuen Jungs ins Team und die Gemeinschaft einzubringen." Sieht so aus, als hätte Ovechkin viel Arbeit vor sich...
Alles läuft nach Plan bei Patrick Kane
Gut sieht es bei Patrick Kane aus, dass er rechtzeitig zum Trainingscamp der Chicago Blackhawks wieder fit sein wird. Wie espn.com berichtet, liegt der Angreifer seinem Comeback-Plan sogar voraus. In bis zu vier Vorbereitungsspielen will Kane für die Hawks auflaufen.
Ein früherer Blackhawks-Spieler hat hingegen ganz andere Sorgen: Goalie Marty Turco ist immer noch auf der Suche nach einem Team für die neue Saison. Seine Karriere beenden möchte der 36-jährige Goalie aber eigentlich noch nicht. "Ich möchte noch etwas spielen", sagte Turco. "Ich denke immer noch, dass ich in dieser Liga spielen kann. Ich bin noch nicht bereit für meine Pläne nach der aktiven Karriere, noch nicht."
Henning Schulz