Der Fall Djokovic wächst sich mittlerweile zu einer internationalen Affäre aus. Sogar die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabic hat sich eingemischt. Für sie ist der Fall klar: Das Einreiseverbot nach Australien habe politische Gründe. Welche das sein sollen, erwähnte sie nicht.
Der Vater des Weltranglisten-Ersten, Srdjan Djokovic, verglich die Festsetzung seines Sohnes in einem Qurantäne-Hotel mit dem Schicksal von Jesus: "Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns", verkündete er auf einer Pressekonferenz.
Dabei handelt in dem Fall mutmaßlich um eine ganz irdische Posse, zu der beide Seiten ihren Teil beitragen.
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Novak Djokovic legte wohl nur ein Attest vor - zu wenig
Da ist auf der einen Seite die australische Einreisebehörde, die sich die Frage gefallen lassen muss, warum ein weiterer Profi und ein Funktionär mit den gleichen Ausnahmegenehmigung von den strengen Corona-Regeln einreisen durften, während man Djokovic festsetzte. Insgesamt erteilte der Verband sechs Ausnahmegenehmigungen, aber in den beiden genannten Fällen ist die Sachlage offenbar ähnlich gelagert wie bei Djokovic. Die australische Einreisebehörde kündigte prompt an, die beiden Fälle erneut zu überprüfen.

Worum geht es? Laut australischen Medien haben Djokovic, der namentlich nicht genannte Profi und der Offizielle nachgewiesen, dass sie in den vergangenen sechs Monaten eine Covid-19-Infektion hatten und damit als genesen gelten. Der Grund, warum Djokovic nicht einreisen durfte, liege darin, dass der Serbe lediglich das Attest eines Arztes vorlegte, während die anderen beiden je zwei Atteste präsentieren. Das hätten Quellen berichtet, die mit dem Fall vertraut seien.
Aber: Den Berichten zufolge habe Gesundheitsminister Greg Hunt den australischen Tennisverband schon im November darauf hingewiesen, dass eine überstandene Covid-19-Infektion nicht ausreiche: Wer nicht zweifach geimpft sei, komme nicht ins Land.
Reagierte die Politik erst auf die aufkommende Empörungswelle?
An den Tennisverband stellt sich die Frage, wieso er überhaupt die Ausnahmegenehmigung erteilte, wenn eine überstandene Covid-19-Infektion gar nicht ausreicht? Djokovic muss man zugestehen, dass er offenbar in dem Glauben nach Melbourne flog, alles sei in Ordnung. Die Grenzbehörden müssen sich wiederum die Frage gefallen lassen, warum der namentlich unbekannte Profi und der Funktionär mit zwei Attesten einreisten?
Möglicherweise wurde nicht so genau hingeschaut, weil beide nicht so prominent sind. Die Empörungswelle kam erst richtig ins Rollen, nachdem Djokovic ein Instagram-Posting vor seinem Abflug abgesetzt hatte. Darin sandte er einen Gruß an seine Fans und berichtete, dass er sich nun nach Down Under aufmache, um die Australien Open zu spielen. Mit einer Ausnahmegenehmigung in der Tasche!
Daraufhin brach die mediale Empörung los. Die Zeitung "The West Australian" kommentierte böse: "Der Djoker hat sich in den Joker verwandelt und sich selbst schamlos die Rolle als Bösewicht zugeteilt, bevor er seinen Versuch startet, die Tenniswelt zu regieren." Dass ausgerechnet Impfgegner Djokovic eine Ausnahmegenehmigung erhalten hatte, wurde von vielen Australiern als Hohn empfunden, nachdem das Land in der Pandemie die härtesten Lockdowns weltweit verhängt hatte. Melbourne, die Gastgeberstadt der Australian Open, traf es sechs Mal mit einer Gesamtzeit von neun Monaten, solange wie keine andere Stadt oder Region auf der Welt.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Politik durch die landesweite Empörung erst reagierte und die Grenzbeamten genauer hinschauten. So gesehen hätte Ana Brnabic vielleicht nicht ganz unrecht und Djokovic wäre eher Opfer als Täter, ganz unabhängig von seiner Haltung zum Impfen. Seine Rechtsanwälte haben Beschwerde eingelegt, am Montag wird der Fall vor Gericht verhandelt. Ausgang offen.
Quellen: "The Age", "ABC News", "Süddeutsche Zeiitung"